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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Hand auf den Arm und wies mit dem Kopf zur Tür. Mit einem Ausdruck grenzenloser Erleichterung verließ Mr Brock eilig das Zimmer.
    Nun hockte sich Julianna neben das Bett und versuchte es mit Überredungskunst.
    „Ich bitte Euch ganz herzlich liegen zu bleiben, Sir Edmund. Der Doktor sagt, es sei sehr gefährlich, wenn Ihr zu früh aufsteht.“
    „Papperlapapp. Ungleichgewicht der Temperamente, Blutandrang in der Milz, das kenne ich. Es ist zum Haareausraufen, dass alle diesen Unsinn glauben. Ich bin sicher, die angebliche Gefahr wurde maßlos übertrieben.“
    „So sehr, dass Ihr Euer Lebens aufs Spiel setzen wollt?“
    Bei dieser einfachen Frage schien Sir Edmunds Überzeugung zu wanken, und so fügte Julianna rasch mit schmeichelnder Stimme hinzu: „Ich den vergangenen Tagen bin ich nicht von Eurer Seite gewichen und werde es jetzt auch nicht zulassen, dass Euer Leben, dessen Erhalt mich so viel Kraft gekostet hat, gedankenlos neuen Gefahren ausgesetzt wird. Crispin würde es mir nie verzeihen, wenn Ihr unter meiner Obhut von einem Rückfall dahingerafft würdet.“
    Diese letzte List hatte die gewünschte Wirkung. Bei der Erwähnung seines Neffen entspannte sich Sir Edmunds abweisende Miene ein wenig. Er steckte die Beine wieder unter die Decke und lehnte sich trotzig in die Kissen zurück. Offensichtlich wollte er zumindest nicht bedingungslos kapitulieren.
    „Also gut“, knurrte er, „dann sterbe ich eben an Langeweile, an dem widerlichen Geruch des Krankenbettes und an dem Abscheu vor mir.“
    Julianna unterdrückte ein Lächeln. Sir Edmund mit seinem ausgeprägten Hang zu Wasser und Seife! Sie richtete sich auf und zog dem Kranken die Decke zurecht.
    „Ihr braucht das Bett nicht zu verlassen, um gewaschen zu werden“, sagte sie freundlich. „Auch rasieren lassen könnt Ihr Euch, während Ihr ruht. Und was die Langeweile anbelangt – was würdet Ihr denn gern tun?“

    „Die Zeitungen durchsehen“, versetzte der Kranke mürrisch, „um herauszufinden, wodurch sich die Welt seit Weihnachten so verändert hat.“
    „Ich werde Euch gern die neuesten Presseerzeugnisse besorgen und Euch daraus vorlesen. Was wäre Euch denn lieber, der Craftsman oder der Gazetteer ?“
    Dieses Angebot besänftigte Sir Edmund jedoch überhaupt nicht. „Eigentlich wäre mir eine Partie Schach im Chapterhouse lieber“, erklärte er verstockt.
    „Oh, ich kann sehr gut Schach spielen“, erwiderte Julianna betont fröhlich. „Selbst auf die Gefahr hin, unbescheiden zu wirken, wage ich zu behaupten, dass Ihr kaum einen ebenbürtigeren Partner unter den Herren Eurer Bekanntschaft finden könnt. Außerdem beherrsche ich noch Halma, Bridge, Whist …“
    „Welch ein unbeschreibliches Glück für mich!“ Obwohl Sir Edmund ans Bett gefesselt war, führte er mit seinem Spott noch eine gute Klinge. „Also, kurz und gut, ich möchte mich einfach nur an den Vergnügungen erfreuen, die die Stadt so im allgemeinen und im besonderen bietet“, setzte er zweideutig hinzu.
    Obwohl Julianna die Zornesröte über diese Beleidigung ihrer Sittsamkeit in die Wangen stieg, verstand sie nichtsdestoweniger Sir Edmunds Erklärung absichtlich falsch. „Ach, Ihr meint Konzerte und Theater? Nun, ich kann für Euch die Harfe spielen und dazu singen. Und ich kann Euch auch jedes Theaterstück vorlesen, das Ihr wünscht.“
    Sir Edmund verzog die Lippen. „Ich beginne zu begreifen, worauf du hinauswillst.“
    Mit einem ebenso glückseligen wie falschen Lächeln legte Julianna ihm die Hand auf den Arm. „Wie schön! Da Ihr ein Gentleman seid, gehe ich davon aus, dass Ihr Euch mit Anstand darein schicken werdet.“
    Ärgerlich schüttelte Sir Edmund ihre Hand ab. „Treibe es nicht zu weit, Mädchen.“
    „Ganz reizend!“, zwitscherte Julianna, als habe man ihr soeben ein großartiges Kompliment gemacht. „Dann werde ich mich also zurückziehen, damit Mr Brock und einer der Lakaien Euch bei der Toilette helfen können. Ihr werdet Euch danach sicher viel besser fühlen. Ich selbst werde zur Mittagszeit mit Eurer Suppe zurückkehren und Euch den ganzen Nachmittag über unterhalten.“
    Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich heftiger, als sie beabsichtigt hatte. Im Korridor stieß sie den Atem mit einem scharfen Pfeifen aus. Ekelhafter, dickköpfiger Kerl! Wenn sie daran dachte, was sie alles auf sich genommen hatte, um ihn zu retten!
    „Er ist eine Nervensäge, nicht wahr?“, flüsterte ihr plötzlich Mr

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