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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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als schwierig und anstrengend. Schließlich saß Sir Edmund aber dann doch in den weichen Polstern und war schon nach ein paar Meilen eingenickt, während Julianna mit leuchtenden Augen beobachtete, wie die letzten Ausläufer der Stadt in die ländliche Umgebung übergingen. Tief atmete sie dabei die erfrischende Frühlingsluft ein, und ihre natürliche Spannkraft erwachte wieder zu neuem Leben.
    Als der Wagen Guildford hinter sich gelassen hatte und von der Landstraße in einen Nebenweg eingebogen war, wurde der Untergrund immer unebener, sodass Sir Edmund schließlich von dem andauernden Geholpere erwachte. Der Schlaf schien ihn deutlich erfrischt zu haben.
    „Ich bewundere Eure Fähigkeit, unter diesen Umständen schlafen zu können“, sagte Julianna ehrfurchtsvoll. „Wie fühlt Ihr Euch denn jetzt?“
    „Als hätte mich ein indischer Tiger in den Fängen gehabt“, erwiderte Sir Edmund grimmig. „Wo sind wir denn überhaupt?“ Gespannt blickte er aus dem Fenster. „Ist das schon die Straße nach Marlwood?“
    „Vor einer halben Stunde haben wir Guildford durchquert“, erwiderte Julianna und hob einen Spankorb empor, der neben ihren Füßen gestanden hatte. „Habt Ihr Hunger? Mrs Davies hat uns einen köstlichen Reiseproviant eingepackt: Fleischpastete, Käse und Brot und sogar einen Krug Apfelwein.“
    „Das klingt ja wirklich gut. Gib mir irgendetwas herüber. Ein Glück, dass wir gutes Wetter auf der Reise haben. In dieser Jahreszeit kann ein kräftiger Regen die Wege nahezu unpassierbar machen. Und spätestens im Oktober möchte man dann wieder in die Stadt zurück, denn dann wird das Leben hier sehr eintönig.“
    „Schon möglich“, erwiderte Julianna fröhlich. „Aber jetzt genieße ich erst einmal all das Neue und die blühende Pracht um uns.“ Sie warf Sir Edmund einen prüfenden Blick zu und platzte dann heraus: „Ach, bitte, erzählt mir doch mehr über diesen Teil von Surrey. Wie ist denn Abbot’s Leigh eigentlich zu seinem Namen gekommen?“
    „Das kann ich auch nicht genau sagen.“ Bedauernd hob Sir Edmund die Schulter. „Vielleicht weil das erste Gebäude in der Nähe eines Hügels erbaut worden ist, auf dem die Abtei von Marlwood gestanden hat. Reste davon findet man selbst heute noch. Aber nur Eulen nisten jetzt dort. Als Kind bin ich gern hingegangen und habe mir vorgestellt, es wäre eine alte Burg.“
    „Ist das Anwesen schon lange im Besitz Eurer Familie?“
    „Oh, ja. Der älteste Teil des Hauses wurde bereits im 14. Jahrhundert erbaut, und wie so oft bei diesen Landsitzen kamen nach und nach weitere Anbauten hinzu. Es gibt auch eine sehr alte Kapelle dort mit der Familiengrabstätte in der Krypta. Und alles ist so dicht mit Efeu bewachsen, dass es sich im Sommer kaum von der Umgebung abhebt.“
    „Ich kann es gar nicht mehr erwarten“, seufzte Julianna. „Aber warum wohnen die Bayards eigentlich nicht mehr dort?“
    „Lieber Himmel, du hörst ja gar nicht mehr auf zu fragen.“ Sir Edmund gähnte anhaltend. „Das hängt mit dem Bürgerkrieg zusammen. Die Bayards sympathisierten mit den Royalisten, obwohl fast der ganze Süden aufseiten der Puritaner stand. Als die Königin auf der Flucht nach Frankreich war, bot ihr mein Großvater Zuflucht in Abbot’s Leigh. Nach der Restauration dann belohnte König Karl seine getreuen Anhänger. Als Dank für die Unterstützung seiner Mutter machte er Richard Bayard zum Lord Marlwood und wies ihm darüber hinaus weitere Ländereien und Zinseinkünfte zu. Sein Sohn Laurence erbte den Titel und das Besitztum und ließ Bayard Hall bauen, das viel größer und imposanter ist als der alte Bau, in dem nur meine Großmutter wohnenblieb. Nach ihrem Tod habe ich dann Abbot’s Leigh geerbt. Aber ich glaube, dort drüben kommt schon Bayard Hall in Sicht!“
    Überrascht hielt Julianna den Atem an. Sie waren auf ihrer Fahrt schon an manchem Herrenhaus vorübergekommen, an größeren und prunkvolleren. Keines aber konnte es an Harmonie und Eleganz mit Bayard Hall aufnehmen.
    „Das ist vielleicht ein Bau, nicht wahr?“, sagte Sir Edmund anerkennend. „Ja, ja, Onkel Laurence pflegte nichts halb zu tun. Der jetzige Eigentümer heißt ebenfalls Laurence. Wenn er aber nicht bald heiratet, fällt Bayard Hall eines Tages an einen anderen Zweig der Familie.“ Er blickte Julianna vielsagend an, denn diese Möglichkeit würde dann seinen Neffen Crispin betreffen.
    „Dieser jetzige Laurence ist also ein Vetter von Crispin?“, erkundigte sich

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