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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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fröhlich und so hübsch anzusehen, dass ihm die Brust vor Stolz förmlich anschwoll und merkwürdig zärtliche Gefühle in ihm ausgelöst wurden, die er rasch durch gespielte Strenge zu vertreiben suchte.
    „Noch zwei Minuten länger und Ihr hättet zu Fuß nachkommen können, Madam. Ich frage mich vergebens, warum du soviel Zeit gebraucht hast, um dich für einen Besuch beim Dorfpfarrer anzukleiden.“
    „Sir Edmund, hat Euch Eure Großmutter nie gesagt, dass Euer Gesicht eines Tages für immer so bleibt, wenn Ihr ständig derart mürrisch dreinschaut?“, fragte Julianna statt einer Antwort mit schelmischer Miene. „Ihr solltet lieber lächeln und mir bestätigen, dass ich einigermaßen annehmbar aussehe. Schließlich will ich ja um Euretwillen einen guten Eindruck machen.“
    Welcher Mann hätte einer solch entwaffnenden Offenheit standhalten können? Sir Edmund ließ einen prüfenden Blick über seine Gemahlin schweifen und räumte dann ein: „Nun gut, du siehst heute wirklich sehr nett aus, vornehm und damenhaft, aber nicht zu aufgeblasen, wie man hierzulande sagt.“
    Lachend und plaudernd fuhren sie einen von Linden im Schmuck ihres frischgrünen jungen Laubes gesäumten Weg entlang und waren, ehe sie es sich versahen, im Dorf Marlwood angelangt. Ein paar alte Leute, die vor ihren strohgedeckten Häuschen in der Sonne saßen oder im Vorgarten arbeiteten, grüßten Sir Edmund erfreut, als der Wagen an ihnen vorüberrollte. Julianna spürte ihre neugierigen Blicke, fand aber nichts Bösartiges daran.
    Bald darauf hielten Sie vor dem Pfarrhaus und begaben sich zum Portal, nachdem sie Pferd und Wagen der Obhut eines jungen Burschen überlassen hatten.
    Der Pfarrer war ein großer, breitschultrigen Mann, dessen Miene sich in wahrhaft christlicher Nächstenliebe erhellte, wenn er von seiner Tätigkeit in der Gemeinde sprach. Zu Mrs Trowbridge aber fand Julianna sofort eine enge persönliche Bindung, denn sie war offensichtlich ebenso wie sie selbst bei einem klugen und belesenen Vaters aufgewachsen. Obwohl die Pfarrersfrau nur wenige Jahre älter als Julianna sein mochte, schien sie nichtsdestoweniger ihrem Gemahl eine wertvolle Stütze bei der Erfüllung seiner Amtspflichten zu sein.
    „Da Ihr Euch für den ganzen Sommer hier niedergelassen habt“, wandte sie sich an Julianna, „könntet Ihr mir vielleicht bei meiner Arbeit in der Gemeinde helfen? Ich besuche nämlich mehrmals in der Woche Hilfsbedürftige.“
    „Aber gern, Mrs Trowbridge“, stimmte Julianna bereitwillig zu. „lasst mich wissen, wann Ihr den nächsten Besuch unternehmt und was ich dazu mitbringen soll. Vielleicht könnt Ihr auch einmal nach Abbot’s Leigh kommen? Ich glaube, wir haben viele gemeinsame Interessen.“

    „Ich würde mich außerordentlich glücklich schätzen, Lady Fitzhugh“, erwiderte die junge Frau freudestrahlend. „Meine karitative Tätigkeit verschafft mir zwar große Befriedigung, aber es wäre auch sehr schön, wenn ich mit einer anderen Frau in einen Gedankenaustausch über Kunst und Literatur treten könnte.“ Mit einer freundschaftlichen Geste legte sie ihrer Besucherin die Hand auf den Arm. „Hat Sir Edmund Euch eigentlich schon das Armenhaus gezeigt, das er vor ein paar Jahren gestiftet hat? Es ist eine große Wohltat für die Gemeinde.“
    Ein Armenhaus, ein Findlingshospital … gibt es wohl einen großzügigeren Menschen in England als meinen Gemahl, fragte sie Julianna. Oder jemanden, der sich mehr seiner Pflichten gegenüber den Armen und Schwachen bewusst ist?
    „Nun, um ehrlich zu sein, Mrs Trowbridge“, entgegnete sie mit einem etwas verlegenen Lächeln, „so bin ich, was die Mildtätigkeit meines Gemahls anbelangt, die rechte Hand, die nicht weiß, was die linke tut.“
    Auf dem Heimweg musste Sir Edmund dann immer wieder den Wagen anhalten, um mit den Leuten ein paar Worte zu wechseln und ihnen Gelegenheit zu geben, die neue Herrin auf Abbot’s Leigh kennenzulernen. Die Zuneigung der Menschen zu ihrem Landeigner war offenkundig, und auch er schien ein Herz für sie zu haben, denn er sprach jeden mit seinem Namen an und erinnerte sich hier und da an bestimmte Ereignisse in dessen Familie. Von der reservierten Höflichkeit, mit der er in der Stadt seine Bekannten zu begrüßen pflegte, war nichts mehr zu spüren.
    Ein zahnloser Alter rief ihm von seinem Lehnstuhl an der Haustür zu: „Warum habt Ihr die Braut nur nicht früher nach Marlwood gebracht, junger Herr? Aber Ihr habt die Zeit

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