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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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wenigstens gut genutzt, um einen wahrhaften Pfirsich zu finden!“
    „Nun, es dauerte eben eine Weile, bis ich die Allerbeste fand“, erwiderte Sir Edmund herzlich. „Ich freue mich, dass Euch meine Wahl zusagt, Mr Warbeck.“
    „Ja, das tut sie, das tut sie.“ Der Alte händigte einem sommersprossigen kleinen Mädchen einen Gegenstand aus, den die Kleine in Juliannas Schoß legte. „Unsre Mary bringt Euch ein kleines Amulett, Missus“, rief er zur Kutsche hinüber.
    Das Amulett erwies sich als ein kunstvoll geflochtener winziger Strohkranz, der mit wunderbar duftenden getrockneten Blüten geschmückt war.
    „Verratet es aber dem Pfarrer nicht!“, ermahnte Mr Warbeck. „Er ist nämlich verzaubert. Wenn Ihr ihn an den Rahmen Eurer Schlafzimmertür nagelt, werdet Ihr ein Jahr später ein Kind in den Armen wiegen.“
    Julianna errötete heftig und warf einen unsicheren Seitenblick auf Sir Edmund, der jedoch ungerührt scherzte: „Ach so, auf diese Weise habt Ihr Eure zwölf bekommen, Mr Warbeck? Ich habe immer geglaubt, es gehörte noch ein bisschen mehr dazu. Wie dumm von mir!“
    Als dann bald darauf auch das letzte Häuschen von Marlwood hinter ihnen lag, nahm Sir Edmund den Strohkranz von Juliannas Schoß und sagte: „Nimm es Charlie Warbeck nicht übel. Er liebt es, der Herrschaft gegenüber das große Wort zu führen, und überschreitet dabei manchmal die gebotenen Grenzen. Mrs Tully ist übrigens seine Schwester.“ Mit einem Schwung wollte er den Talisman in die Rotdornhecken am Wegrand werfen, doch Julianna fiel ihm in den Arm.
    „Nicht doch, Sir Edmund! Es ist ein niedliches Ding und bestimmt gut gemeint. Ich bin sicher, dass jedermann glaubt, wir warten sehnsüchtig auf das erste Kind.“ Lächelnd fügte sie hinzu: „Ich hebe das Kränzchen auf, bis Crispin zurückkehrt.“
    Sir Edmund lachte. „Meinst du, dass es einer solchen Unterstützung bedarf nach zwei langen Jahren auf See?“
    „Wahrscheinlich nicht“, räumte Julianna errötend ein. „Aber ich werde den Kranz trotzdem aufbewahren.“

12. KAPITEL
    An einem sonnigen Nachmittag schlug Sir Edmund vor, im nahe gelegenen Flüsschen zu angeln, und legte sich voller Stolz auf seine wiedergewonnenen Kräfte in die Ruder des kleinen Kahnes, der sich auf der leichten Strömung rasch vorwärtsbewegte. Hohe Ulmen begrenzten das Ufer und bildeten einen grünen Baldachin über dem Wasser. In einem der höchsten Zweige zwitscherte ein Hänfling, und hin und wieder durchbrachen Sonnenstrahlen das Blätterdach und ließen Juliannas lose fallende Locken wie pures Gold erglänzen. Ein warmes Lüftchen trug den Duft des blühenden Geißblatts herüber.
    In einträchtigem Schweigen ließen sich die beiden dahintreiben. Julianna konnte sich nicht erinnern, je zuvor so glücklich gewesen zu sein. Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit erfüllte sie, denn es schien ihr, als sei Abbot’s Leigh schon immer ihre Heimat gewesen, die nur auf ihre endliche Heimkehr gewartet hatte.
    Auch die Bewohner von Marlwood hatten sie uneingeschränkt in ihr Herz geschlossen, und sie erwiderte ihre Zuneigung aufrichtig. Zweimal in der Woche begleitete sie Mrs Trowbridge auf ihren Wegen und mühte sich zuvor in der Küche unter den misstrauischen Blicken von Mrs Tully, eine kräftige Brühe oder eine Fleischsülze für die Kranken zuzubereiten.
    Nach den Besuchsgängen kam Arabella Trowbridge hin und wieder mit nach Abbot’s Leigh. Dann tranken die beiden jungen Frauen im Garten Tee, unterhielten sich über Bücher und philosophierten wohl auch ein bisschen über Gott und die Welt. Julianna bewunderte Mrs Trowbridges Hingabe an ihre Arbeit in der Gemeinde, während sie ihre Zuneigung zu dem ernsten und unscheinbaren Pfarrer nicht so recht nachempfinden konnte. Aber welcher Außenstehende war schon in der Lage, die Anziehungskraft zweier Herzen zu begreifen?
    Viel Freude kam Julianna in letzter Zeit auch von den vielen neuen Beschäftigungen, die sie mit Sir Edmund teilte. Sie unternahmen lange Wanderungen durch die Wiesen und Wälder rund um Marlwood oder verbrachten viele Stunden beim Angeln.
    Der warme Wind zauste Juliannas Locken und riss sie aus ihren Gedanken. Nur wenn ein Besuch auf dem Programm stand oder des Abends machte sie sich noch die Mühe, ihr Haar aufstecken zu lassen. Auch den Kampf gegen Sommersprossen hatte sie längst aufgegeben. Ja, lediglich der zu erwartende Aufruhr im Hause hielt sie davon ab, ihre Röcke gegen Hosen und Stiefel einzutauschen!
    Sie sah

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