Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
Laurence Bayard, dachte Julianna verzweifelt.
    Auf seinem wilden Ritt durch das Dorf scheuchte Edmund allenthalben aufgeregtes Hühnervolk aus dem Wege. So weit nur irgend möglich ritt er den Bergabhang empor, bis die herabhängenden Äste ihn zum Absteigen zwangen. Das langsamere Vorankommen heizte nun seinen Zorn noch mehr an. Kein Wunder, dass Julianna so erleichtert war, als er nach London abreiste, und dass sie abgelehnt hatte, ihn zu begleiten. Sie wollte die Arbeit in der Gemeinde nicht unterbrechen? Sie wollte Mrs Tully in der Küche helfen? Glaubte sie denn, er sei auf den Kopf gefallen?
    Was sie wirklich gewollt hatte, war freie Bahn, um ihrer kindischen Neigung zu Laurence Bayard nachzugehen, die Edmund nicht verborgen geblieben war. Er hielt einen Augenblick schwer atmend inne, als plötzlich ein Geräusch zu ihm herüberdrang, dass er unschwer alsJuliannas Lachen ausmachte. Wie von Sinnen eilte er vorwärts und schlich sich dann lautlos an die Reste der Abtei heran, bis er endlich die beiden entdeckte.
    Julianna und Laurence saßen im Gras, umgeben von den Resten eines Picknicks, und dieser Schurke von einem Vetter presste soeben seine Lippen auf ihre Hand, die sie ihm mit gespielter Sittsamkeit zu entziehen suchte. Dann brach Lord Marlwood in ein spöttisches Gelächter aus. Wahrscheinlich amüsierten sich die beiden auf Kosten des betrogenen Ehemannes. Wie zu Stein erstarrt beobachtete Edmund den weiteren Verlauf der Dinge, bis ihn Juliannas wütender Ausruf: „Zum letzten Mal, nehmt Eure Hände weg!“, aufschreckte.
    Wie immer sie den Vetter auch ermutigt haben mochte, so schien sie doch nicht erkannt zu haben, was für ein Schuft Laurence in Wirklichkeit war. Und wie sehr sie ihn, ihren, wenn auch nur zum Schein angetrauten Gatten auch verletzt hatte, so würde er doch nicht zulassen, dass ein Laurence Bayard ihr auf diese Weise zu nahe trat. Wie ein bis aufs Blut gereiztes wildes Tier brach Edmund aus dem Gebüsch.
    In wildem Zorn grub Julianna immer wieder ihre Fingernägel in die Hände des Vetters, als Laurence plötzlich von ihr weggerissen wurde. Verwirrt blickte sie um sich und sah, dass Edmund ihn am Kragen gepackt hatte und ihn schüttelte wie einen ungehorsamen Hund.
    „Was glaubst du eigentlich, dir erlauben zu dürfen, du Lüstling?“ Edmunds raue, wilde Stimme war kaum wiederzuerkennen.
    Der junge Lord Marlwood zappelte auf lächerliche Weise mit den Füßen. „Das ist nur ein Missverständnis, Edmund. Wirklich … Ich … Julianna …“
    „Halte den Mund“, fuhr Edmund ihn an, „und wage es nicht noch einmal, den Namen meiner Gemahlin in den Mund zu nehmen, sonst schneide ich dir die Zunge ab.“ Sein Ton wurde bedrohlich leise. „Und wenn du dich noch einmal an ihr vergreifst, kannst du dir ohne viel Fantasie vorstellen, was dir dann blüht.“ Nach diesen Worten warf er den jungen Mann in einiger Entfernung zu Boden wie einen alten Sack. Das letzte, was man danach von Laurence Bayard, Lord Marlwood, noch erblicken konnte, waren seine wehenden Rockschöße. Dann war er mit einer Schnelligkeit im Unterholz verschwunden, die an die Grenzen des Menschenmöglichen ging.
    Verächtlich wandte sich Edmund von diesem grotesken Bilde ab und musterte mit kalten Augen Juliannas zerrissenes Mieder. Mit einer hochmütigen Geste zog er sein Reitcape von der Schulter und warf es Julianna zu, die es hastig um sich schlang.
    „Welches Glück, dass du noch rechtzeitig gekommen bist, Edmund“, murmelte sie unsicher.
    „War es wirklich ein Glück für dich?“, fragte er mit schneidendem Spott. „Und wenn ja, was hast du dir dabei gedacht, mit einem Mann wie Laurence an diesen einsamen Ort zu gehen? Kein Wunder, dass er geglaubt hat, leichtes Spiel mit dir zu haben.“
    Durch diese ungerechte Anschuldigung wurde Juliannas Zorn aufs neue angefacht. „Er hat mich während deiner Abwesenheit besucht, und wir haben uns gut unterhalten“, versetzte sie gereizt. „Als seine Verwandte und verheiratete Frau sah ich keinen Grund, ihm zu misstrauen.“
    Dieser Versuch einer Erklärung machte jedoch auf Edmund keinen Eindruck. „Naivität kann ja ganz reizend sein, Julianna, aber in diesem Falle muss man es schon fast Dummheit nennen“, erwiderte er geringschätzig. „Und was die familiären Bindungen anbelangt, dürftest du wohl am besten wissen, dass das für manche Menschen kein Hinderungsgrund ist.“
    Wollte er ihr etwa die Vorkommnisse mit Jerome zum Vorwurf machen? Julianna riss sich

Weitere Kostenlose Bücher