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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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und sucht sich lieber etwas Reiferes.“
    „Aha, ich verstehe.“ Edmund lenkte seine Partnerin in die Mitte der Tanzenden. „Nun, diesen Vermutungen können wir sehr einfach den Boden nehmen.“ Als die letzten Takte der Musik verklungen waren, drückte er seine Lippen in die zarte Höhlung an Juliannas Kehle, begleitet von einem allgemeinen Ah und Oh der anderen Tanzpaare.
    Julianna wurde blutrot. Wie konnte es Edmund wagen, sie mit einer so kalten, berechnenden Geste zu beleidigen? Und warum wurden ihr dennoch die Beine schwach?
    Der neue Tanz aus Österreich erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Selbst die Pritchardtöchter blieben nicht mehr sitzen, und Laurence begnügte sich gar mit Lady Lynwell. Der Baron war reumütig zu Vanessa zurückgekehrt.
    „Ich muss jetzt einmal aussetzen.“ Edmund griff sich an die Stirn. „Mir ist schon ganz taumelig von dem vielen Drehen. Aber vielleicht liegt es auch an George Pritchards äußerst gehaltvollem Fruchtlikör.“
    Wirklich? Habe ich vielleicht auch zu viel von dem guten Punsch getrunken, fragte sich Julianna, denn sie fühlte sich ebenfalls ein bisschen schwindlig und zugleich sehr aufgeheitert. Aber das war gar nicht unangenehm. Trotz ihres Ärgers, oder vielleicht gerade wegen ihm, hatte eine rauschhafte Erregung sie erfasst.
    „Muss ich davon ausgehen, dass du noch immer schlechte Laune hast?“, erkundigte sich Edmund nach einer Weile betont gelassen.
    Julianna hob die Brauen und versuchte, den arroganten Gesichtsausdruck des österreichischen Barons nachzuahmen. „Ich bin überhaupt nicht schlecht gelaunt. Ich habe geschmollt, und das ist ein großer Unterschied.“
    „Vergib einem unwissenden alten Seemann.“ Edmund imitierte den summenden Dialekt von Somerset, den sie immer so komisch fand. „Mit fehlt der Verstand zum Schönfärben, wie es dein gelehrter Freund, Mr Johnson, so gut kann.“
    Lachend versetzte Julianna ihm einen Schlag mit dem Fächer. „Einem unwissenden Seemann sollte die Wohltat einer Erziehung in Eton oder Oxford zuteil werden. Aber das Schönfärben kannst du mit deiner alten Freundin, Lady Lynwell, auch schon recht gut.“
    Nun wagte sich Edmund weiter vor. „Dann schmollen also Mylady nach wie vor?“
    Julianna schob die Unterlippe nach vorn. „Aber gewiss, und keine Ehefrau der Welt würde mir deshalb Vorwürfe machen. Nachdem ich den ganzen Nachmittag damit verbracht habe, mich für meinen Gemahl schön zu machen, was habe ich davon gehabt? Dank und Zärtlichkeiten, wie ich es verdient hätte? Nein! Ich wurde getadelt wie ein unartiges Kind.“
    „Ich soll wohl glauben, dass du das alles nur für mich getan hast. So dumm bin ich nun auch wieder nicht.“ Edmund wies auf die tanzenden Paare. „Dort ist dein erwünschtes Publikum. Was kann ich zu seinem Beifall noch hinzufügen?“
    Da gerade eine neue Tanzrunde begann, zog Julianna statt einer Antwort Edmund zurück auf das Parkett und drehte sich mit ihm im Kreise, bis ihr die Luft knapp wurde. Merkwürdig losgelöst von sich selbst, wurde sie auf einmal aufregender Empfindungen gewahr: das leichte Kratzen von Edmunds Rock auf ihrem nackten Arm – sein warmer Atem auf ihrem Haar – der Druck seiner Brust – ein gleichmäßiger Pulsschlag in ihrem Ohr, der immer und immer wieder seinen Namen im Takt der Musik wiederholte. Irgendwo, tief in seinem ängstlich gehüteten Herzen empfand Edmund Fitzhugh etwas für sie, wenn er auch nicht bereit war, es zuzugeben. Vielleicht würde sie ihn heute Abend dazu bringen können, es auch vor sich selbst einzugestehen.
    Edmund jedoch blieb mitten in einem Takt unvermittelt stehen und erklärte: „Ich glaube, ichhabe seit Jahren keinen solchen Rausch mehr gehabt, und bei dir dürfte es überhaupt der erste in deinem Leben sein. Wir müssen auf dem schnellsten Wege nach Hause und ins Bett, meine Liebe, bevor wir uns bis auf die Knochen blamieren.“
    „Nun, dann sieh nur zu, wie du mich ins Bett bringst“, erwiderte Julianna mit einem schlauen Lächeln, wenngleich es ihr nur noch mit Mühe gelang, den Satz ordentlich zu Ende zu bringen.
    Auf Edmunds Wink holte ein Lakai ihre Kutsche herbei, und Julianna kuschelte sich auf der Heimfahrt eng an die Brust des Gemahls. Nach einer Weile gemächlichen Dahinratterns ermutigten die Dunkelheit im Wagen und die Wirkung von George Pritchards gehaltvollem Punsch sie, endlich das auszusprechen, was sie so lange tief in ihrem Innern verborgen hatte. Seltsamerweise gehorchte ihr aber die

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