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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Stimme nicht mehr so recht, sodass nur ein heiseres Flüstern dabei herauskam.
    „Edmund“, begann sie aufgeregt, „ich muss dir unbedingt etwas sagen.“
    „Ja, meine Liebe. Was denn?“ Edmunds Ton war ungewohnt sanft.
    „Sprich aber nicht, bevor ich fertig bin“, bat Julianna. „Lass mich ausreden. Bitte, glaube mir, dass ich es nicht gewollt habe. Ich habe es ja selbst anfangs nicht glauben wollen, und ich habe auch dagegen angekämpft – du kannst dir nicht vorstellen wie hart. Doch schließlich bin ich unterlegen … meinen Gefühlen für dich unterlegen. Was König Lears Tochter sagt, möchte ich deshalb jetzt für dich wiederholen: Sir, ich liebe Euch mehr, als Worte auszudrücken vermögen, mehr als mein Augenlicht, als die Welt und die Freiheit …“
    Eine fast unerträgliche Stille folgte. Angstvoll fragte sich Julianna, was Edmund jetzt wohl tun würde. Vielleicht den Wagen anhalten und sie auf die Straße werfen? Oder würde er sie in die Arme nehmen und ihr ebenfalls seine Liebe gestehen? Schließlich konnte sie das Warten auf eine Antwort nicht mehr ertragen. „Edmund?“, fragte sie leise. „Edmund, was sagst du dazu?“
    Aber Edmund sagte auch jetzt kein Wort. Nur langsame, gleichmäßige Atemzüge durchbrachen das lastende Schweigen. War er vielleicht eingeschlafen? Hatte Julianna ihre Liebeserklärung etwa gar einem Schlafenden gemacht? Im ersten Augenblick wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, bis am Ende eine Mischung aus beidem herauskam. Dann jedoch nutzte sie diese unerwartete Gelegenheit, um dem geliebten Mann endlich einmal zärtlich die samtweich rasierte Wange zu streicheln, den Finger in die Kerbe an seinem Kinn zu legen und zitternd seine Lippen zu berühren.
    Als die Kutsche vor dem Hause hielt, lag Edmund immer noch in Morpheus’ Armen. Julianna winkte hastig Mordecai Brock herbei, und gemeinsam schafften sie mühsam den Schlafenden ins Haus und die Treppe hinauf. In seinem Zimmer ließen sie ihn vorsichtig auf das Bett gleiten.
    „Ich kümmere mich um ihn, Ma’am“, flüsterte Brock.
    „Nicht nötig. Meinen Gemahl kann ich schon selbst versorgen, Mr Brock.“
    Einen Herzschlag lang starrte der Haushofmeister Julianna entsetzt an. Dann jedoch schien er zu begreifen. „Aber gewiss, Ma’am, selbstverständlich. Ich werde dafür Sorge tragen, dass morgen früh niemand stört. Gute Nacht.“
    Obwohl sich das Zimmer plötzlich um Julianna zu drehen begann, gelang es ihr, Edmund die Schuhe und den Rock auszuziehen. Die vielen Knöpfe an der Weste machten ihr einige Schwierigkeiten, dafür gingen Halsbinde und Hemd um so leichter. Allerdings musste sie den Schlafenden bei dieser anstrengenden Prozedur des Öfteren drehen und wenden. Zu ihrer maßlosen Verwunderung öffnete er jedoch nicht einmal die Augen. Das war ihr unbegreiflich. Schließlich blieben noch die Hosen übrig. Da ihr indes keine Möglichkeit einfiel, wie sie Edmund von ihnen befreien könnte, entschloss sie sich, diese Frage auf sich beruhen zu lassen.
    Einen Augenblick lang betrachtete sie zufrieden ihr Werk, strich noch einmal zart über die Brust den Schlafenden und pustete rasch die Kerze aus. Mühevoll schälte sie sich im Dunkeln aus ihrem Kleid und entfernte anschließen den imponierenden Federschmuck und die Nadeln aus ihrem Haar … dann folgte das Hemd und alles andere. Nun endlich schlüpfte sie gleichfalls unter die Bettdecke.
    Edmund erwachte auch jetzt nicht. Aber im Schlaf drehte er sich zu Julianna um und schlang die Arme um sie. Eine dunkle, schweigende Welt von Duft und Nähe umfing sie, und die Sinne schienen ihr fast zu vergehen. Konnte es eine wundervollere Wärme geben als die seiner Haut? Begehrlich atmete Julianna zum ersten Mal in ihrem Leben seinen männlichen Duft ein. Sie drehte den Kopf, tastete mit den Lippen über Edmunds Hals und schwelgte in dem leicht salzigenGeschmack. Als Antwort zog Edmund sie noch näher an sich und drückte seinen Mund in die Höhlung ihrer Kehle – anders, ganz anders als zuvor auf dem Tanzboden.
    Kann man wohl vor Verlangen sterben, fragte sich Julianna noch, bevor sie in die Vergessenheit des Schlafes sank.

23. KAPITEL
    Höre auf zu tanzen, wollte Julianna rufen. Um Himmels willen höre auf zu tanzen! Als sie im Halbschlaf die Hand hob, um dem Wirbel ein Ende zu bereiten, wurde ihr undeutlich bewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Umgebung kam ihr unbekannt vor. Und sie lag auch nicht in ihrem eigenen Bett! Neben sich spürte sie

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