Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?
einfließen lassen, dass ich gearbeitet hätte. Da hat sie sich noch mehr gewundert, aber nichts mehr gesagt.
Bei Geburtstagen, Muttertag und Weihnachten gehe ich sonst zu meinem Vater, dass er mir Geld gibt. Wenn mir mein Vater diesmal Geld gegeben hätte, hätte es für die Torte bestimmt nicht gereicht und das weiß meine Mutter. Trotzdem hatte ich noch Geld übrig.
Sternenzeit
„Hinten“ hat’s gebrannt. Es war schon dunkel, auf einmal gingen die Sirenen los. Von unserem Fenster aus konnten wir einen Feuerschein sehen.
Mein Vater ist schnell zum Löschen, denn er ist bei der Feuerwehr, und zwar freiwillig. Mir war’s ganz unheimlich zumute, denn ein paar Tage vorher hatte ich geträumt, dass es in der Kunstlederfabrik brennen würde. Ich hatte alles so geträumt, wie es jetzt tatsächlich war. Dass wir am Fenster stehen, dass Papa losrennt, ja sogar, dass Mama sagt: „Das ist bestimmt im Labor!“
Ich träume manchmal ganz furchtbare Sachen. Dass Bomben fallen und das Haus brennend einstürzt. Wenn ich dann aufwache, weil ich solche Angst habe, meine ich jedes Mal, dass dies Wirklichkeit ist. Meistens ist es aber ein Gewitter. Davor habe ich auch Angst. Vor dem Donner und dem Blitz.
Meine Eltern sind dann normalerweise angezogen, weil man ja nie weiß … Es gibt Blitze, die können einschlagen und dann brennt es. Deshalb hat meine Mutter auch immer die Papiere und das „Nötigste“ zusammengepackt. Sie wartet mit meinem Vater sitzend ab, ob was passiert, oder ob das Gewitter so vorübergeht. Ich soll aber ruhig weiter schlafen. Wenn es brennt, werde ich auf jeden Fall gerettet. Aber im Nachthemd, weil ich ein Kind bin. Inge muss sich auch anziehen, weil sie schon fünfzehn ist. Ich bin jedenfalls froh, dass die Gewitter bisher immer ohne Blitzeinschlag vorbeigegangen sind.
Im Wald habe ich allerdings schon Reste von Bäumen gesehen, die ganz verkohlt waren. Der Baum tut mir dann leid, weil er gestorben ist. Aber er wird dann zum Baumstumpf gemacht und das gibt einen Sitzplatz mehr im Wald. Im Frühling kommen an dem Stumpf neue grüne Zweige, die wachsen und wieder ein Baum werden. Dann weiß ich nicht genau: Ist das junge Bäumchen das Kind des alten Baums oder ist er es selbst. Es könnte ja sein, dass er sich vom Blitzschlag erholt hat. Auf jeden Fall finde ich das wunderbar.
Es ist wie die Geschichte vom Phönix aus der Asche, die meine Mutter mir mal erzählt hat. Das ist ein großer Vogel, der sich verbrennt, wenn er stirbt. Aus der Asche wird er dann neu geboren.
Mama hat mir auch andere Geschichten erzählt. Sachen die wirklich geschehen und solange her sind, dass noch nicht einmal sie auf der Welt war. Früher gab es mal riesige Tiere, die wie Drachen ausgesehen haben. Die sind so groß gewesen, dass sie einen Menschen bequem in die Hand nehmen konnten. Nur gab’s damals noch keine Menschen.
Am schönsten ist es, wenn mein Vater mal verreist ist. Dann darf ich nämlich bei Mama schlafen. Das ist dann unsere „Sternenzeit“. Alle Sterne haben Namen. Meine Mutter kennt viele davon. Und sie haben alle ihre eigene Geschichte. Es gibt auch Sterne, die gibt es gar nicht mehr.
Die sind vielleicht schon vor hundert Jahren runtergefallen und man sieht nur noch ihr Licht. Mama sagt, das komme daher, weil sie alle so weit weg wären, dass man sich das überhaupt nicht vorstellen kann.
Ich kenne meine Pappenheimer
Bananen haben viele Aufbaustoffe und sind sehr gesund. Also kauft Mama Bananen für uns. Ich esse viel lieber saftiges Obst. Mit den Bananen handle ich. Edgar Mohr hat jetzt auch immer viele Heftchen. Er verleiht und borgt sich selbst auch welche. Da ich überhaupt keine Heftchen besitze, bekomme ich natürlich auch keine geliehen. Jetzt habe ich aber mit Edgar ausgemacht, dass er mir pro Banane zwei Heftchen leiht, die ich ihm aber wiedergeben muss. Die Banane behält er, weil er sie isst.
Edgar schläft genau über unserem Schlafzimmer. Da wir Kinder ja immer früher als die Erwachsenen ins Bett gehen müssen, kann er einen Bindfaden runter lassen. Daran binde ich eine Banane, die er dann hochzieht. Anschließend kommen die Heftchen runter. Das funktioniert prima und wir sind noch nie erwischt worden. Da habe ich im Bett was zu lesen. Für alle Fälle liegt aber immer noch ein richtiges Buch auf dem Nachttisch.
In bananenlosen Zeiten komme ich aber auch manchmal an Edgars Hefte. Dann nämlich, wenn wir als Hausaufgabe einen Aufsatz schreiben müssen. Das ist
Weitere Kostenlose Bücher