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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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ich an Herrn Pfeffer und an den Überfall auf ihn denken. Wir Kinder sind auch nicht anders als die Erwachsenen.
     
    Ich habe auch schon mal geraucht, besser gesagt, ich habe es versucht. Christel hat vorgeschlagen, dass wir uns auf der Osterwiese zum Rauchen treffen.
    Blödsinnigerweise habe ich mich erboten, Zigaretten mitzubringen. Aber erst mal rankommen. Glücklicherweise lässt mein Vater seine Zigaretten immer so rumliegen, dass er hinterher meistens nicht weiß, wo sie sind. Da hab ich seine Packung einfach versteckt und gewartet, bis er die Sucherei aufgegeben hat. Dann erst habe ich die Zigaretten genommen und bin zum Treffpunkt gegangen.
    Einige Leute gingen spazieren, weil Sonntag und so schönes Wetter war. Da konnten wir natürlich nicht rauchen und mussten erst mal abwarten. Solange haben wir „Witze“ gespielt. Da haben uns natürlich noch einige Leute dabei zugeguckt. Witze spiele ich gern. Das geht zum Beispiel so: Einer schreit: „Mama, Mama, der Klaus hat mein Brot runter geworfen.“ Da ruft die Mutter zurück: „Mit Absicht?“ Das Kind antwortet: „Nein, mit Marmelade.“
    Aber wir wollten ja keine Witze spielen, sondern rauchen. Gisi hat also vorgeschlagen, dass wir zum großen Bombentrichter weitergehen. Das haben wir auch gemacht. Dort ist man eigentlich immer allein. Kanonenputzer wachsen da, die kann man immer gut gebrauchen, auch Schilfrohr, da machen wir Blasrohre und Pfeile draus. Die dazugehörigen Flitzebogen kann man auch an Ort und Stelle anfertigen. Dazu nimmt man nämlich am besten Weidenholz.
    Hier hatten wir endlich unsere Ruhe. Jeder bekam eine Zigarette. Ich weiß nicht, wie, aber jedenfalls ging meine gleich wieder aus. „Du musst ziehen, ziehen“, sagte Christel. „Das ist eine Ziehgarette, keine Blasgarette!“ Sie konnte genau so fachmännisch rauchen wie ihre Mutter. Ursel hat’s auch gleich gekonnt, wie alles, was sie macht. Aber Heidi Hoffmann ist ganz grün geworden und klammheimlich in den Büschen verschwunden. Es hat nicht lange gedauert, da sind ihr Gila und Renate Müller nachgeschlichen. Ich hab das mit dem Ziehen nicht hingekriegt, da hab ich’s gelassen. Ich habe so getan, als ob ich die Zigarette fertig geraucht hätte und sie ganz kühl ausgedrückt. So toll finde ich das Rauchen auch wieder nicht. Ich glaube, auch die andern drei, denen schlecht war, haben kein großes Interesse dran.
     

Galgenmännchen
    Rita Müller ist neu in unsrer Klasse, sie ist schwer in Ordnung. Müllers sind die einzigen Leute im Ort, die über die Bahngeleise gehen dürfen. Das kommt daher, weil sie im Wald hinter den Geleisen wohnen. Herr Müller ist bei der Bahn und sie wohnen in einem Bahnhaus. Rita und ihre Geschwister wissen genau, wann sie über die Geleise gehen können, ohne dass ein Zug kommt oder sonst was passiert. „Das Überschreiten der Geleise ist verboten“, so steht’s auf einem Schild an den Schienen. Aber ich darf mitgehen, wenn ich mit Rita nach Hause gehe. Ich fühle mich dann wie eine Ausnahme der Menschen, es ist mir aber trotzdem nie ganz geheuer. Doch wenn wir drüben sind, fühle ich mich in Sicherheit und sehr wohl.
    Mit Rita kann man soviel anfangen. Ihre Mutter ist auch in Ordnung. Sie hat fünf Kinder und kommt mir vor wie eine von unseren Glucken. Genauso plustert sie sich auch auf. Sie kann wunderbare Schmalz- und Apfelmusbrote machen. Die schmecken viel besser als zuhause.
    In der Schule sitzt Rita neben mir, und wenn der Unterricht zu langweilig ist, spielen wir Galgenmännchen. Das ist viel unterhaltsamer und außerdem sehr lehrreich. Wenn man ein Wort nicht erraten kann, kommt der ganze Körper an den Galgen und man hat verloren. Auch bei der grausigen Handarbeit ist sie mein Partner. Das Spiel mit den Salzstangen, Negerküssen und Lakritzrollen spielen wir nämlich zusammen. Und das, obwohl Rita sehr gut in Handarbeit ist, aber trotzdem keine Streberin wie Anita.
     

Warum kriecht der Wurm?
    Herr Weiß ist jetzt unser Klassenlehrer. Außerdem ist er Schulleiter. Alle normalen Kinder können ihn nicht ausstehen, diejenigen, die ihn vor uns hatten, auch nicht.
    Er hat einen eiförmigen Glatzkopf. Auf seiner knorpligen Nase sitzt eine randlose Brille, hinter der sich schlaue Schweinsäuglein verbergen. Er hat immer einen dunkelgrauen Anzug an, der über dem Bauch spannt und an manchen Stellen glänzt. Aber er ist viel schlimmer, als er aussieht.
    Mit einem kleinen Stöckchen, das er immer in den Händen wirbelt, gibt er uns mal

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