Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?
gefährliche Waffen waren, denn er ist ja im Krieg gewesen, fragte er entsetzt:
„Was ist denn das?“
Oma Martin lächelte: „Ach, das ist Spielzeug von meinem Enkel!“
Da ist Herr Krämer sofort zu Herrn Malek gerannt. Aber der war im Einsatz. Da musste er warten. Frau Malek bot ihm eine Tasse Kaffee an. Die konnte er aber nicht trinken, weil seine Hände so gezittert haben, dass er alles verschüttete.
Als nun Herr Malek endlich Feierabend hatte, musste er wieder zum Einsatz, nämlich in Oma Martins Keller. Da hat er sich erst mal hinsetzen müssen. Er achtete aber sehr darauf, dass er sich nicht auf einen Dynamithaufen setzte.
Naja, und jetzt ist Lokaltermin. Das nennen die von der Polizei so, obwohl das gar nicht in einem Lokal stattfindet, sondern vor dem Haus und am Tatort mit dem Täter.
Die Munition haben die Amerikaner unter Polizeischutz abgeholt, weil sie ja von denen stammt.
Peter hat das ganze Zeug nach und nach im Munitionsdepot geklaut. Es war dasselbe, vor dem uns Herr Weiß damals fotografiert hat. Da stehen immer so viele bewaffnete Posten rum, aber nie hat jemand was gemerkt. Es ist auch nicht aufgefallen, dass da Waffen und Munition gefehlt haben. Er hat halt immer nur das mitgenommen, was er unter seiner Jacke verstecken konnte. Allerdings hatte Peter noch einen Komplizen, der aber nicht mit zum Lokaltermin kommen konnte, weil er im Krankenhaus liegt. Der hat sich nämlich den Fuß gebrochen, weil ihm eine Kiste mit Munition drauf fiel. Er konnte sich aber noch aus dem Depot rausschleppen. Seinen Eltern sagte er, dass ihm eine Kiste auf den Fuß gefallen sei. Und das stimmte ja auch.
Na, jetzt haben die auch erfahren, was das für eine Kiste war.
Das Tollste haben die Zwei sich allerdings geleistet, als frische Amis kamen.
Die wurden mit Reden von einem berühmten General und einem deutschen Politiker begrüßt. Da standen die Soldaten eine ganze Weile unbequem herum. Vor ihnen, direkt überm Keller des Munitionsdepots, die beiden Redner. Peter und Jochen, sein Kumpan, arbeiteten praktisch unter ihren Füßen. Und das in aller Ruhe, da der Politiker nicht aufhören konnte, über Frieden und Freundschaft zu reden.
Da haben sich die Räuber ins Fäustchen gelacht und Handgranaten geklaut.
Alles hat am nächsten Tag in allen Zeitungen gestanden. Ja, Kattenbach kam sogar erstmalig in die Schlagzeilen der Bildzeitung! Mit Bild und fetter Überschrift:
„Die Bewohner dieses Hauses lebten
monatelang auf einem Pulverfass“
Ich habe mir ausnahmsweise eine Bildzeitung gekauft. Die zosterm ehn Pfennige sind da gut angelegt, weil ich mir den Bericht über Peters Waffenlager aufheben will. Aber ich habe mir noch ein paar eigene Notizen gemacht. Es ist nämlich nicht wahr, dass es in Oma Martins Keller kein elektrisches Licht gibt. Sie hat da zwar nur eine Glühbirne, die ist aber elektrisch. Außerdem ist Peter nicht vierzehn Jahre alt, sondern schon sechzehn. Dass er fromme Eltern hat, das stimmt. Aber eine liebevolle Mutter? Und der deutsche Politiker war kein Minister aus Bonn, sondern ein Landtagsabgeordneter. Nur der General ist echt.
Doch der Segen kommt von oben
Die großen Ferien sind das Schönste an der ganzen Schule. Da kann man den ganzen Tag draußen sein und morgens lang schlafen. Meistens wird man aber früh wach, weil man weiß, dass man ausschlafen könnte.
Aber leider geht das Schöne schnell vorbei. Kaum hat man sich an die Freiheit gewöhnt, wird sie einem wieder genommen.
Aber der erste Schultag brachte uns eine angenehme Überraschung.
In unserem Klassenraum empfing uns Herr Lorbach.
Er erzählte uns, dass Herr Weiß pensioniert sei und er jetzt unser Lehrer wäre. Gleichzeitig ist er auch Schulleiter geworden. Naja, wir kennen Herrn Lorbach nur von den Pausen und vom Theaterspielen. Er hat auch nie Vertretung bei uns machen müssen, da so jemand wie Herr Weiß nie krank wird. Aber schlimmer kann’s ja nicht kommen! Eher besser, denn Herr Lorbach hat selbst zwei Kinder. Da muss er ja wissen, wie Kinder behandelt werden wollen. Die eine Tochter ist bei Herrn Löwer in der dritten Klasse. Sie ist ganz nett, bildet sich aber was drauf ein, dass ihr Vater Lehrer ist und wir ihm gehorchen müssen. Die Ältere hat vorstehende Zähne und kichert immerzu albern rum. Sie geht aber trotzdem auf die Nonnenschule nach Auenheim. Herr Lorbach hat auch eine Frau, die ist groß, blond und ein bisschen derb. Überhaupt, ich finde, sie wirkt in ihrer Art so richtig
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