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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sagen!«
    »Und warum?«
    »Weil keiner über mich Bescheid wissen soll.«
    Er spottete über ihren zornigen Tonfall. »Wieso, sind die denn alle blind? Du siehst ihr doch wahnsinnig ähnlich.«
    »Das tue ich nicht, ich sehe meinem Vater viel ähnlicher. Von meiner Mutter habe ich nur die Augen geerbt. Wie du überhaupt erraten konntest, dass wir miteinander verwandt sind, begreife ich nicht.«
    Das überraschte ihn nicht. »Du hast die gleiche Stimme.«
    Kat trat einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. »So, hab ich das?«
    »Ja. Ihr sprecht mit unterschiedlichem Akzent, aber euer Tonfall ist der gleiche. Du klingst ganz genau so wie sie.«
    Kat erhob sich und trat zurück, denn es störte sie plötzlich, ihm so nahe zu sein. Er war sehr aufmerksam, und das waren die meisten Männer nicht. Andererseits waren Leute grundsätzlich nicht besonders aufmerksam, und es gab ihr zu denken, ob sonst irgendjemandem die Ähnlichkeit zwischen ihrer Stimme und der von Artemis aufgefallen war. Falls es jemandem aufgefallen war, dann war er auf jeden Fall klug genug gewesen, es für sich zu behalten.
    »Danke für deine Hilfe«, sagte Sin und wies auf seine verbundene Brust, dann versetzte er mit seinen Kräften das Hemd wieder in den ursprünglichen Zustand, bevor sie es aufgerissen hatte. Er versuchte, ihr Haus zu verlassen, und wollte sich an einen anderen Ort versetzen, aber er musste feststellen, dass es ihm nicht möglich war. »Was, zum …«
    Kat zuckte mit den Schultern, als sie seinen wütenden Blick sah. »Du musst hierbleiben.«
    »So ein Scheiß«, knurrte er.
    »Nein, hier ist keine Scheiße«, sagte sie und wies auf den sauberen Fußboden. Dann hielt sie sich den gebrochenen Arm an die Brust. »Wenn du diesen Ort verlässt, bist du ein toter Mann, glaub mir. In dem Augenblick, in dem du das ausgesprochen hast, was man nicht aussprechen darf, und in dem Augenblick, als meine Mutter den Vollstrecker gerufen hat, da wurde dein Todesurteil unterschrieben.«
    Er bebte vor Zorn. »Ich lasse mich nicht als Geisel nehmen, kapierst du das?«
    Sie lachte über seine selbstgerechte Empörung. »Ja, alles klar. Und das kommt von dem Mann, der mich k. o. geschlagen und mich dann wie eine Mumie eingewickelt hat? Und was war das?«
    »Das war etwas anderes.«
    »Ja, aber nur, weil ich das Opfer war! Ach, Moment mal, du hast recht. Ich tue das hier, um dich zu beschützen, und du hast es getan, um mich zu töten. Vielleicht sollte ich dich doch gehen lassen. Es würde dir recht geschehen!«
    »Und warum lässt du mich dann nicht gehen?«
    Sie holte Luft, um sich zu beruhigen, ehe sie etwas sagte. Wut führte zu nichts, das wusste sie. Ihre Mutter war durch ihre Wutanfälle in so viele Schwierigkeiten geraten, dass auch eine ganze Armee von Dienerinnen sie da nicht mehr herausholen konnte. »Weil ich die Wahrheit darüber wissen will, was in dieser Nacht passiert ist, als du in den Olymp gekommen bist. Artemis sagt, dass du versucht hast, sie zu vergewaltigen.«
    Er gab ein ersticktes Geräusch von sich, als wäre der Gedanke, Artemis zu berühren, das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte. »Und was glaubst du?«
    »Ich weiß es nicht. Bisher habe ich bei dir noch nicht besonders viel Rückgrat festgestellt. Vielleicht hat sie ja recht, und es war wirklich so.«
    Er baute sich empört vor ihr auf, und seine Augen erglühten golden, als er seinen Blick an ihr hinabgleiten ließ. »Glaub mir, Süße, ich musste mich noch nie irgendeiner Frau aufdrängen. Aber nehmen wir mal an, ich hätte es getan: Glaubst du, ich wäre so dumm, das ausgerechnet mitten auf dem Olymp, direkt vor der Nase der anderen Götter, zu versuchen?«
    Da hatte er recht, aber sie wollte es ihn nicht merken lassen. »Arrogant genug dazu bist du, vielleicht hast du es ja versucht.«
    »Ja«, sagte er leise und wild, »arrogant, aber nicht dumm.«
    »Warum bist du dort gewesen?«
    Mit ausdruckslosem Gesicht wandte er sich von ihr ab und trat zur Seite. Sie fragte sich, was er vor ihr verbarg. Es war ein Geheimnis um diese Nacht, an das er nicht einmal denken wollte – das spürte sie.
    »Beantworte meine Frage!«
    »Das geht dich nichts an«, fuhr er sie an. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest.« Er ging auf die Tür zu.
    Kat erhob die Hand und ballte sie zur Faust, und die Tür verschwand. »Das war kein Scherz. Du kannst hier nicht weg.«
    Plötzlich wurde sie von den Füßen gehoben und an die Wand gedrückt. »Ich scherze auch nicht.

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