Lockruf der Finsternis
mir gefällt es.«
Aber sie ließ nicht locker. Sie folgte ihm sogar durch den Raum, als er versuchte, Abstand zwischen sie zu bringen. »Vertrau mir, Sin. Ich will nur helfen.«
»Du willst, dass ich dir vertraue?« Er blieb so plötzlich stehen, dass sie in ihn hineinrannte. Ihr weicher Körper ließ ihn zusammenzucken, aber er war nicht bereit, seine Logik von seiner Libido stören zu lassen. Er schob sie von sich und starrte sie wütend an. Er kannte einen Weg, um diesen Quatsch endgültig zu beenden. »Na gut. Ich vertraue dir, aber nur unter einer Bedingung: Sag mir, wie man dich töten kann.«
Ihre Augen weiteten sich verwirrt. »Wie bitte?«
Sin lächelte. Jetzt wusste er, dass er sie hatte. Sie würde nie die Quelle ihrer Kräfte preisgeben. »Alle Götter haben ein Geheimnis, das sie machtlos werden lässt und sie einer Hinrichtung aussetzt. Welches ist dein Geheimnis?«
Jetzt sah er das Misstrauen in ihren Augen. Gut so, sie war also doch keine treuherzige Vollidiotin. »Woher weiß ich, dass du mich dann nicht umbringst?«
»Tja«, sagte er mit belegter Stimme, »es ist gar nicht so einfach, jemandem Vertrauen zu schenken, was?«
Doch noch immer gab sie nicht klein bei, das musste er anerkennend feststellen. »Du hast die Tafel des Schicksals. Damit kannst du mich komplett kaltstellen.«
»Aber das hat nichts mit deinem Vertrauen zu tun. Los, sag mir, wie ich dich ohne sie töten kann.«
Kat hielt abrupt inne und dachte ernsthaft über die Konsequenzen nach, die es haben könnte, wenn sie ihm antwortete. Wenn man bedachte, wie sehr er ihre Mutter hasste, wäre es mehr als idiotisch, ihm diese Macht über sie zuzugestehen. Er würde sie jederzeit und überall töten können.
Sie rief sich alles in Erinnerung, was sie im Netz der Dark-Hunter über ihn gelesen hatte. Er hatte weder Mitgefühl, noch war er zurechnungsfähig. Andererseits hatte nur so jemand keinerlei Furcht, mit Dämonen zu kämpfen, um die Menschheit zu retten.
So jemand wäre ihr nicht zu Hilfe gekommen. Nein, er war nicht das Monster, als das er von anderen dargestellt wurde. Ein Heiliger war er allerdings auch nicht.
Wenn sie ihm vertraute, könnte sie das ihr Leben kosten. Wenn sie ihm nicht vertraute, könnte die Welt untergehen.
Hatte sie wirklich eine Wahl?
Tu es nicht …
Es war erschreckend, auch nur darüber nachzudenken, aber sie hatte tatsächlich keine andere Möglichkeit. Einer von ihnen beiden musste sich dem anderen anvertrauen, und es war sonnenklar, dass er nicht derjenige sein würde.
»Wenn ich deine Frage beantworte, wirst du mich dann im Kampf trainieren?«, fragte sie unumwunden.
»Ja, verdammt!«
Sie holte tief Luft und nahm ihren ganzen Mut zusammen, dann fuhr sie fort: »Nun gut. Meine Kräfte kommen von der Sonne und vom Mond. Je länger ich ohne die eine oder den anderen bin, desto schwächer werde ich. Deshalb kann ich auch nicht zu lange bei meiner Großmutter bleiben, sonst werde ich krank. Wenn ich eingesperrt wäre und den Himmel nie wieder sehen könnte, würde ich sterben.«
Sin starrte sie ungläubig an. Er konnte nicht fassen, dass sie ihm das verraten hatte. War sie wahnsinnig? »Weißt du, was du da gerade getan hast?«
»Ja, ich habe dir vertraut.«
Tja … sie war völlig durchgeknallt, da gab es keinen Zweifel. Welcher Idiot würde jemand anders etwas derart Wichtiges verraten? »Du weißt, wie sehr ich deine Mutter hasse.«
»Und ich weiß auch, wie du über meinen Vater denkst.«
»Der nicht einmal weiß, dass es dich gibt.«
»Das stimmt. Aber ich will dir helfen, das Richtige zu tun, und wenn das bedeutet, dass ich dir dafür Macht über mich einräumen muss, dann akzeptiere ich das.«
Sie war wirklich wahnsinnig. Er kam einfach nicht darüber hinweg. Welches Wesen würde nur so verdammt dumm und vertrauensselig sein? Und wozu? Um Menschen zu helfen, die nicht einmal wussten, dass es sie überhaupt gab? »Ich kann dich jetzt zerstören.«
»Ja«, sagte sie, und ihre Augen brannten, »das kannst du. Aber ich vertraue darauf, dass du es nicht tust.«
Sin schüttelte ungläubig den Kopf. Noch nie hatte ihm irgendjemand so weit vertraut … noch nicht einmal seine Frau. Ein Gott gab nicht einfach die Kontrolle auf – niemandem gegenüber und unter keinen Umständen. »Du hast sie wirklich nicht mehr alle, oder?«
»Möglich. Das haben auch schon andere Leute von mir gesagt, und meine innere Stimme sagt mir in diesem Augenblick noch viel Schlimmeres.«
Er hob die Hand
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