Lockruf der Finsternis
»Simi!«
»Was denn!«, fragte sie mit unschuldiger Miene. »Wenn Xirena sie frisst, wie kann ich dann den Ärger dafür bekommen?«
Sin schnaubte. »Als ob man es mit Kindern zu tun hätte. Ihr Götter, wie haben die Atlantäer das nur ausgehalten?«
Kat rieb sich die pochende Schläfe und stellte sich genau die gleiche Frage. »Normalerweise sind sie ein bisschen ruhiger.«
Er sah nicht gerade überzeugt aus. »Ach wirklich?«
»Apollymi hält sie gut im Zaum.«
Als dieser Name fiel, zischte Xirena. »Tod der verdammten Göttin! Möge sie in einer brennenden Grube voller Charonte-Spucke sterben!«
Sin lachte über Xirenas Fluch. »Verflixt, Kat, da hat sich ja mal wieder jemand aus deiner Familie verdammt unbeliebt gemacht. Gibt es eigentlich irgendjemanden außer dir selbst, der deine Familie mag?«
Sie seufzte resigniert. »Scheint mir nicht so zu sein.«
»Du musst gerade reden«, sagte Xirena wütend zu Sin. »Deine Familie mag doch auch keiner.«
»Genau!« Dann war Simi einen Moment still und flüsterte ihrer Schwester hinter vorgehaltener Hand zu: »Stimmt das auch?«
»Ja.«
»Genau!« Simi schüttelte zur Bekräftigung die Faust.
Sin schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bekomme jetzt richtig üble Kopfschmerzen.«
»Du kannst gar keine Kopfschmerzen bekommen«, erinnerte Kat ihn.
»Dann muss es ein Tumor sein … etwa in der Größe von zwei Dämonen.«
Kat lachte über seinen bissigen Tonfall. »Du wolltest Hilfe, und ich habe dir eine Streitmacht besorgt.«
Das hatte sie tatsächlich getan. Aber Sin war nicht davon überzeugt, dass die Heilung nicht tausendmal schlimmer war als die Krankheit selbst. »Ich habe das ungute Gefühl, dass unsere Streitmacht uns überrennen und fressen wird.«
Kat sah ihn beunruhigt an. »Wo sollen sie wohnen?«
Sin zögerte. Es schien ihm keine gute Idee, die beiden aus den Augen zu lassen. »Kann man sie überhaupt allein lassen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich denke nicht, dass sie gefährlicher sind als die Daimons, die unten unterwegs sind und ab und zu ein paar Touristen fressen.«
»Die haben aber weder Flügel noch Hörner.«
Xirena verwandelte sich und sah nun aus wie ein Mensch. »Die haben wir auch nur, wenn wir wollen.«
Simi hob die Hand wie in der Schule. »Wenn die Daimons Touristen fressen, dürfen wir das dann auch?«
»Nein«, sagten Sin und Kat gleichzeitig.
»Puh.« Simi verzog beleidigt den Mund. »Wieso dürfen die das – und wir nicht?«
Auch Xirena setzte eine beleidigte Miene auf. »Vielleicht sollten wir doch zurück nach Katoteros gehen. Wenigstens haben wir da diese Drachenviecher, die wir fressen können, wenn wir Hunger haben.«
Simi wurde bleich. »Hast du etwa akris Tiere gefressen? Böse Xirena! Das mag er gar nicht. Oje, da versteckst du dich besser, wenn er nach Hause kommt und sie nicht mehr da sind. Er wird sehr böse sein.«
Kat räusperte sich. Sie wollte die beiden von diesem Thema abbringen und über die wichtigen Dinge reden, die sie besprechen mussten. Sie schaute Sin an. »Stecke sie in ein Zimmer, wo sie den Teleshopping-Sender QVC sehen können, dann hast du deine Ruhe.«
» QVC ?«, sagten die beiden wie aus einem Mund.
Simi schaute auf die Uhr. »Jetzt kommen da gleich Schmuck und Edelsteine. Wo ist hier ein Fernseher?«
Sin rieb sich den Kopf, dann rief er Kish, der den beiden Dämonen ein Zimmer zuwies, das auf dem gleichen Flur lag wie Sins Suite.
Sie plapperten noch immer über den leckeren Geschmack von künstlich hergestellten Edelsteinen, als Kish sie abholte und sie zu ihrem Zimmer führte.
Sin stand in der Tür und sah zu, wie sie gingen. »Das sind ja ein paar herrliche Dämonen!«
»Ja«, sagte sie lächelnd und trat zu ihm. »Sie sind wirklich herrlich. Wir müssen nur aufpassen, dass Simi nichts passiert, sonst bringt Acheron uns alle beide um.«
Sin sah sie an, und sein Blick wurde sanfter. »Ich bezweifle, dass er dich töten würde. Ich andererseits würde höchstwahrscheinlich mehrere Köpfe kürzer gemacht.«
Sie runzelte die Stirn. »Mehrere Köpfe?«
Er zeigte auf den Kopf, den er auf den Schultern trug, und dann auf seine Lenden.
»Aha.« Kat lachte. »Du bist wirklich schrecklich.«
»Allein kann ich mich gegen die meisten Wesen schützen, aber bei Ash weiß ich, dass er mir überlegen ist und mich komplett zugrunde richten kann.«
Sie war nicht sicher, ob sie ihm das einfach so glauben sollte. »Du hast doch keine Angst vor ihm, oder?«
»Nein, Angst habe
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