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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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ich nicht, aber gehörigen Respekt. Ich danke den Schicksalsgöttinnen dafür, dass sie ihn eine Weile als Mensch haben existieren lassen. Stell dir vor, sie hätten das nicht getan – kannst du dir vorstellen, wie die Welt dann heute aussehen würde? Überlege nur mal, wie viel Macht er und Apollymi haben. Und jetzt rechne mal das Ego eines typischen Gottes dazu.«
    Ja, das war der Stoff, aus dem Albträume bestanden.
    Aber es barg auch die Frage in sich, ob das Acheron wirklich zu dem gemacht hatte, der er war, oder nicht. Darüber hatte Kat schon oft nachgedacht. »Aber du hast auch ein Gewissen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du Leute einfach so übervorteilst, um das zu bekommen, was du willst.«
    »Ich bin nicht mehr so, wie ich früher als Gott war. Als junger Gott war ich wütend und verbittert über das, was mein Vater uns angetan hatte. Und ich war ein Gott und musste mir eine Menge beweisen. Gar nicht davon zu reden, dass das Leben als Mensch eine äußerst ernüchternde Art ist, deinen Blick auf viele Dinge völlig zu verändern.«
    Sein Ton fuhr Kat in die Knochen, und sie schaute unwillkürlich auf die Narbe auf seinem Hals. Sie berührte sie und dachte darüber nach, wie viel Schmerzen sie ihm verursacht haben musste. Sie musste sich auf die Lippen beißen, damit sie sich nicht dafür entschuldigte, dass sie ihm seine Kräfte genommen hatte.
    Sie war damals so jung und so dumm gewesen! Wie die meisten Kinder hatte sie die Fehler ihrer Mutter nicht erkannt. Sie hatte Artemis nur gefallen und ihr alles recht machen wollen. Wie hätte sie wissen können, dass ein Fehler jemand anders so schlimm verletzen und den Lauf der Weltgeschichte verändern würde?
    Wenn sie ihrer Mutter doch nur seine Kräfte wegnehmen und sie ihm zurückerstatten könnte! Aber das würde Artemis ihr niemals erlauben. Wenn sie es versuchte, würde sie ihre Mutter für immer verlieren – und trotz all ihrer Fehler liebte Kat sie. Sie würde nie etwas tun, das ihre Mutter verletzen würde.
    Sin schob Kats Hand von seinem Hals und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Handfläche. Trotzdem blickten seine Augen wild und zornig. Er ließ es zwar zu, dass sie in seiner Nähe war, aber er konnte sich auch jeden Augenblick gegen sie wenden. Es war Furcht einflößend – und gleichzeitig angenehm erregend.
    »Wir müssen noch immer meinen Bruder finden«, erinnerte er sie.
    Kat nickte. »In Ordnung. Ich glaube, ich gehe am besten allein und finde heraus, ob meine Großmutter uns mit der sfora helfen kann.« Und ob sie dazu in Stimmung ist. Sie brauchte Apollymi glücklich und hilfsbereit, sonst war es reine Zeitverschwendung, sie zu besuchen, und es würde wahrscheinlich damit enden, dass sie jede Hilfe verweigerte.
    Kat trat einen Schritt von Sin weg, aber ehe sie sich aus dem Raum versetzen konnte, legte er ihr die Hand auf den Arm.
    »Danke, Katra. Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen.«
    Sie wusste nicht, warum, aber bei diesen wenigen Worten schwang sich ihr Herz regelrecht in die Höhe. »Sehr gern geschehen.«
    Er neigte den Kopf zu ihr hinunter und drückte sie zärtlich an sich. »Und ich habe das Geschenk nicht vergessen, das du mir gemacht hast. Danke noch mal.«
    Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. »Ich bin bald wieder da.«
    Artemis zögerte, als sie sich ihrem Schlafzimmer näherte, und kaute unentschlossen auf ihrem Daumennagel herum. Vielleicht sollte sie einfach eine Zeit lang in den Tempel des Zeus gehen und allein ein bisschen nachdenken …
    »Was hast du gemacht?«
    Sie schreckte zusammen, als sie Acherons Stimme hinter sich hörte. »Ich dachte, du bist im Bett«, fuhr sie ihn an.
    »Ich musste aufs Klo.«
    »Oh.«
    Seine wirbelnden silbernen Augen starrten sie durchdringend an. »Was hast du gemacht, Artie? Und sag jetzt nicht: ›Gar nichts.‹ So wie du dich verhältst, weiß ich jetzt schon, dass es mich ganz schön aufregen wird.«
    Sie hasste es, dass er sie so einfach durchschauen konnte. Wie machte er das bloß?
    Aber sie weigerte sich, sich zu verteidigen, also tat sie das, was sie immer tat: Sie ging in die Offensive. »Es ist alles deine Schuld.«
    Er verdrehte die Augen. »Natürlich ist es das. Es ist immer alles meine Schuld. Und was habe ich diesmal getan?«
    Sie sah ihn mit wütend zusammengekniffenen Augen an, aber ein Teil von ihr hatte noch immer Angst vor ihm. Am meisten Angst hatte sie davor, was er tun würde, wenn sie ihm sagte, was sie brauchte … und vor allem,

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