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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Bruders zog.
    Sobald Sins Hand sich Zakars Hals näherte, erwachte er fluchend. Er wollte Sin an der Kehle packen, aber Sin fing Zakars Handgelenk ab.
    Die Zeit schien einen Augenblick stehenzubleiben, als sich ihre Blicke trafen. Keiner von beiden regte sich, und auch Kat war wie gelähmt. Das Einzige, was die beiden voneinander unterschied, war ihr Haar. Das von Sin war gut gepflegt und fiel ihm bis auf den Kragen, während Zakars Haar lang und verfilzt war.
    Aber davon abgesehen, war es, als sehe man jemandem zu, wie er in den Spiegel schaut.
    Das konnte einen völlig aus der Fassung bringen.
    »Zakar?« Endlich brach Sin die gespannte Stille. »Ich bin’s, Sin.«
    Zakar ließ ihn los und fiel auf die Matratze zurück. Er schaute sich benommen um. »Wo bin ich?«
    »Bei mir. Wir haben dich aus der Höhle gerettet.«
    Obwohl er in ihren Träumen bei ihnen gewesen war, schien Zakar nicht fassen zu können, was er hier sah und hörte.
    Ein merkwürdiges Gefühl durchzuckte Kat, als sie ihn beobachtete. Sie spürte etwas in ihm … etwas Kaltes und Böses. Etwas Kraftvolles. Sie wollte Sin warnen, aber der liebevolle Blick, mit dem er seinen Bruder betrachtete, sagte ihr, dass er auf sie genauso wenig hören würde wie auf Kytara. Und warum auch? Zakar war seine Familie.
    Kat konnte nur danebenstehen und bereit sein, falls er Sin angriff.
    Zakars goldbraune Augen trafen ihre. »Du bist die Atlantäerin.«
    »Halb-Atlantäerin«, verbesserte Kat und fragte sich, warum ihm das wichtig war.
    Sein Blick wanderte zurück zu Sin. »Wie hast du mich geheilt?«
    »Das war ich nicht.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf sie. »Kat war es.«
    Zakar wandte sich wieder an sie. »Danke.«
    Sie neigte den Kopf. »Gern geschehen. Wie fühlst du dich?«
    Er lachte, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Frei.«
    Das konnte entweder etwas Gutes bedeuten – oder etwas Schlechtes. Wenn man Kytara glaubte, dann bedeutete es etwas verdammt Schlechtes.
    »Hast du Hunger?«, fragte Sin.
    »Nein, aber für etwas zu trinken würde ich jemanden töten.«
    Das war nicht das, was Kat gern hörte, wenn man an die Natur der Gallu und die Warnungen von Kytara dachte.
    »Wein?«, fragte Sin, als ob er von den Worten seines Bruders unbeeindruckt wäre.
    Zakar nickte.
    Kat trat vor, als Sin zur Bar ging, um seinem Bruder ein Glas zu holen. Zakar drehte sich ihr mit einem höhnischen Lächeln zu. »Hast du ein Problem mit mir?«
    »Nein, ich denke nur nach.«
    »Und worüber?«
    Sie kniff die Augen halb zusammen und schaute auf seinen Hals, der dank ihrer Hilfe keine einzige Bisswunde mehr aufwies. »Über Blutaustausch.«
    »Und was weißt du darüber?« Sein Ton hätte nicht herablassender sein können, wenn er ein aggressiver Lehrer gewesen wäre, der einen Schüler auffordert, den menschlichen Naturzustand nach Hobbes zu erläutern.
    »Einiges mehr, als ich gern wüsste«, sagte sie und ahmte seinen unverschämten Ton nach. »Zum einen weiß ich, dass er normalerweise diejenigen aneinanderfesselt, die ihn durchführen.«
    »Was sagst du gerade, Kat?«, fragte Sin, als er zu ihnen zurückkam.
    Sie wusste nicht, warum, aber seine Gegenwart tröstete sie. »Es ist nie der Feind von außen, der Zerstörung bringt, es ist immer der Feind von innen.«
    Sie erwartete, dass Sin widersprechen würde, aber das tat er nicht. Er reichte Zakar das Glas und blieb untypisch still. In seinem Verhalten lag etwas, das sie denken ließ, er könnte diesen Satz selbst schon ein paar Mal ausgesprochen haben.
    Zakar setzte sich auf und leerte das Glas in einem Zug. Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, ehe er Sin das Glas zurückgab.
    Dann sagte Zakar: »Du traust mir nicht.«
    »Ich kenne dich nicht.«
    Das Lächeln, das er ihr zuwarf, kam ihr irgendwie vertraut vor – und zugleich war es fremd. Wenn man ihn anschaute, sah er haargenau so aus wie Sin, von den Narben abgesehen, die Sins Körper verunstalteten. Doch auf Zakars Anwesenheit reagierte Kat nicht. Kein Herzrasen, keine schwitzenden Hände, nicht die Begierde, sich auf ihn zu stürzen … gar nichts. Sie schaute einfach nur irgendeinen schönen nackten Mann an. Es erinnerte sie daran, warum die anderen Dienerinnen der Artemis sie oft »kalt« genannt hatten.
    Zakar neigte den Kopf und schaute dorthin, wo Sin stand. »Ich glaube nicht, dass deine Frau viel von mir hält, Bruder.«
    Sin zwinkerte ihr verschwörerisch zu, sodass sie gewarnt war. »Das soll dich nicht weiter stören. Sie

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