Lockruf der Finsternis
Wartet nur, während ich euch mit meinem egomanischen Scheißdreck zu Tode langweile. Ich bin nur ein Angeber von einem Dämon, der sich selbst gern reden hört, und ich versuche, euch einzuschüchtern.«
Sie schaute wieder zu Kessar und ließ die Arme sinken. »Also ehrlich, wenn du uns einschüchtern willst, dann solltest du dringend verhindern, dass deine Mutter dich so komisch anzieht. Es ist schwierig, jemanden als Killer ernst zu nehmen, wenn er aussieht wie ein Investmentbanker. Das Einzige, was da bei mir nervös wird, ist mein Scheckheft.«
Kessar ließ die Zunge über seine Fangzähne gleiten, während er Kat betrachtete, als wäre sie eine besonders zarte Vorspeise. »Deine Freundin reißt ganz schön das Maul auf, Nana. Ich werde es genießen, wenn ich ihr die Worte in den Hals zurückstopfen kann.«
Sin starrte ihn an. »Nicht halb so sehr, wie ich es genießen werde, dich zu töten.«
Kat verdrehte die Augen. »Was ist das denn hier? Ein Junggesellinnenabschied? Dafür, dass ihr Männer seid, redet ihr fast so viel wie in einer Talkshow. Wenn wir kämpfen wollen, dann lasst uns kämpfen!«
Zakar runzelte die Stirn. »Hast du es so eilig mit dem Sterben?«
Kat zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt, aber ich sterbe lieber im Kampf mit Kessar als vor Langeweile.«
Plötzlich standen vier Dutzend Kessars um sie herum.
Kat fluchte, als sie merkte, dass sie vielleicht zu voreilig gewesen war. Das hier konnte sehr schnell hässlich werden – und wenn man die Anzahl der vorhandenen Kessars betrachtete, dann war das noch milde ausgedrückt.
»Ich fühle mich hier gerade wie bei Matrix Reloaded .«
Ohne Vorwarnung ging Kessar auf sie los. Kat wollte ihrerseits zum Angriff übergehen, aber ehe er sie erreicht hatte, riss jemand sie zur Seite.
Sie wurde ganz plötzlich heftig geschüttelt.
»Aua!« Kat blinzelte und öffnete die Augen. Sie sah Kytara neben dem Bett stehen, in dem sie mit Sin lag. »Was …?«
»Wecke deinen Freund auf. Ich hole den anderen, ehe Kessar ihn in Stücke reißt.« Damit verschwand sie.
Gähnend rollte Kat sich herum und tat, was Kytara ihr gesagt hatte. Sin wurde wach und wollte kämpfen.
»Immer langsam«, sagte Kat und wich ihm aus. »Ich bin’s, Kat.«
Sin brauchte eine Sekunde, um sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren und zu begreifen, dass er wach war. »Wo ist Kessar?«
»Er ist nicht hier, er war nur in unserem Traum.« Sie rutschte zur Bettkante. »Kytara hat mich gerade geweckt und ist dann los, um deinen Bruder zu holen. Vielleicht kann sie uns das alles erklären.«
Sie gingen nach nebenan, wo es so dunkel war, dass Kat kaum etwas erkennen konnte. Sin machte eine kleine Lampe an der Bar an, die einen trüben gelben Schein auf sie warf.
Die Dream-Hunterin kniete auf dem Boden neben Zakar und starrte ihn an, während er schlief.
Sin machte Anstalten, ihn zu wecken, aber Kytara packte ihn am Arm und hinderte ihn daran. Im Dämmerlicht glänzten ihre Augen blau. »Er ist nicht das, wofür du ihn hältst.«
»Er ist mein Bruder.«
»Ja«, sagte sie und begegnete seinem Blick, »aber frag dich mal, warum sie ihn am Leben gelassen haben.«
»Um ihn zu foltern.«
Kytara schüttelte den Kopf. »Um ihn zugrunde zu richten, Sin. Er ist kein Traumgott mehr. Er ist zu einem von denen geworden.«
Sin schüttelte den Kopf. »Er hat gegen sie gekämpft. Ich hab es doch selbst gesehen.«
Kat trat zu ihnen. Sie stimmte mit Sin überein. Zakar konnte auf keinen Fall auf Seiten der Gallu stehen, nach allem, was er durchgemacht hatte, was Kessar und seine Knechte ihm angetan hatten. Das konnte einfach nicht sein.
Aber ihre Freundin wusste etwas … Sie hatte etwas gesehen, das sie in Panik versetzt hatte. Kytara verbarg eine Wahrheit, von der sie annahm, dass Sin sie nicht verkraften würde.
Kat kniete sich neben Kytara hin. »Er hat gesagt, er wäre gebrochen. Was hat er damit gemeint?«
»Er ist von ihnen infiziert worden, und er kann es nicht kontrollieren. Es ist ebenso wahrscheinlich, dass er euch tötet, wie es wahrscheinlich ist, dass er sie tötet.«
Kat erhob sich abrupt, denn diese Worte trafen sie sehr. Das war doch nicht möglich …
An Sins Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass er sich weigerte, es zu glauben. »Kat hat seine Wunden geheilt.«
»Seine äußeren Wunden. Aber das wirklich Tödliche sitzt tief in ihm. Er hat jetzt den gleichen Durst nach Blut wie die Gallu.«
»Nein! Er hat gegen Asag gekämpft und überlebt. Das hat ihn den
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