Lockruf der Finsternis
am wenigsten sein wollte … nach Kalosis.
Und natürlich landete er direkt vor einem Charonte, der ihn betrachtete, als wäre er ein erstklassiges Steak auf seinem Teller. Aber Sin war nicht in der Stimmung, sich mit ihm abzugeben, und ignorierte ihn.
»Apollymi!«, rief er und ging den langen, engen Flur hinunter. Er hatte keine Ahnung, wie er sie finden sollte. »Ich brauche dich!«
Sie erschien vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, das Gesicht wutverzerrt.
Bis sie Kat in seinen Armen sah.
Ihre Haltung änderte sich auf der Stelle, sie eilte zu ihm und legte die Hand auf Kats Stirn. »Was ist passiert?«
Aus irgendeinem Grund traf diese Frage von Kats Großmutter den wunden Punkt, und alle unterdrückten Gefühle drängten ans Tageslicht. Sin spürte einen Kloß im Hals, als die Angst um Kat ihn überwältigte.
Aber da war noch mehr … der Gedanke, dass sie sterben könnte … Er durfte Kat nicht verlieren. Er konnte sie nicht verlieren. Er schluckte gegen den Kloß in seinem Hals an und sagte mit gedämpfter Stimme: »Ich glaube, dass sie von einem Gallu gebissen wurde und zu einem von ihnen wird. Du musst sie heilen … bitte.«
Apollymi begegnete seinem Blick, und ihr traten Tränen in die Augen. Er sah in ihren Augen eine Hoffnungslosigkeit, die ihn durchzuckte wie ein Blitz. »So etwas kann ich nicht heilen.«
Wut durchfuhr ihn. »Ich habe gesehen, wie du sie geheilt hast, als sie verletzt war. Du kannst das heilen, ich weiß es!«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann Wunden heilen, aber das hier … das ist in ihrem Blutkreislauf. Es breitet sich in ihr aus. Das kann ich nicht heilen, es liegt nicht in meiner Macht.«
Er fühlte sich, als hätte jemand ihm einen heftigen Schlag versetzt. Er rückte Kat in seinen Armen zurecht, damit er ihr einen Kuss auf die Schläfe geben konnte. Jedes Lachen, das sie ihm geschenkt hatte, jede ihrer Berührungen brannte jetzt auf seiner Haut.
Der Gedanke, dass er nie wieder eine sarkastische Bemerkung von ihr hören würde …
Das konnte nicht vorbei sein. Er konnte sie nicht wegen etwas so Dummem wie einem Biss verlieren, den sie auszubrennen vergessen hatten. Wenn sie ihm nicht geholfen hätte, wäre sie niemals in diese Situation geraten.
Nein, es musste etwas anderes geben, das er tun konnte.
Er starrte Apollymi an und spürte, wie ihm Tränen hinter den Lidern brannten. »Ich werde sie nicht so sterben lassen, Apollymi. Hörst du mich? Es muss etwas geben. Irgendetwas. Sag mir nicht, dass wir in zwei Götterwelten keine Lösung finden können.«
Sie strich Kat liebevoll über das blonde Haar. »Vielleicht kann ihr Vater etwas tun. Er versteht eine Menge mehr von Dämonen als ich.«
Bei ihren Worten überlief Sin ein Schauer – der letzte bekannte Aufenthaltsart von Ash war Artemis’ Bett gewesen. »Wie bitte?«
Apollymi schaute ihm fest in die Augen. »Du musst sie auf den Olymp bringen. Apostolos ist der Einzige, den ich kenne, der eine Lösung oder eine Heilmethode kennen könnte.«
Er hätte sich lieber beide Augen ausgestochen, als jemals wieder einen Fuß auf den Olymp zu setzen. Das letzte Mal, als er sich dorthin gewagt hatte, hatte es ihn alles gekostet, seine Würde inklusive.
Aber ein Blick auf Kats schönes Gesicht reichte. Auf die Schmerzen, die sie offensichtlich hatte. Er wusste, dass er durch alle Feuer der Hölle gehen würde, damit es ihr besser ging.
»Wo genau auf dem Olymp ist er?«
»Im Tempel der Artemis.«
Natürlich – wo sollte Acheron sonst sein, wenn Sin ihn brauchte?
Wie unfair das war! Aber seine Vergangenheit tat hier nichts zur Sache. Nur Kat war wichtig.
»In Ordnung.« Er seufzte. »Aber ich kann nicht allein dorthin gehen. Artemis hat mir diese Macht genommen, damit ich sie nicht töten kann.«
»Da können wir nur hoffen.« Apollymi berührte ihn an der Schulter. »Mach mir keine Schande«, flüsterte sie. Dann rief sie laut nach ihrem Sohn. »Apostolos?«
Ash antwortete fast auf der Stelle. »Ja, Matera ?«
»Ich habe Sin mit Katra hier. Sie ist krank und braucht dich, aber ich kann sie nicht ohne deine Hilfe zu dir schicken.«
Es dauerte kaum einen Augenblick, bevor sie sich auf dem Balkon vor Artemis’ Tempel wiederfanden.
Die großen Türen öffneten sich, und Acheron trat in einer schwarzen Lederhose und einem langen kleidartigen atlantäischen Gewand aus schwerer Seide, einer formesta , die sich um seine Stiefel blähte, zu ihnen. »Was ist los?«
Sin kam ihm auf halbem Weg auf dem
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