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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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doch verstehen. Eigentlich hätte ich Geld bekommen sollen, einen Anteil des Trusts, als ich einundzwanzig wurde. Ich brauchte das Geld, um mir eine anständige Wohnung zu nehmen, um verschnaufen und mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren zu können. Um wirklich etwas zu erreichen. Aber mein Vater hat es einbehalten. Er war so wütend, dass ich nicht auf ihn hören, seine Pläne für mich nicht befolgen wollte. Ich besaß ein wenig Geld, das mir meine Großeltern mitgegeben hatten - beziehungsweise das, was von meinen Ersparnissen noch übrig war. Er hat mein Konto gesperrt.«
    »Wie das?«
    »Weil er es kann. Er hat Beziehungen, kennt das System.
Wenn man dann noch bedenkt, dass ich das College geschmissen und mit Geld nur so um mich geworfen hatte … Das ist allein meine Schuld, aber ich war jung, dumm, verschuldet und von ihm abhängig. Er dachte, ich würde schon spuren.«
    »Du meinst, dein Vater hat dir den Geldhahn zugedreht und dir den rechtmäßig zustehenden Anteil verwehrt, weil er unbedingt wollte, dass du Anwalt wirst?«
    »Nein.« Vielleicht würde sie das nie begreifen. »Weil er Macht über mich haben wollte. Weil er einfach nicht zulassen will - oder kann -, dass jemand diese Macht infrage stellt.«
    Da sie zuhörte, ließ Coop sie los. »Geld ist eine Waffe, und er weiß, wie man sie einsetzt. Er versprach mir, einen Teil des Geldes lockerzumachen, wenn ich … Egal, er nannte eine ganze Reihe von Bedingungen, die jetzt keine Rolle mehr spielen. Ich musste mir einen Anwalt nehmen, und das hat viel Zeit und Geld gekostet. Und selbst als ich endlich bekam, was mir zustand, hatte ich erhebliche Anwalts- und Prozesskosten zu tragen. Ich konnte nicht zulassen, dass du nach New York kommst und siehst, wie ich damals gelebt habe. Ich musste meine ganze Energie in die Arbeit stecken. Ich musste Privatdetektiv werden, um mir zu beweisen, dass ich etwas kann. Und du, Lil, warst ein Überflieger. Du hast Artikel veröffentlicht, bist gereist, hast zu den Besten deines Jahrgangs gezählt. Du warst unglaublich.«
    »Das hättest du mir sagen müssen. Ich hatte ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    »Und dann? Du hättest gewollt, dass ich zurückkomme, und vielleicht hätte ich das auch getan. Mit leeren Händen. Ich hätte es gehasst und dir früher oder später
die Schuld daran gegeben. Oder aber du hättest alles aufgegeben und wärst nach New York gezogen. Dann hätte es noch kürzer gedauert, bis wir uns gehasst hätten. Wenn ich es dir gesagt hätte, Lil, wenn ich dich gebeten hätte, bei mir zu bleiben, bis ich mir etwas aufgebaut hätte, gäbe es heute kein Chance-Wildreservat. Und du wärst nicht die Frau, die du heute bist. Und ich wäre auch ein anderer.«
    »Du hast alles für dich allein entschieden.«
    »Das schon. Aber du warst damals einverstanden.«
    »Das habe ich nur gesagt, um meinen Stolz nicht zu verlieren.«
    »Dann müsstest du auch verstehen, dass es mir genauso ging.«
    »Du hattest mich.«
    Er wollte sie berühren, ihr über die Wange streichen, irgendetwas tun, um den Schmerz in ihren Augen fortzuwischen. Aber so funktionierte das nicht.
    »Ich musste selbst etwas darstellen, etwas für mich tun. Ich brauchte etwas, auf das ich stolz sein konnte. Ich habe die ersten zwanzig Jahre meines Lebens um die Liebe und Anerkennung meines Vaters gekämpft. Er schafft es, dass man von seiner Anerkennung abhängig ist - nur um sie einem anschließend vorzuenthalten, damit man sich umso mehr danach sehnt und sich minderwertig fühlt, weil man sie nie bekommt. Du weißt nicht, wie so etwas ist.«
    »Nein.« Ganz deutlich sah sie den Jungen vor sich, den sie einst kennengelernt hatte. Diese Augen, diese traurigen, wütenden Augen.
    »Ich hatte nie das Gefühl, um meinetwillen geliebt zu werden. Niemand war stolz auf mich, bis ich in jenem
Sommer meine Großeltern besucht habe. Anschließend war es in gewisser Weise noch wichtiger, dasselbe von meinen Eltern zu bekommen, vor allem von meinem Vater. Aber ich sollte es nie bekommen.«
    Er schüttelte sich, um die Erinnerungen loszuwerden. Es war vorbei und spielte keine Rolle mehr. »Als mir das klar wurde, hat sich einiges geändert. Ich habe mich verändert. Vielleicht bin ich härter geworden, Lil, aber ich fing an, meine eigenen Ziele zu verfolgen und nicht seine. Ich war ein guter Polizist, und allein darauf kam es an. Als das nicht mehr ging, habe ich mich selbstständig gemacht, und ich war ein guter Privatdetektiv. Mir ging es nie ums Geld,

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