Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
obwohl es verdammt schwer ist, keines zu haben und befürchten zu müssen, die Miete nicht zahlen zu können.«
Sie blickte über den Canyon, wo die mächtigen Felsen stumm in den blauen Himmel ragten. »Dachtest du, ich verstehe das nicht?«
»Ich habe es ja selbst kaum verstanden und wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Ich habe dich geliebt, Lil. Seit ich elf bin, habe ich dich jeden einzelnen Tag meines Lebens geliebt.« Er griff in seine Hosentasche und zog die Münze hervor, die sie ihm am Ende ihres ersten Sommers geschenkt hatte. »Ich habe dich tagaus, tagein bei mir getragen. Aber es gab eine Zeit, da glaubte ich, dich nicht verdient zu haben. Du kannst mir das vorwerfen, aber wir beide mussten nun mal unsere eigenen Wege gehen. Wenn wir uns nicht getrennt hätten, hätten wir das niemals geschafft.«
»Das kann man nie wissen. Außerdem hattest du nicht das Recht, für mich mitzuentscheiden.«
»Ich habe für mich entschieden.«
»Und dann kommst du nach zehn Jahren zurück, nur weil du so weit bist? Und jetzt soll ich auch so weit sein?«
»Ich dachte, du wärst glücklich - und glaub mir, es hat mir das Herz zerrissen bei dem Gedanken, dass du dein Leben lebst, tust, was du willst - aber ohne mich. Jedes Mal, wenn ich von dir hörte, erfuhr ich, womit du dir wieder einen Namen gemacht hattest. Sei es, dass du das Reservat gegründet hast oder in Afrika oder Alaska warst. Die wenigen Male, in denen ich dich sah, warst du immer beschäftigt oder irgendwo unterwegs.«
»Weil ich es einfach nicht aushielt, in deiner Nähe zu sein. Das hat verdammt weh getan.«
»Du warst verlobt.«
»Ich war nie verlobt. Die Leute dachten, wir wären verlobt. Ich habe mit Jean-Paul zusammengelebt, und wenn unsere Arbeit es zuließ, sind wir gemeinsam gereist. Ich wollte mein Leben leben, eine Familie gründen. Aber ich habe es einfach nicht geschafft. Weder mit ihm noch mit einem anderen.«
»Vielleicht geht es dir besser, wenn du weißt, dass ich fast gestorben bin, als ich erfahren habe, dass du einen Freund hast. Ich habe mir in vielen furchtbaren Momenten gewünscht, eine andere Entscheidung getroffen zu haben, wobei ich sie nach wie vor richtig finde. Ich habe mir vorgestellt, wie du dich weiterentwickelst, und habe dich dafür gehasst.«
»Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen oder wie ich mich verhalten soll.«
»Ich auch nicht. Aber du sollst wissen, dass ich jetzt weiß, wer ich bin, und damit zufrieden bin. Ich tat, was ich tun musste. Und jetzt tue ich, was ich tun will. Ich werde mein Bestes für meine Großeltern geben, denn sie haben
stets ihr Bestes für mich gegeben. Und für dich werde ich auch mein Bestes geben, denn noch einmal lasse ich dich nicht gehen.«
»Ich gehöre dir nicht, Coop.«
»Dann werde ich dafür sorgen, dass du mir eines Tages wieder gehören wirst. Wenn ich im Moment nicht mehr für dich tun kann, als dir zu helfen, dich zu beschützen, mit dir zu schlafen und dir klarzumachen, dass ich nie wieder weggehe, ist das in Ordnung. Früher oder später wirst du wieder zu mir zurückkommen.«
»Wir sind nicht mehr dieselben wie früher.«
»Wir haben uns weiterentwickelt. Aber wir passen nach wie vor zusammen.«
»Diesmal kannst du nicht allein entscheiden.«
»Du liebst mich immer noch.«
»Ja, das tue ich.« Sie sah ihn erneut an, mit einem Blick, der sowohl offen als auch undurchdringlich war. »Aber ich bin alt genug, um zu wissen, dass Liebe nicht alles ist. Du hast mich verletzt, mehr als jeder andere, mehr, als es irgendjemand sonst überhaupt gekonnt hätte. Keine Ahnung, ob es das besser oder schlimmer macht. Das lässt sich nicht so schnell ungeschehen machen.«
»Ich will keine schnelle Lösung. Ich bin wieder hergezogen, weil mich meine Großeltern brauchen. Und ich war bereit loszulassen. Ich dachte, du stehst kurz davor zu heiraten. Ich redete mir ein, dass ich damit leben müsste. Ich habe meine Chance gehabt. Und du scheinst deine gehabt zu haben. Ich lasse dir so viel Zeit, wie du willst. Ich werde nicht mehr davonlaufen.«
»Das sagst du jetzt.« Sie trat einen Schritt zurück und wollte auf die Pferde zulaufen, aber er packte sie am Arm.
»Ich werde es dir so lange sagen, bis du mir glaubst.
Und noch etwas, Lil: Du weißt, wie unterschiedlich sich Liebe auswirken kann: Sie kann einen glücklich, aber auch todtraurig machen. Sie kann dafür sorgen, dass man Schmetterlinge im Bauch oder Kopfschmerzen bekommt. Sie kann alles intensiver machen oder
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