Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
hinein und waren vor zwei zurück im Zeltlager. Sie arbeitete, ich las, wir aßen etwas und gingen schlafen. Heute früh um zwanzig nach fünf hörte ich jemanden ums Zelt schleichen. Ich griff nach meiner Waffe. Aber er hatte schon die Flucht ergriffen, als ich aus dem Zelt kam. Ich hörte ihn mehr, als dass ich ihn sah, aber ich konnte einen Blick auf ihn erhaschen. Ein etwa ein Meter dreiundachtzig großer Mann. Höchstwahrscheinlich ein Mann, so wie er sich bewegt hat und wie er gebaut war. Er trug einen Rucksack und hatte eine Baseballkappe auf. Zu Alter, Rasse oder Haarfarbe kann ich keine Angaben machen. Ich habe nur seine Umrisse gesehen, als er davonrannte, dann verschwand er zwischen den Bäumen. Er war schnell.«
»Um diese Uhrzeit ist es stockfinster.«
»Ja. Vielleicht hatte er eine Infrarotbrille auf. Ich habe ihn nur von hinten gesehen, aber er hat sich so leichtfüßig bewegt wie eine Gazelle. Schnell und fließend. Währenddessen ist Lil aufgewacht. Kurz darauf bekam sie das
Signal, dass die Falle zugeschnappt ist. Wir brauchten gute dreißig Minuten, vielleicht sogar vierzig, bis wir alles zusammengepackt und das Reservat informiert hatten. Dann haben wir die Wildkatze noch eine Weile am Computer beobachtet. Er hatte einen erheblichen Vorsprung. Wir konnten ja nicht ahnen, dass er dorthin gehen und so etwas tun würde.«
Sie hatten die Pferde erreicht, und Willy tätschelte Coops Stute.
»Inzwischen war es hell, aber wir hatten es nicht eilig. Dann entdeckte sie die Spuren, nachdem wir ungefähr die Hälfte der Strecke von unseren Zelten bis zum Käfig zurückgelegt hatten.«
»Lil hat wirklich ein Auge für so was«, bemerkte Willy freundlich.
»Er ist im Kreis gegangen und dann auf dem Pfad dort rauf. Wir hörten den typischen Schrei der Katze.«
»Ein verdammt lauter Schrei.«
»Als sie zum dritten Mal schrie, hörten wir den Schuss.« Er schilderte den Rest und erzählte, wie viel Zeit in der Zwischenzeit vergangen war.
»Es gibt keine Austrittswunde«, fuhr Coop fort. »Es muss ein kleines Kaliber gewesen sein. Eine kompakte Handfeuerwaffe, eine 38.er vielleicht. Eine, die man leicht unter der Jacke verbergen kann, die kaum etwas wiegt und die man nicht bemerkt, wenn man jemandem auf dem Wanderweg begegnet. Man hält ihn für einen ganz normalen Naturliebhaber.«
»Wir nehmen solche Dinge sehr ernst, darauf kannst du dich verlassen. Ich halte dich auf dem Laufenden. Wenn ich noch Fragen an dich habe, weiß ich ja, wo ich dich finde. Sei vorsichtig beim Abstieg, Coop.«
»Versprochen.« Coop stieg auf und nahm Willy die Zügel von Lils Pferd aus der Hand.
Auf dem einsamen Rückweg hatte er genügend Zeit zum Nachdenken.
Dass die Kamera manipuliert worden war, war kein Zufall gewesen. Ein Eindringling hatte sich ihren Zeltplatz ausgesucht, der Puma, den Lil gefangen hatte, war erschossen worden.
Und der gemeinsame Nenner war Lillian Chance.
Er musste ihr das dringend klarmachen, damit sie Vorsichtsmaßnahmen traf.
Sie glaubte, es sei einfacher, ein gefangenes Tier zu töten als einen Menschen.
Aber da war Coop anderer Ansicht.
Er kannte William Johannsen. Der Mann würde bestimmt alles tun, was in seiner Macht stand.
Aber wenn Willy nicht großes Glück hatte, würden seine Ermittlungen bestimmt im Sande verlaufen.
Wer auch immer Lils Puma getötet hatte, wusste genau, was er tat und wie er es tun musste. Die Frage war nur, warum er es tat.
Es musste irgendjemand sein, der persönlich etwas gegen Lil hatte. Oder wollte er sich am Reservat rächen? Vielleicht beides, da Lil und das Reservat in den Augen der meisten Menschen hier ein- und dasselbe waren. Irgendein Fanatiker aus der Jäger- oder Naturschutzbewegung kam ebenfalls infrage.
Jemand, der sich in der Gegend auskannte, der wusste, wie man in der freien Natur überlebt und sich unsichtbar macht. Vielleicht ein Einheimischer, dachte Coop. Oder jemand, der hier Freunde oder Bekannte hatte.
Vielleicht konnte er alte Kontakte aufwärmen und herausfinden,
ob es in den letzten Jahren ähnliche Vorfälle gegeben hatte. Er konnte auch einfach Lil fragen, sie würde das zweifellos schneller herausfinden.
Aber dann konnte er es sich abschminken, auf Distanz zu ihr zu bleiben. Zugegebenermaßen hatte das jetzt schon nicht funktioniert, schließlich hatte er sie auf die Exkursion begleitet. Wem wollte er etwas vormachen?
Er würde ihr ohnehin nicht aus dem Weg gehen können. Im Grunde hatte er es schon die ganze Zeit gewusst,
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