Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
schon … abgängig?«
»Ich habe sie letzten Freitag am Strand aufgegabelt. Sie sagte, sie wäre vor vier Tagen ausgerissen.«
»Und Sie konnten sie nicht bewegen, etwas von ihrer Familie zu verraten?«
»Nein. Drängen möchte ich sie nicht, weil zu befürchten steht, dass sie dann auch vor mir davonläuft.«
»Meine Güte, ihre Eltern müssen vor Angst und Sorge schon völlig außer sich sein! Haben Sie nicht
wenigstens bei der Polizei angerufen und gefragt, ob ein Teenager vermisst wird?«
»Gleich am Freitag, als sie unter der Dusche stand. Es hieß, niemand, auf den Fionas Beschreibung passe, würde vermisst. Hm… übrigens vielen Dank für Ihre Rettungsaktion gestern. Dave hat ganz recht, die meisten Männer hätten sich wohl nicht eingemischt, zumal gleich vier Betrunkene beteiligt waren. Von den zig anderen männlichen Gästen hat keiner auch nur einen Finger gerührt.«
»Ich habe eine Halbschwester in Fionas Alter.«
»Fiona sagte, Sie hätten sich ein Jahr freigenommen. Was machen Sie denn?«
Er schwieg ein paar Herzschläge lang, bevor er leise auflachend erwiderte: »Würden Sie mir denn glauben, wenn ich sage, dass ich in der Raketentechnik tätig bin?«
Camry lag reglos da und wagte keinen Atemzug, während sie auszurechnen versuchte, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass zwei Physiker in eine Schlägerei in einer Kneipe geraten und am nächsten Morgen im gleichen Bett aufwachten.
»Und wissen Sie was?«, fuhr er fort. »Im Gegensatz zu dem, was Sie Fiona sagten, ist dieser Beruf für mich sehr wohl spannend.«
»Was kann daran spannend sein, über Zahlen zu brüten, bis sie einem vor den Augen verschwimmen?
Besonders, wenn diese Zahlen plötzlich nicht den geringsten Sinn ergeben?«
»Sie verstehen etwas von mathematischer Physik?«
»Ich weiß, dass sie höllisch frustrierend sein kann.«
»Und das Hüten fremder Hunde ist spannend?«
»Die Hunde stellen nicht alles, was ich sage, in zig E-Mails infrage oder heben meine Fehler hervor.«
»Ich wusste nicht, dass Hunde E-Mails versenden«, gab er hörbar belustigt zurück.
Camry versetzte ihm einen leichten Stoß. »Die Tablette tut offensichtlich schon ihre Wirkung.«
»Autsch, meine Rippen! Noch wirkt sie nicht.«
»Verzeihung.«
Sie spürte das Bett schwanken und schlug ihr heiles Auge auf – nur um zu sehen, dass er sich ihr zugewandt hatte, den Kopf auf die Hand gestützt. »Und deshalb hüten Sie also Hunde: weil diese Tiere Sie selbstverständlich für die Klügste und Beste halten? Ihnen liegt wohl nichts an einem anregenden Streitgespräch mit einem würdigen Kontrahenten so ab und an?«
Camry zog die Decke bis zum Kinn hinauf. »Ich mag Streitgespräche, wenn mein Gegenüber nicht so eingebildet ist, dass er unbedingt nach Amerika kommen muss, um mich auch noch höchstpersönlich zu berichtigen.«
»Hm, jetzt bin ich ein wenig ratlos. Ich dachte, wir würden über Dispute im Allgemeinen sprechen, Sie aber scheinen etwas Spezielles zu meinen. Könnten Sie mir das vielleicht näher erläutern?«
»Nein. Verschwinden Sie, Pascal.«
Er ließ sich seufzend in sein Kissen zurücksinken. »Ich habe Hunger. Ich habe gestern kein Abendessen bekommen.«
»Im Kühlschrank ist noch Mayo. Die können Sie sich zu Gemüte führen.«
»Mehr nicht? Sie kochen wohl nicht?«
»Warum sollte ich, wenn ich in den Go Back Grill gehen kann?«
»Wenn Sie erwachsen sind, sollten Sie vielleicht lieber Präsidentin werden und nicht Hausmütterchen.« Wieder seufzte er. »In dieses gottverlassene Nest verirrt sich auch kein Lieferservice. Vielleicht könnten Dave oder eines seiner Mädchen uns etwas bringen?«
»Dave hat gestern Cams SUV hergefahren«, erklärte Fiona, die mit einem vollen Tablett gerade ins Schlafzimmer kam und es zwischen den beiden abstellte.
Camry setzte sich langsam auf. Der köstliche Duft machte ihr den Mund wässrig. »Er hat auch etwas zu essen gebracht?«
»Nein. Ich bin heute Morgen zum Laden gefahren
und war wieder zurück, bevor die Hunde abgegeben wurden«, erklärte Fiona und schob Cams Kissen als Kopfstütze zurecht.
»Sie haben einen Führerschein?«
»Beinahe«, erwiderte Fiona, während sie um das Bett herumging, um auch Lukes Kissen zu richten. »Und da diese Tabletten euch bald wieder außer Gefecht setzen werden, warte ich erst mal ab und fahre dann zu Lukes Hotel, um seine Sachen zu holen. Ist der Zimmerschlüssel in Ihrer Hosentasche, Luke? Welche Zimmernummer haben Sie?«
»Man kann
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