Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
Energie reichte nicht mehr aus, um mit Luke quitt zu werden.
Die Hunde benahmen sich äußerst kooperativ und ließen sich sofort in ihrem neuen Hundekörbchen in dem großen Zelt nieder, das sie und Luke aufgeschlagen hatten. Luke zur Mitarbeit zu bewegen, war allerdings etwas ganz anderes, da er nervöser war als eine Katze in einem Raum voller Schaukelstühle.
»Ich habe ja gesagt, dass die Müsliriegel mit Zucker und Coffein angereichert sind«, murmelte sie und zog ihre Kleidung aus.
Luke, der gerade seine Stiefel aufschnürte, blickte auf. »Hätte ich sie nicht vertilgt, würden wir jetzt in einem Schneehaufen kampieren«, sagte er mit einer
Handbewegung, die dem Zelt galt, in dem sie sich befanden. »Ich bin seit über dreißig Stunden auf den Beinen.«
Camry, die sich bis auf ihre lange Unterhose entblättert hatte, kroch in die durch einen Reißverschluss verbundenen Schlafsäcke. »Hättest du ein wenig gepennt, wie ich es gestern getan habe, anstatt davonzuschleichen und Kondome zu kaufen, hättest du die Müsliriegel gar nicht gebraucht. Jetzt wirst du nicht schlafen können.«
»Ach, ich bin schon so gut wie eingeschlafen«, erwiderte er und kroch neben sie.
Dann gähnte Luke – worauf Camry ebenfalls gähnen musste – und verschränkte die Hände auf dem Bauch. Aber anstatt einzuschlafen, fiel Camry auf, dass er anfing, die Daumen zu drehen, während er zum Zeltdach hinaufstarrte. »Dir ist doch klar, dass dein Vater ahnen wird, wer seine Pistenraupe geklaut hat, wenn er sieht, dass sie verschwunden ist?«
»Ja.«
»Grund genug für deine Mutter anzunehmen, du würdest Weihnachten nach Hause kommen.«
»Schlaf endlich, Luke.«
Eine Minute lang hielt er den Mund. »Aber wegen Weihnachten schien sich Grace keine Sorgen zu machen«, murmelte er, halb im Selbstgespräch, halb an
sie gerichtet. »Sie hat mich gebeten, dich zur Sonnenwende nach Hause zu bringen.«
Trotz ihrer geschlossenen Augen wusste sie, dass seine Daumen sich nicht mehr drehten und dass er sie anschaute. »Damals kam mir das sonderbar vor. Heute weiß ich, dass es dein Geburtstag ist.« Er schnaubte. »Und der Geburtstag aller deiner Schwestern.«
»Schlaf, Luke.«
Es vergingen neunzig Sekunden, bis sie spürte, dass er sich zu ihr rollte. »Und da dein großer Tag auf den zwanzigsten Dezember fällt, könnten wir nach deiner Geburtstagsparty in einen Flieger steigen und die Weihnachtsfeiertage mit meiner Familie in British Columbia verbringen.«
Das öffnete ihr die Augen. »Was?«
Den Kopf in die Hand gestützt, blickte er sie an und schob seine andere Hand über ihren Leib, um ihre Hüfte zu umfassen. »Das wäre ein Spaß«, sagte er eifrig und mit einem Lächeln. »Mom und André können es sicher kaum erwarten, dich kennenzulernen, und Kate platzt bestimmt schon fast vor Neugier. Letzte Woche hat sie mir mindestens zehn SMS geschickt und mich ganz detailliert über dich ausgefragt.«
»Du hast deiner Familie von mir erzählt?«
»Natürlich. Und ich habe versprochen, dich mitzubringen, damit ihr euch kennenlernt.«
»Aber weshalb?«, flüsterte Cam, schier entsetzt ob der Aussicht auf eine Begegnung mit seiner Familie, da sie doch ihre eigene nicht ertragen konnte. »Was hast du ihnen über mich gesagt?«
Ganz plötzlich warf er sich wieder auf den Rücken, faltete die Hände auf dem Bauch und starrte zum Zeltdach hinauf. »Ich habe gesagt, dass ich dir einen Heiratsantrag zu machen gedenke, sollte mich nicht der Mut verlassen.«
Camry setzte sich mit einem Ruck auf. »Du hast … was?«, wollte sie rufen, brachte aber bloß ein Quieken heraus.
Hatte er nicht soeben das mit einem H beginnende Wort geäußert?
Auch er setzte sich auf und fasste nach ihren plötzlich zitternden Händen. »Ich wollte mit meinem Antrag warten, bis wir den Podly gefunden haben und du dich mit deinen Eltern ausgesprochen hast.« Er bekam rote Wangen unter seinem Bart. »Ich wollte eigentlich einen Ring kaufen und niederknien, aber …« Er führte ihre Hände an seinen Mund und küsste sie. »Aber als du mir deine merkwürdigen Familientraditionen gebeichtet und mir gestanden hast, du würdest gern mit mir schlafen, da dachte ich mir, ich sollte deine Verwirrung schamlos ausnutzen und um deine Hand anhalten, bevor wir uns den Freuden der Liebe hingeben.«
Er ließ ihre Hände los, um ihr den offenen Mund zu schließen, dann legte er seine Finger auf ihre Lippen, um sie von einer Antwort abzuhalten.
Aber sie hätte ohnehin
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