Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
weiß nicht, was du im Schilde führst, Fiona«, flüsterte sie; sie durchquerte die Hütte, das winzige Instrument in der Hand. »Aber wenn es mit meinem Gelaber in Sachen Shamans Rock zu tun hat, so bist du klug genug zu wissen, dass ich nur deinen Daddy vergraulen wollte. Du wirst zu einer so wunderbaren Druidin heranwachsen wie deine Eltern auch, ihnen vielleicht sogar an Macht überlegen sein. Letzte Woche war das Zusammensein mit dir sehr vergnüglich – selbst wenn du mich nur auf den Arm genommen hast. Aber bitte, Fiona, lass Luke aus dem Spiel. Er ist ein feiner
Mensch und versucht wieder gutzumachen, dass er den Podly abgehört hat. Steh mir bei, wenn ich ihm bei der Suche nach der Datenbank helfe – die hoffentlich unversehrt ist«, setzte sie noch hinzu.
»Und wenn du schon mal dabei bist: Könntest du mir helfen herauszufinden, ob der Schmerz in meiner Brust daher rührt, weil ich Luke mehr liebe, als ich den Zauber fürchte? Denn wenn dies der Grund für mein Herzweh ist, dann musst du mir leider auch helfen, den Mut zu finden, etwas dagegen zu unternehmen.«
Der kleine Sender fing plötzlich an zu piepsen, und Camry hielt den Atem an. »Wo?«, flüsterte sie und bewegte das Instrument erst ein Stück nach links, dann nach rechts.
Es piepste wieder, und die Pieps-Frequenz steigerte sich, je näher sie der Vorderfront der Hütte kam. Als sie das Gerät nach vorn und hinten schwenkte wie ein Zielsuchgerät, führte es sie schließlich zur vorderen Wand, dann fing es an zu vibrieren, als sie es an einem verstaubten alten Rahmen vorbeiführte, der auf Augenhöhe angebracht war.
Camry benötigte einen Moment, bis sie erkannte, dass sie so eine Art Zertifikat vor sich hatte. Sie zog ihren Pulloverärmel in die Länge und benutzte ihn, um den Staub abzuwischen. Dann runzelte sie die Stirn.
Roger AuClair war Friedensrichter?
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie, das Datum zu entziffern, aber die Tinte war verschmiert, offenbar von einem Fingerabdruck. Juni irgendwann, zweitausend irgendwas.
Sie hielt den Sender an den Rahmen, und wieder reagierte dieser mit heftigen Vibrationen. Camrys Herz pochte aufgeregt, in ihrem Bauch flatterte ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen. »Was sagst du?«, flüsterte sie.
Als plötzlich neben ihr die Tür geöffnet wurde, erschrak Cam so sehr, dass sie den Sender mit einem Ausruf des Erstaunens in die Luft warf. Er prallte von einem nicht minder erstaunten Roger ab, was wiederum bewirkte, dass Luke gegen ihn stieß, als der alte Einsiedler mitten im Schritt innehielt. Alle drei sahen zu, wie der Sender klirrend zu Boden polterte und laut piepsend zum Ledersessel rollte.
Roger ging hin und hob ihn auf, bevor Max ihn apportieren konnte. »Verdammt, was machst du denn hier drinnen, du Teufelsbraten?«, fragte er das Instrument. Er hielt es Camry hin. »Sie machen dem verdammten Lärm jetzt ein Ende, Missy MacKeage, oder ich ziele mit meiner Flinte darauf, das schwöre ich Ihnen.«
Während Camry ihn nur sprachlos anstarrte, hielt er den Sender Luke hin. »Ich dachte, ich würde dieses
Mistding nie mehr wiedersehen, als ich es Fiona gegeben habe.«
Lukes Hand hielt auf halbem Weg inne. »Sagten Sie Fiona? Sie war hier?«
»Klar war sie da.« Roger drückte Luke den Sender in die Hand. »Wer, glauben Sie, hat mir gesagt, ich soll Sie erwarten?«
»Fiona Gregor?« Luke sah Camry unsicher an. »Wie alt ist sie denn?«
Rogers Brauen schoben sich zusammen. »Ja, Gregor. Und ich weiß nie, wie alt sie gerade ist, wenn sie aufkreuzt. Aber diesmal war sie ein Teenager, so groß etwa.« Er streckte seinen Arm auf Augenhöhe aus. »Mit langem rötlichem Blondhaar und großen blauen Augen.« Er küsste laut schmatzend seine Finger. »Und sie backt die süßesten Kuchen diesseits des Himmels.«
»Wann war Fiona hier?«, fragte Camry.
»Mal sehen«, murmelte Roger, seinen struppigen weißen Bart glättend. Dann tippte er mit den Fingern wie beim Zählen darauf. »Das letzte Mal vor fast drei Wochen.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf den Sender. »Ich habe sechs Apfelkuchen für das Ding eingetauscht. Sie hatte ja keine Ahnung, dass ich es ihr auch einfach so überlassen hätte.« Es folgte ein drohender Blick mit der entsprechenden Geste in ihre Richtung. »Aber das dürfen Sie ihr nicht sagen, wenn Sie sie treffen, hören Sie? Es würde ihre
Gefühle verletzen«, sagte er mit einem Nicken. »Sie war selig, weil sie glaubte, sie hätte einen brillanten Tausch
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