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Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)

Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)

Titel: Lockruf der Highlands: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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dem Loch zu verschwinden drohte, in dem Luke stand. »Sieht
aus, als hättest du dich erholt«, sagte er, stellte die Hündin auf den Boden und hielt sie so lange fest, bis sie sicher auf allen vieren dastand. Er ließ Tigger erst los, als er sah, dass sie mit dem Schwanz wedelte, dann warf er Camry einen Blick zu. »Falls du jemandem verrätst, dass ich einen Hund mit Mundzu-Mund-Beatmung gerettet habe, stelle ich das Handy-Foto von dir im Nuttenkostüm ins Internet.«
    Ehe sie etwas sagen konnte, drehte er sich um und öffnete auch den Reißverschluss ihres rechten Hosenbeins. »Knochen stehen jedenfalls keine heraus«, erklärte er mit gespielter Munterkeit, obwohl ihr Fuß ganz eindeutig in einem unnatürlichen Winkel verdreht war.
    Er griff nach seinem Mehrzweckmesser und klappte die Klinge auf, dann zog er vielsagend die Brauen hoch. »Ich habe schon immer davon geträumt, eine schöne Frau zu verarzten.« Er betrachtete wieder ihr Bein. »Ich muss jetzt deine Unterhose und die Leggins vom Knie an aufschneiden, damit ich feststellen kann, was los ist.« Wieder zog er die Brauen in die Höhe. »Vorausgesetzt, ich kann überhaupt etwas erkennen, da du ja deine Beine seit ewigen Zeiten nicht rasiert hast – wie lange ist es eigentlich her?«
    »Jetzt aber los«, stöhnte sie und machte sich ganz steif. »Sag mir ehrlich, ob das Bein gebrochen oder nur verstaucht ist.«
    Er wusste eindeutig, dass es gebrochen war, kein Zweifel. Nur wusste er nicht, wie kompliziert der Bruch war. Er schnitt also beherzt Unterhose und Leggins mit dem Messer auf. Unter ihrer Wollsocke war die Haut dunkelrot und total verschwollen.
    »Ja, das Bein ist gebrochen«, murmelte er und schnitt behutsam die Socke bis zum Stiefel auf. Er hielt inne, als sie heftig einatmete, und sah sie an. »Ich kann nicht beurteilen, ob es der Unterschenkel oder der Knöchel ist. Ich muss dir den Stiefel ausziehen, Camry – ganz vorsichtig.«
    »Lass das.«
    »Nein. Dein Fuß schwillt an, es wird sonst immer schwieriger.«
    Sie schloss die Augen. »Dann nichts wie los.«
    Luke schnitt vorsichtig die Schnürsenkel durch, dann legte er das Messer beiseite, um ihr den Schuh vom Fuß zu ziehen. Er zuckte zusammen, als sie vor Schmerz wieder geräuschvoll atmete.
    »Ganz ruhig«, sagte er einschmeichelnd und zog die Schuhlasche weg. Er schob eine Hand unter den Knöchel, dann packte er mit der anderen den Absatz und zog langsam daran.
    »Nicht! Aufhören!«
    Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. Sie atmete einige Male tief durch, bis sie mit zusammengebissenen Zähnen hervorstieß: »Okay. Mach weiter!«
    Mit angehaltenem Atem fing er wieder an, ganz sachte zu ziehen, um ihren Schmerz nicht unnötig zu verschlimmern; außerdem wollte er natürlich nicht noch mehr Schaden anrichten. Schließlich glitt der Schuh samt Socke vom Fuß, und Luke schloss entsetzt die Augen. »Dein Knöchel scheint gebrochen zu sein«, flüsterte er und sah sie wieder an. »Kein Blut. Ich werde ihn schienen, so gut es geht. Dann grabe ich den Schlitten aus, und wir bringen dich schleunigst ins Krankenhaus. Wo ist denn das nächste Haus hier in der Gegend?«
    Sie überlegte. »Zehn Meilen über die Forststraße, dann weiter quer über die Bucht – dort müssten ein paar ganzjährig bewohnte Häuser stehen.«
    Luke krampfte sich der Magen zusammen. »Glaubst du, dass die Bucht schon zugefroren ist?«
    »Es wäre an der Zeit.«
    Er sah ihren Knöchel an, dann sah er sie an und schüttelte den Kopf. »Camry, die Verletzung ist nicht lebensbedrohlich, solange du nicht in einen Schockzustand gerätst. Um ein paar Meilen abzukürzen, werde ich daher nicht riskieren, im See zu ertrinken. Wie weit ist es bis zum Haus deiner Schwester? Wohnt sie nicht auf dieser Seite der Bucht?«
    »Etwa achtzehn bis zwanzig Meilen von hier.«
    Luke bettete ihren Fuß behutsam auf das aufgeschnittene Hosenbein der Skihose und drehte sich in
dem Loch um, in dem er die ganze Zeit über gestanden hatte. »Wenn ich den zweiten Schneeschuh finde, können wir um Mitternacht dort sein.« Er kniete nieder und suchte im Schlitten herum. Schlafsack und Strohmatratze kamen sofort zum Vorschein, der Rest der Ausrüstung blieb allerdings unauffindbar. »Die Sachen müssen sich irgendwie losgerissen haben.« Er richtete sich mit dem Schlafsack auf, entrollte ihn und deckte Camry damit zu. »Ich mache mich auf die Suche. Wenn es dunkel wird, möchte ich zumindest die Stirnlampe zur Hand haben. Auch den

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