Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
Erste-Hilfe-Kasten könnte ich gut gebrauchen.«
»Woher hast du eigentlich gewusst, wo du nach mir graben musst?«, fragte sie und half ihm, den Schlafsack festzuzurren.
Er nahm die kleine Matratze und stopfte ihr eine Ecke unter die Schulter. Bevor er ihr den Kopf hinbettete, küsste er sie mit einem leisen Lachen sanft auf den Mund. »Dieser verdammte Sender hat angefangen zu piepsen, und dann bin ich mit Max dem Geräusch nachgegangen.«
Sie sah blinzelnd zu ihm auf. »Den Sender habe ich nicht mehr«, flüsterte sie. »Ich habe ihn heute Morgen in den See geworfen, als ich beschloss … die Dinge so zu sehen wie du«, schloss sie.
»Du hast ihn weggeworfen? Aber ich habe ihn
doch gehört! Auch Max hat ihn gehört. Deshalb sind wir dann auf dich gestoßen.«
»Luke, das ist unmöglich!« Sie griff unter den Schlafsack. »Ich habe ihn nicht mehr.« Ihr stockte der Atem, als ihre Hand auftauchte – mit dem Sender. »O mein Gott«, brachte sie nur noch heraus und reichte ihm das Gerät. »Wie … wie ist denn das nur möglich?«
Luke wäre fast in hysterisches Gelächter ausgebrochen, als das winzige Ding plötzlich ein lebhaftes Piepsen von sich gab. Er nahm den Sender in die Hand und studierte ihn. »Dieses Ding taucht immer wieder auf wie Falschgeld.« Er sah sie an. »Der Sender verfügt ja nicht einmal über eine eigene Energiequelle, wie also kann er diese Geräusch von sich geben?«
Sie wandte den Kopf ab. »Keine Ahnung.«
Er drehte behutsam ihr Gesicht zu sich. »Camry, du solltest gar nicht erst versuchen, nach meinen Grundsätzen zu leben und deine aufzugeben«, sagte er leise. »Es war ein Fehler, so zu tun, als wäre ich mit dir und AuClair einer Meinung, anstatt von vornherein zuzugeben, dass ich das alles nur für dummes Getue halte.« Er hob den Sender hoch. »Aber dieses Teufelsding«, sagte er grinsend, »scheint wohl entschlossen zu sein, mich zu bekehren.« Er ließ den Sender in seiner Hosentasche verschwinden und kletterte nach einem Kuss aus dem Schneeloch.
Er löste seinen Stiefel aus dem Schneeschuh, den Max gefunden hatte, setzte sich hin und zog ihn wieder an, dann kroch er zu Camry hinüber und lugte unter den Schlafsack auf ihren rechten Fuß. »Er schwillt noch immer an.« Damit deckte er den Fuß wieder zu. »Ich mache mich auf die Suche nach unserer Ausrüstung, bevor ich den Fuß schiene. Ich möchte den Erste-Hilfe-Kasten finden; darin habe ich nämlich unsere restlichen Schmerztabletten verstaut. Liegst du einigermaßen bequem?«
»Tadellos. Wo ist Tigger?«
»Sie ist wieder völlig fit und schnüffelt mit Max im Schnee herum. Ich lasse mir für die Suche zwanzig Minuten Zeit, dann müssen wir los, mit oder ohne Ausrüstung. Und jetzt mach die Augen zu und ruh dich aus. Wenn du Pech hast, steht dir ein Nachmittag voller Schmerzen bevor.«
»Wenn ich dir nur helfen könnte. Tut mir leid.«
Er lachte leise. »Wenn du mir helfen willst, dann stell dir vor, dass unsere Pistenraupe wie von Zauberhand auftaucht; unterdessen ziehe ich los und bastle an meinem eigenen Wunder.«
20
E s war ein Paradebeispiel für eine »scheinbar unmögliche Aufgabe«, wie Luke fand. War ihm die Rückkehr in die Zivilisation schon wie eine Herausforderung erschienen, als sie beide noch unversehrt und bei Kräften waren, so konnte sich die Aufgabe, Camry mit ihrem Knöchelbruch lebend aus dem Wald zu schaffen, tatsächlich als unmöglich erweisen.
Es sei denn …
Luke steckte die Hand in die Tasche und berührte den Sender. Wie zum Teufel kam es, dass dieses verdammte Ding immer genau dann auftauchte, wenn sie es wirklich brauchten? Er glaubte Camry, wenn sie sagte, dass sie den Sender am Morgen weggeworfen hatte – so wie er am Tag zuvor, als er ihn an den Baum geschmissen hatte und er in unzählige Stücke zersprungen war. Und doch war er jetzt wieder da, sie hatten beide soeben das Piepsen gehört.
Und auch Max hatte es gehört. Aber Hunde hatten doch keine Ahnung von Wundern, oder?
Luke hielt auf einen dunklen Fleck im Schnee zu
und dachte darüber nach, wie entschlossen Maxine damals gewesen war, ihn und Kate zu retten, selbst wenn es sie das Leben kosten sollte. Hatte sich damals ein Wunder ereignet? Oder war es nur Bestandteil einer Kette von Zufällen, dass Maxine tatsächlich nur Stunden, bevor sich Kate im Tierasyl einen Hund ausgesucht hatte, im Tierheim aufgetaucht war? Oder hatte die Fünfjährige damals in dem räudigen alten Köter etwas gesehen, das den Erwachsenen
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