Lockruf Der Leidenschaft
Fall, Sir«, widersprach Villiers mit einer Verbeugung und einem anzüglichen Lächeln. »Dazu bedürfte es doch einer weitaus größeren Macht als der, die diese beiden hinreißenden Damen besitzen.« Der König lachte. »Ja, ich wage zu behaupten, dass ich es mit den beiden durchaus noch aufnehmen kann. Aber, um die Wahrheit zu sagen, kann keine von ihnen Mistress Wyat das Wasser reichen.«
»Ich frage mich, wo Kincaid sie wohl gefunden hat«, überlegte der Herzog mit einem hungrigen Funkeln in den Augen. »Niemand scheint es zu wissen. Und er und die Dame verraten es ebenso wenig.« »Hat Killigrew nicht erwähnt, dass sie die Tochter eines Händlers ist - irgendeines ehrbaren Bürgerlichen?« Der Herzog legte die Stirn in Falten. »In jedem Fall aber hat sie nichts vom Grand Seraglio«, bemerkte dieser. »Sie arbeitet nicht mit den Tricks einer waschechten Hure. Andererseits kann man sich nur schwer vorstellen, dass eine so seltene Pflanze aus dem Schoß irgendeines spießigen Bourgeois entsprungen sein soll. Ich kann nicht glauben, dass Menschen einer solchen Abstammung in der Lage sein sollen, ein so reizendes Antlitz und eine so zart- gliedrige Erscheinung zustande zu bringen. Sie hat so gar nichts von einem flämischen Kaltblüter an sich.« Dieser merkwürdige Vergleich ließ ihn auflachen. »Ich vermute, sie ist der uneheliche Spross eines Adligen, der in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, in einem Leben der Mittelmäßigkeit, dem sie nun umso eifriger zu entfliehen versucht.«
Der König zuckte die Achseln. »Letzten Endes ist es auch nicht wichtig, woher sie stammt, George. Jetzt ist sie da, um unsere Bühne zu zieren und vielleicht sogar Euer Bett.« König Charles hob fragend eine Augenbraue. »Was meint Ihr, werdet Ihr es schaffen, Lord Kincaid auszustechen?«
»Sollte er so ungehobelt sein und mir verweigern, sie mit mir zu teilen, bleibt mir wohl keine andere Wahl.« Buckingham lächelte selbstzufrieden. »Aber Nick ist für gewöhnlich kein Mann, der die schönen Dinge nur für sich selbst beansprucht. Für gewöhnlich hat er eine recht großzügige Art.«
»Und die Dame selbst...?«, hakte der König nach und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels. Das war ein Hinweis darauf, dass die Unterhaltung Seine Majestät allmählich zu langweilen begann, sodass Buckingham sich mit einem kurzen Lachen und einem Achselzucken zufrieden gab, um seine Überzeugung zum Ausdruck zu bringen, dass die Absichten der Dame eindeutig waren.
Für den Herzog von Buckingham bestand kein Zweifel daran, dass die Dame, nun, da Kincaid ihr zu einer Bühnenkarriere ver-holfen und damit seinen Zweck erfüllt hatte, sich jetzt nach einem noch mächtigeren Beschützer umsah. Nach jemandem, der ihrem Fortkommen vielleicht noch weitere Möglichkeiten bieten konnte. Eine solche Schönheit konnte doch noch einen erheblich dickeren Fisch an Land ziehen als einen Baron von mittelmäßigem Vermögen und Einfluss aus Yorkshire. Vielleicht war es an der Zeit, dass jemand, der ihr nahezu alles bieten konnte, was sie verlangte, die Nachfolge antrat.
Polly spürte, wie der Herzog hinter sie trat. Die feinen Härchen in ihrem Nacken schienen sich aufzurichten, ihre Haut begann zu kribbeln, und sie hatte Mühe, ein Schaudern zu unterdrücken. Warum hatte dieser Mann immer noch diese unangenehme Wirkung auf sie? Nick hatte sie ihm vorgestellt, als Buckingham nach ihrem Debüt in Moorfields hinter die Bühne gekommen war. Doch an diesem Tag war er nur einer von vielen gewesen, sodass es Polly nicht schwer gefallen war, ihn ein wenig auf Abstand zu halten. Doch seither war er recht häufig am Theatre Royal aufgetaucht und hatte sich jede Vorstellung und sogar die Proben angesehen. Aber andererseits hatten dies auch einige andere getan. Am Mittwoch, als Polly bei Hofe erschienen war, war er die Höflichkeit und die Rücksichtnahme in Person gewesen und hatte sich von seiner aufmerksamsten Seite gezeigt. Trotzdem konnte sie seine Nähe nicht ertragen.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund mochte Nick es nicht, wenn sie ihm gegenüber ihre seltsame Reaktion auf diesen Mann erwähnte, der doch bekannt für seinen Charme war. In Wahrheit hatte Nick ihr bei einer dieser Gelegenheiten sogar vorgeworfen, sie bilde sich all das nur ein. Deshalb behielt Polly ihre Gedanken für sich und bemühte sich um ein unverbindlich höfliches Auftreten, wann immer der Herzog ihr seine Aufmerksamkeiten zukommen ließ, auch
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