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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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während Letztere still und wie gebannt auf ihren Sitzen verharrten - nicht einer stand auf, um, wie es sonst üblich war, durch den Parkettgraben und die Galerien zu schlendern und sich eitler Unterhaltung hinzugeben, während er das Geschehen auf der Bühne mit höchstens einem Auge würdigte. Auch Nicholas saß reglos da, wie benommen von der Flut von Gefühlen, die über ihm zusammenschlug. Da war zum einen der Stolz auf Polly, Zufriedenheit mit sich selbst, all das arrangiert zu haben, dann die Freude des Liebenden über den Erfolg des anderen und - diese vollkommen unerwartete Eifersucht. An diesem Nachmittag gehörte Polly nicht ihm, sondern jedem einzelnen Mitglied des Publikums. Diese atemberaubende Schönheit, die geschmeidige Sinnlichkeit ihres Körpers, die verführerischen kleinen Einladungen, die Augen und Stimme aussprachen - sie wurden allen dargeboten. Und überall um ihn herum hörte er, wie sie mit amüsiertem Gemurmel und lüsternen Blicken angenommen wurden.
    Er hatte gar nichts anderes erwartet, und doch war er nicht dagegen gefeit. Bis zu dem Augenblick, als sie auf die Bühne getreten war, hatte er sie als seine eigene Schöpfung betrachtet: entführt, verletzt und zerschunden von einer verrohenden Existenz. Mithilfe seiner Fürsorge war sie wieder genesen, und die verborgene Schönheit und Persönlichkeit waren so lange genährt worden, bis sie durch das Wissen um die Liebe zu einer erwachsenen Reife erblühen konnte. Doch dieses hinreißende, magische Geschöpf auf der Bühne war nicht sein Werk. Sie war ihre eigene Schöpfung, erfüllte die Versprechen, die sie sich selbst gegeben hatte. Von ganzem Herzen gab sie sich hin, jedem Mann und jeder Frau in diesem Zuschauerraum, und Nicholas würde lernen müssen, damit zurechtzukommen, denn vom heutigen Tage an ließ sich dieser leuchtende Stern nicht mehr verstecken. George Villiers saß in der oberen Galerie. Seine Augen, zu Schlitzen verengt und mit der Hand beschirmt, schweiften nicht ein einziges Mal von der Bühne ab, und er saß da wie eine gemeißelte Statue. Tagelang hatte er versucht, dieses Mädchen wiederzufinden, hatte sämtliche verfügbaren Möglichkeiten ausgeschöpft, und dabei war sie die ganze Zeit über hier gewesen, verborgen unter Killigrews Schutzschirm. Und nun wurde sie ihnen auf eine so spektakuläre Weise vorgeführt, ohne das Geheimnis um ihren Namen und ihre Identität zu lüften. Aber natürlich war Killigrew durch und durch ein Mann der Bühne. Er wusste, was für ein Juwel er mit diesem Mädchen gefunden hatte. Es war schon eine brillante Vorgehensweise - sie dem neugierigen Hof, den er mit der Aussicht auf etwas Außergewöhnliches aus seiner gewohnten Langeweile herausgelockt hatte, nun in dieser schmuddeligen Absteige und unter den Augen der blinden und unempfindsamen Bevölkerung von Moorfield zu präsentieren. Diese Flora war wirklich alles andere als gewöhnlich.
    Aber wer und was war sie nun? Villiers konnte noch immer ihre Stimme hören, wie sie mit der Wortgewandtheit eines Gassenmädchens auf seinen Kutscher losgegangen war, um dann, beinahe im gleichen Atemzug, ihn, Villiers, mit der sanften, wohlklingenden Stimme einer vornehmen Dame zu begrüßen. Sie war Schauspielerin, was dieses Verhalten gewiss zum Teil erklärte. Doch es erklärte nicht, warum sie vor ihm davongelaufen war. Für gewöhnlich waren die jungen Damen, die dieser Profession nachgingen, geradezu auf der Suche nach einer solchen Eintrittskarte in die feine Gesellschaft, und hocherfreut, wenn sie die Bekanntschaft der Reichen und Hochwohlgeborenen machten. Warum also war dieses Mädchen hier anders?
    Nun ja, das herauszufinden sollte nicht allzu schwierig sein. Sie hatte ihre Deckung verlassen und damit stillschweigend der Jagd zugestimmt.

Hewlett-Packard
    12.
    »Bevor wir uns heute Abend auf den Weg zum Hof machen, erwarte ich das feierliche Versprechen von dir, dass du nicht noch einmal ein so ungebührliches Betragen an den Tag legst, wie wir es am Mittwoch von dir erleben durften.«
    Mit strenger Miene betrachtete Nicholas Polly, die im Schlafgemach vor dem Spiegel saß und ein mit Perlen verziertes Band durch ihre Locken schlang.
    »Wenn du dich nicht irgendwelchen Schäkereien mit Damen hingibst, die aussehen, als wären sie in einen Farbtopf gefallen, werde ich mich keinem ungebührlichen Betragen hingeben müssen«, erwiderte Polly, in deren haselnussbraunen Augen ein trotziges Funkeln lag.
    Nicholas seufzte. »Schäkereien, wie

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