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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hand. »Heute habe ich nichts für dich dabei«, entschuldigte Polly sich. »Aber morgen bringe ich dir wieder etwas mit.«
    »Du hältst Zwiesprache mit dem Tier, als ob es reden könnte«, sagte Nick lächelnd und trat hinter Polly. »Das kann sie ja auch, auf ihre Art«, entgegnete Polly ernst. »Wir verstehen uns, nicht wahr, Tiny?« Als Antwort stupste die Stute mit ihren ledrigen Pferdelippen gegen Pollys Hand und scharrte mit dem Vorderhuf über den Stallboden, während die glänzenden braunen Augen funkelten. »Siehst du?«, meinte Polly. »Wie könnte sie es noch deutlicher sagen?«
    »Wohl kaum.« Nick lächelte und streckte ebenfalls die Hand aus, um die Stute zu tätscheln. »Sie ist mein Lieblingspferd, nach Sulayman.«
    »Darf ich sie reiten?«, fragte Polly ohne Umschweife und warf Nicholas einen kurzen Seitenblick zu. Er nickte augenblicklich. »Sobald du vernünftig mit ihr umgehen kannst, wird sie sehr gut zu dir passen. Aber sie ist ein recht temperamentvolles Tier. Es braucht schon ein Paar sanfter, aber erfahrener Hände, um ihrer Herr zu werden. Für eine Kandare ist ihr Maul viel zu zart, und bei ihrem Temperament wird sie nicht gut auf eine Reitgerte reagieren.«
    »Und du meinst, meine Hände sind sanft genug?«
    »Wenn du endlich auf deinen Lehrer hörst und tust, was man dir sagt, werden sie es gewiss sein«, neckte Nicholas sie und wickelte seinen Finger um eine vorwitzige Locke, die sich ihrer Haube entwunden hatte. »Ich glaube, Ihr seid übertrieben vorsichtig, Mylord«, erklärte Polly.
    »Nein, wenn du bedenkst, aus welchem Grund ich so große Vorsicht walten lasse«, entgegnete Nicholas in beinahe feierlichem Tonfall, obgleich ein belustigtes Funkeln in seinen Augen lag. »Ich dulde nicht, dass auch nur ein blauer Fleck diese elfenbeingleiche Haut verschandelt.«
    »Blaue Flecken sind nichts Neues für mich. Die habe ich schon des Öfteren abbekommen«, betonte Polly. »Aber nicht durch mich«, widersprach er.
    Polly lächelte. »Nein, nicht durch dich. Aber ich wollte damit auch nur sagen, dass ich nicht so zerbrechlich bin, dass mich ein kleiner Sturz gleich umbringt. Wenn ich schon bereit bin, dieses Risiko auf mich zu nehmen, warum du dann nicht auch?«
    »Weil ich es eben nicht bin«, erwiderte Nicholas mit Nachdruck, was Polly verriet, dass die Unterredung damit für ihn beendet war. Er wandte sich zum Gehen.» Kommst du mit mir zum Haus zurück, oder möchtest du hier bleiben und dich noch eine Weile mit Tiny unterhalten?«
    »Du brauchst nicht gleich so böse zu sein.« Polly ging neben Nicholas über den Hof und trat hinaus auf die Hauptstraße des kleinen Dorfes vor den Toren von Wilton Park.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass meine Geduld nicht unerschöpflich ist. Du bist so hartnäckig wie eine Wespe vor dem Honigtopf.« »Dann werde ich eben aufhören zu summen«, antwortete Polly gut gelaunt. »Ziehst du dich für die Maskerade heute Abend um? Ich wollte als Milchmädchen gehen, mit gerafften Unterröcken und hüpfenden Locken. Meinst du, das sieht hübsch aus?«
    Dieser Anfall plötzlicher Sanftmut weckte augenblicklich Nicholas' Argwohn. Er blickte auf Polly hinab, entdeckte jedoch nichts, was ihn in seinem Misstrauen bestärkt hätte. Die großen haselnussbraunen Augen sahen ihn unbefangen an, und ihre Lippen waren zu einem sanften Lächeln verzogen. Deshalb verwarf er seinen Verdacht wieder. Polly kapitulierte stets mit Anstand. »Ich kann mir kaum ein Kostüm vorstellen, das noch entzückender wäre, Liebes, besonders an dir. Aber andererseits macht es kaum einen Unterschied, was du trägst, denn du bezauberst in jedem Falle und weckst damit Lady Castlemaines Unmut.«
    »Nun ja, ich bin schließlich auch entschlossen, mich nicht mehr von ihr verunsichern zu lassen«, erklärte Polly und hob die Hände, um die gestärkten Falten ihres Halstuchs zu richten. »Wenn die Damen nicht mit mir reden wollen, kann ich meine Aufmerksamkeit ja guten Gewissens den Herren zuwenden. Und vielleicht lässt mir dann auch Seine Gnaden von Buckingham mehr als nur ein kühles Nicken zukommen.« Mutige Worte, dachte Polly, aber sie musste in der Tat versuchen, ihre Ängste zu überwinden, die sie überkamen, wann immer sie die Augen des Herzogs auf sich gerichtet fühlte.
    An diesem Abend gab Polly sich so, wie sie angekündigt hatte. Sue hatte die Idee einer Milchmädchenverkleidung begeistert aufgenommen. Die beiden Mädchen hatten den gesamten Nachmittag damit zugebracht,

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