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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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unfähig war, mit irgendeinem anderen Tier zurechtzukommen als dem phlegmatischen Schecken. »Sie wäre doch sowieso jeden Moment stehen geblieben«, jammerte Polly und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. »Ich wusste genau, was ich tat -«
    Doch mitten in dieser wütenden Tirade hatte Nicholas sich von Sulayman hinuntergeschwungen und brachte sie zum Schweigen, indem er sie unsanft am Oberarm packte und auf die Füße zog. »Wie kannst du es wagen, mir eine solche Angst einzujagen!«, wütete er. »Du hättest dir das Genick brechen können!« Er schüttelte Polly aufgebracht. »Du bist mein Leben, zum Teufel noch mal! Noch nie habe ich eine solche Angst ausgestanden!« »B-bitte, hör auf!«, jammerte Polly, da es sich anfühlte, als falle ihr der Kopf von den Schultern, während ihr Körper, durch den Sturz bis ins Innerste durchgeschüttelt, unter dieser weiteren Misshandlung protestierend aufschrie.
    Nick zog sie an sich, umfing sie in einer erdrückenden Umarmung, in der sich seine Angst und seine Erleichterung ebenso schmerzvoll widerspiegelten wie in der unsanften Berührung. »Gütiger Himmel, Polly, wie konntest du mir das bloß antun?«, flüsterte er in ihr seidiges Haar.
    »Aber es war doch alles in Ordnung, Liebling«, schluchzte Polly. »Es gab doch keinerlei Anlass zur Besorgnis. Es wäre nicht das Geringste passiert, wenn du dich zurückgehalten hättest. Tiny wurde ohnehin schon müde; es hätte nicht mehr lange gedauert, und sie wäre vor Erschöpfung stehen geblieben. Ich wollte nicht so hart an den Zügeln zerren, weil ich Angst hatte, dass ich damit ihr Maul verletze.«
    Nicholas hielt einen Moment inne und trat einen Schritt zurück, um sie anzusehen. Ihr Haar war zerzaust, die Augen weit aufgerissen und feucht schimmernd; Tränen rannen über ihr makelloses Gesicht, und sie hatte den Mund bereits wieder geöffnet, um mit ihren Vorwürfen fortzufahren. »Bist du verletzt?«, fragte er in seinem gewohnten gelassenen Ton. »Es war schließlich ein ziemlich heftiger Sturz.«
    »Mein Hintern«, murmelte Polly mit einem Schniefen und rieb sich das Gesäß. »Und es ist alles deine Schuld.« »Es scheint immer noch eine natürliche Gerechtigkeit in der Welt zu geben«, erwiderte Nick, in dessen Stimme bereits wieder der Anflug eines Lachens mitschwang. »In diesem Fall wirst du wohl für eine ganze Weile nicht mehr auf einem Pferd sitzen können.« Damit wandte er sich ab und schwang sich wieder auf Su-laymans Rücken. Dann packte er Tinys Zügel und zog ihn über ihren Kopf, um ihn gemeinsam mit seinem eigenen zu halten. »Ich hoffe nur, deine Verletzungen hindern dich nicht daran, zu laufen«, bemerkte er. »Bis nach Hause können es aber nicht mehr als sieben Kilometer sein.«
    Polly starrte ihn einen Moment lang sprachlos an, als er die beiden Pferde wendete und sich auf den Heimweg machte. »Du elender Mistkerl!«, brüllte sie und ließ dieser Beleidigung auch noch die etwas farbenfroheren Beispiele des Vokabulars folgen, das sie im Laufe der Jahre in der Taverne »Zum Hund« gelernt hatte. Nicks einzige Erwiderung bestand darin, seinen Hut zu ziehen und ihn noch einmal mit einem gut gelaunten Gruß zu schwingen, während er querfeldein davontrabte. Polly hingegen nahm ihren Hut von dem spitzen Dornenbusch, wo er sich verfangen hatte, und klopfte ihn energisch an ihren Röcken ab, ehe sie ihn sich wieder aufsetzte. Dann humpelte sie hinter dem sich rasch entfernenden Reiter und den Pferden her und murmelte Flüche und Verwünschungen mit all dem leidenschaftlichen Ingrimm, den sie nur aufbringen konnte. George Villiers hatte sich in Hörweite hinter einem Baum am Rand des Gehölzes verborgen, wo er regungslos ausgeharrt und die Szene beobachtet hatte. Dort verblieb er auch noch für einige weitere Minuten, nachdem diese faszinierende und aufschlussreiche Auseinandersetzung ein Ende gefunden hatte. Wie schön, seine Verdächtigungen so bestätigt zu finden! Mit einem zufriedenen Lächeln ritt er wieder zurück, um sich der Jagdgesellschaft anzuschließen.
    Als Polly endlich in Wilton House ankam, war der Morgen bereits weit fortgeschritten. Ihr war heiß, und der Spaziergang hatte nicht unbedingt dazu beigetragen, den Zustand ihrer geschundenen Muskeln und ihres lädierten Hinterteils zu verbessern, von ihrer Gemütsverfassung ganz zu schweigen. Da sie in ihrem schmutzigen und staubigen Aufzug von niemandem gesehen werden wollte, benutzte sie die Hintertreppe, um in ihr Zimmer zu

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