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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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wich sämtliche Farbe aus seinem Gesicht. Warum, zum Teufel, benutzte Polly die Zügel nicht? Aber das würde ihr auch nichts nützen, denn Tiny war ohnehin nicht mehr zu bändigen.
    Dennoch hatte es einen kurzen Augenblick gegeben, in dem ein erfahrener Reiter Tinys Aufbäumen hätte verhindern können. Ohne sich darum zu kümmern, dass er sich noch immer in der Öffentlichkeit befand, verfluchte Nick lautstark Pollys Sturheit und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, während er im selben Atemzug die schlimmsten Vergeltungsmaßnahmen androhte. Währenddessen trieb er Sulayman zum Galopp an, um der Ausreißerin nachzusetzen.
    George Villiers, der sich gerade erst der Jagdgesellschaft angeschlossen hatte, wurde Zeuge dieses außergewöhnlichen Gefühlsausbruchs. Kincaids Reaktion ging weit über das in einem solchen Fall normale Maß an Bestürzung hinaus. Er wurde kreidebleich, stieß mit ungezügelter Leidenschaft heftige Flüche aus und stürmte nun im gestreckten Galopp über die Felder, als ob es eine Sache auf Leben und Tod sei, während die Göre noch immer im Sattel saß und auch nicht den Eindruck machte, als ob sie jeden Moment abgeworfen würde.
    Um die dünnen Lippen des Herzogs spielte ein freudloses Lächeln. Durch diese Szene fühlte er sich an eine andere Situation erinnert, in der ihm eine ähnliche Unvorsichtigkeit einen neuen Einblick in das Verhältnis zwischen Lord Kincaid und Mistress Wyat erlaubt hatte. Sollte also seine Vermutung tatsächlich richtig sein, konnte er daraus vielleicht sogar noch einen Vorteil für sich schlagen. Der Herzog von Buckingham wendete sein Pferd, um den davonwirbelnden Hufen von Sulayman zu folgen.
    Nick schlug das Herz bis zum Halse, als er sah, wie Tiny in Richtung des Gehölzes galoppierte. Hatte Polly genügend Verstand, um sich ausmalen zu können, was passierte, wenn Tiny die Wege verließ und ungeachtet tief hängender Äste blindlings zwischen den Bäumen hindurchpreschte? Bei diesem irrsinnigen Tempo würde Polly zweifellos den Kopf einbüßen, sich das Genick brechen ... Gütiger Himmel! »Behalt den Kopf unten!«, brüllte er, auch wenn er nur wenig Hoffnung hegte, dass sie ihn hören würde. Der Abstand zwischen Sulayman und der Stute hatte sich inzwischen zwar verringert, doch Tiny galoppierte noch immer ventre a terre und wie von Höllenhunden gehetzt über das flache Gelände, und er würde sie nicht mehr einholen können, ehe sie den Wald erreichte. Polly hörte zwar den Ruf, verstand aber die Worte nicht. Sie musste all ihre Energie darauf verwenden, im Sattel zu bleiben. Ununterbrochen redete sie beruhigend auf Tiny ein, während sie sich verzweifelt an deren Hals klammerte und hoffte, dass ihre Beschwichtigungsversuche bis zu dem völlig verängstigten Tier durchdrangen. Gerade noch rechtzeitig erkannte Polly die Gefahr, die von den Bäumen ausging. Hastig zog sie den Kopf ein und duckte sich so tief im Sattel, dass sie unterhalb von Tinys Nackenlinie hing, während die Äste über sie hinwegpeitschten. Übelkeit ballte sich in Pollys Kehle zu einem Kloß zusammen, als sie sich ausmalte, was hätte passieren können. Verbissen klammerte sie sich an die Mähne der Stute und stellte fest, dass der Spaß an diesem Abenteuer restlos verschwunden war. Doch sie spürte auch, dass das Pferd langsam an Energie verlor. Tinys Hals war mit Schaum bedeckt, und ihr Atem ging in kurzen, keuchenden Stößen.
    Sie brachen aus dem Gehölz hervor und stürmten auf die dahinter liegende Wiese. Sulayman hatte mittlerweile aufgeholt und galoppierte gleichauf mit Tiny Nicholas lehnte sich zur Seite und packte die Zügel der Ausreißerin knapp oberhalb der Trense. Tiny, auf diese höchst abrupte Art und Weise zum Anhalten gezwungen, bäumte sich auf, sodass Polly, die ohnehin mit ihrem Gleichgewicht zu kämpfen gehabt hatte, vom Rücken der Stute stürzte und mit einem schmerzhaften Plumps auf dem Steißbein landete.
    »Warum hast du das getan?«, rief Polly mit einem wütenden Schluchzer, während Tränen des Schmerzes und der Frustration in ihre haselnussbraunen Augen stiegen. »Es war alles in Ordnung, bis du gekommen bist!« Unter der Wucht des Aufpralls war der Hut von ihrem Kopf gerissen worden, und ihre Röcke häuften sich zu einer Flut aus Stoff um sie herum, während jeder einzelne Knochen in ihrem Körper aufstöhnte. Mit bitterbösem Blick sah sie zu Nicholas auf und weinte vor Wut darüber, dass Nick den Sturz verursacht und damit bewiesen hatte, dass sie

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