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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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Brise und reagierte augenblicklich selbst auf den leichtesten Zug an den Zügeln, jeden Anflug von Druck der Knie ihrer Reiterin, selbst dann, wenn diese Signale nur aus Versehen gegeben wurden. Polly atmete tief durch und zwang sich dazu, sich ein wenig zu entspannen. Augenblicklich spürte sie, wie auch mit Tiny eine Veränderung vorging. Sie schien sich an die Haltung ihrer Reiterin anzupassen und trabte dahin, als ob ihr der morgendliche Ausflug langsam Spaß machte. Auch Polly gab sich dem Wohlgefühl hin. Es gab nichts, was sie beunruhigen müsste.
    Polly dirigierte die Stute in den Park, wohl wissend, dass sie auf dem Gelände jenseits des in eine Versenkung eingelassenen Grenzzauns, der den Park von den dahinter liegenden Feldern trennte, auf die Jagdgesellschaft treffen würde. Die Beute, nach der Falken und Jäger suchten, befand sich auf dem flachen Marschland, das den Fluss begrenzte. Man konnte Falken nicht in den Wäldern fliegen lassen, da sie die ununterbrochene Sicht auf ihre Beute und ein Fluggelände ohne Hindernisse benötigten.
    Polly hörte Stimmen in der windstillen morgendlichen Luft, während sie Tiny äußerst wagemutig dazu antrieb, den Grenzzaun zu überspringen. Die Stute sammelte sich, flog geradezu über den Zaun hinweg und kam so sanft auf der gegenüberliegenden Seite auf, dass Polly den Sprung kaum wahrgenommen hatte.
    »Du Schöne«, flüsterte Polly triumphierend und beugte sich vor, um den langen, gebogenen Hals des Tieres zu tätscheln. »Wie konnte Nick mich bloß auf diesen stumpfen, hirnlosen Klotz setzen? Auf so einem Gaul kann doch keiner reiten lernen!«
    Polly ritt zur Kuppe eines kleinen Hügels hinauf, von wo aus sie den breiten Fluss überschauen konnte, flankiert von weitläufigen grünen Uferzonen und offenen Feldern, und endlich erschien auch die Jagdgesellschaft in ihrem Blickfeld. Über einem Dickicht zur Rechten kreisten Saatkrähen, und die Morgensonne ließ den Tau auf den Gräsern aufblitzen, sodass jeder einzelne Halm wie mit Juwelen besetzt wirkte. Die prächtig gekleideten Reiter und ihre eleganten Pferde ergaben ein recht farbenfrohes Bild an diesem etwas dunstigen Morgen, an dem eine angenehme Kühle herrschte, die noch nichts von der flirrenden Hitze des Tages ahnen ließ. Als Tiny ihre Artgenossen und das Abenteuer witterte, das sich ihr womöglich bot, stieß sie ein leises Wiehern aus und beschleunigte ihr Tempo, allerdings nur vorsichtig, als wollte sie sichergehen, dass ihre Reiterin nichts dagegen einzuwenden hatte. Als sie keinerlei Zug an der Trense spürte, fiel sie in einen lang gestreckten Kanter. Nach einer kurzen Schrecksekunde, denn der Kanter war fast doppelt so schnell wie der des Schecken, passte Polly sich dem Rhythmus des Tieres an. Sie stellte fest, dass sie keineswegs Gefahr lief hinunterzufallen und begann sich genussvoll auszumalen, welch elegantes Bild sie und die Stute abgeben mussten. So ritt sie auf die Jagdgesellschaft zu, elegant gekleidet und auf einem prächtigen Tier, unbekümmert und sich ihrer reiterischen Fähigkeiten vollkommen sicher.
    Genau in diesem Augenblick blickte Nicholas, Lord Kincaid, der seinem soeben zurückgekehrten Geierfalken die Klauenfesseln anlegte, zufällig kurz auf. Ihm bot sich ein Anblick, der selbst den eingeschworensten Zyniker in Verzückung versetzen musste: Durch die im morgendlichen Taunebel liegende Wiese ritt die zartgliedrige, silbergraue Tiny, und auf ihrem Rücken, felsenfest und sicher im Sattel sitzend, die atemberaubende Erscheinung der Mätresse Seiner Lordschaft. Polly strahlte übers ganze Gesicht, die Augen blitzten, und die Bewegung, die Aufregung und die frische Luft hatten ihren Wangen eine rosige Farbe verliehen.
    »Ich wünsche Euch einen guten Tag, Sir«, begrüßte sie Nicholas und zügelte mit leichter Hand ihr Pferd. Tiny folgte Pollys Anweisung und verfiel in Schritt, ehe sie sich herumdrehte und Seite an Seite mit Sulayman stehen blieb. Polly blickte freudestrahlend zu Nicholas auf, der sie verwundert anstarrte. »Ich habe mich doch noch dazu entschlossen, mich zu Euch zu gesellen«, erklärte sie, an die gesamte Jagdgesellschaft gewandt. »Es ist doch ein so wundervoller Morgen, nicht wahr? Viel zu schön, um im Bett zu liegen.«
    »Das ist er, in der Tat«, stimmte ihr der Graf von Pembroke gut gelaunt zu. »Und durch Eure Anwesenheit, Madame, umso mehr.« Mit einer anmutigen Geste zog er den Hut und wandte sich mit erfahrenem Blick ihrem Pferd zu. »Alle Achtung!

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