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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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gelangen.
    »Meine Güte, Polly! Was ist denn mit dir passiert?«, rief Susan. »Siehst ja aus, als wärst du rückwärts durch eine Hecke gezerrt worden.«
    »Genauso fühle ich mich auch«, stöhnte Polly und setzte sich vorsichtig auf das Bett, um ihre Stiefel auszuziehen. »Sue, sei so lieb und schaff heißes Wasser und eine Wanne her. Ich bin ein einziger riesiger blauer Fleck.« »Was hast du denn bloß angestellt?« Susan, deren rundes Gesicht sich voller Bestürzung in Sorgenfalten legte, beugte sich hinab, um Polly mit den Stiefeln behilflich zu sein.
    »Ach, Sue, es ist einfach alles schief gegangen!«, seufzte Polly. »Und am meisten ärgert mich daran, dass es noch nicht einmal meine Schuld war.« Der Gedanke an Nicholas ließ augenblicklich wieder ein grimmiges Glitzern in ihren Augen erscheinen. »Ich brauche ein Bad, Sue. Kannst du eine Wanne herbeischaffen?«
    »Ja.« Susan eilte zur Tür. »Es gibt hier einen Pagen, der mehr als bereit ist zu helfen.« Susan errötete, wodurch sich ihre ohnehin schon rosigen Wangen noch dunkler färbten, und für einen kurzen Moment vergaß Polly ihre Schmerzen.
    »Du meinst wohl, dir zu helfen, hab ich Recht?«
    »Äh, nun ja, ich weiß nicht so genau«, murmelte das Mädchen und verließ eilig das Zimmer. Polly legte ihr Reitkostüm ab und hüllte sich in einen Umhang. Dann schlich sie auf Zehenspitzen zu der Tür, die ihr Zimmer mit Kincaids Räumen verband, und legte ein Ohr ans Schlüsselloch. Kein Laut drang hervor. Höchstwahrscheinlich war er zur Jagdgesellschaft zurückgekehrt und hatte seinen Pferdeknecht mit Tiny zum Stall zurückgeschickt - womit er jedem mitgeteilt hatte, dass die Reiterin der Jungstute abgeworfen worden war. Bei dem Gedanken an diese Ungerechtigkeit musste Polly erneut mit den Tränen kämpfen. In diesem Moment erschienen Sue und der Page, die unter dem Gewicht einer runden hölzernen Wanne und etlicher dampfender Messingkessel ächzten. Neugierig beobachtete Polly sie und suchte nach Hinweisen darauf, dass die beiden einander näher gekommen waren. Sues hochrote Wangen und das leicht selbstzufriedene Auftreten des Pagen schienen ihre Vermutung zu bestätigen. Sie musste dringend Nick zu diesem Thema aushorchen, beschloss Polly, ehe ihr wieder einfiel, dass sie die Absicht gehabt hatte, mit diesem verhassten Kerl keine zwei Worte mehr zu wechseln!
    »Danke, Oliver«, sagte Susan, deren Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate angenommen hatte, und hielt dem Pagen die Tür auf. Er jedoch grinste lediglich und fasste Susan im Hinausgehen zärtlich unters Kinn. »Aha, so liegen die Dinge also«, bemerkte Polly mit einem neckenden Lachen.
    »Oh, hör auf«, entgegnete Sue und errötete noch mehr. Dann hob sie eine der Kannen hoch und kippte ihren Inhalt in die Wanne. »Willst du baden oder nicht?«
    »Und ob ich will.« Polly legte den Umhang ab und stieg in die Wanne.
    »Grundgütiger!«, rief Susan. »Woher hast du denn diesen blauen Fleck? Der ist ja größer als eine Untertasse!« »Und fühlt sich so groß an wie ein Serviertablett.« Polly stöhnte auf, als sie sich in das heiße Wasser gleiten ließ und ihre schmerzenden Glieder in der Wanne arrangierte. »Ich bin mit ziemlich viel Schwung von einem Pferd gefallen und auf sehr hartem Boden gelandet. In Wahrheit bin ich noch nicht einmal richtig gefallen, sondern wurde regelrecht gestoßen«, korrigierte Polly sich mit unehrlicher Entrüstung, schlang ihre Arme um ihre hochgezogenen Beine und ließ ihr Kinn auf die Knie sinken. »Und wenn es nach mir gegangen wäre -«
    »Dann sähest du mich jetzt am Boden zerstört und hinter Gittern!«, hörte sie Nick hinter sich lachend sagen, der mit verschränkten Armen am Türpfosten lehnte.
    »Wie lange stehst du schon da?«, fragte Polly, ohne sich umzudrehen.
    »Oh, lange genug«, erwiderte er fröhlich. »Ihr wart beide viel zu sehr mit Jammern und Schimpfen beschäftigt, um mich zu bemerken. Aber wie auch immer, Susan hat Recht. Das ist schon ein ziemlich großer blauer Fleck.« »Und wessen Schuld ist das?«
    »Susan, du sollest dir besser woanders etwas zu tun suchen. Sieh doch mal nach, ob du in der Destillationskammer nicht ein bisschen Zaubernuss auftreiben kannst.«
    Susan knickste und verschwand augenblicklich. Nick ging zu dem Platz am Fenster hinüber, wo er sich hinsetzte und Polly in ihrem Badezuber betrachtete. »Und wessen Schuld ist das?« Er hob eine rotgoldene Augenbraue. »Ich wäre niemals aus dem Sattel gestürzt,

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