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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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letzte Möglichkeit.«
    Nicholas stand reglos im Salon, spürte einen wärmenden Sonnenstrahl an seinem Hinterkopf. Die Wintersonne und das Kaminfeuer tauchten den Raum in heimeliges Licht, die Luft war erfüllt von den leckeren Gerüchen des Essens von Mrs. Benson, der Tisch war reich gedeckt, der Wein in seinem Becher edel. Ein Bildnis des vollkommenen häuslichen Friedens, außer dass die Dame des Hauses fehlte. Verärgert schüttelte Nicholas den Kopf. »Man sollte mich dafür an den Pranger stellen, was für ein Narr ich doch bin! Ich habe gezögert, obwohl es keinen Grund dafür gab -« Er zuckte die Achseln. »Nun, das ist nun vorbei. Komm, Richard. Ich fürchte, du wirst auf den Rest deines Mittagessens verzichten müssen. Ich brauche deine Hilfe, denn es gibt eine Menge zu tun.«
    Polly gelangte zum Theater, ohne sich bewusst gewesen zu sein, dass sie überhaupt den Weg dorthin eingeschlagen hatte.
    Polly betrat die Garderobe, wo bereits ihre Kostüme bereitlagen: das Kleid und die Unterröcke für Melissa im ersten Akt und die Kniebundhosen, die Perücke und das Wams, wenn Melissa sich in Florimell verwandelte. Die Rolle der Melissa beziehungsweise des Florimell war ein Charakter, der Polly großen Spaß bereitete, denn sie war eine sehr erfolgreiche Frau, die das Duell der Worte und der geistigen Gewandtheit zu ihren Gunsten zu entscheiden wusste und sich dafür lediglich bei ihrer Demaskierung von Celadon ein wenig das Haar zerzausen lassen musste. Seltsamerweise musste Polly bei diesem Gedanken leise lachen. Die Rolle war wie geschaffen für sie, und sie würde dieser Schöpfung zur Ehre gereichen.
    Thomas Killigrew sollte feststellen, dass sich seine weibliche Hauptdarstellerin bereits recht früh darangemacht hatte, sich umzukleiden. Gut gelaunt erwiderte sie seinen Gruß, und mit großer Erleichterung stellte er fest, dass im Leuchten ihrer Augen nichts mehr von der fieberhaften Gereiztheit der letzten Tage zu sehen war. Im Stillen sandte er ein Dankgebet an Gott und das Schicksal für die gesunde und rechtzeitige Rückkehr Kincaids. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den widerspenstigen, zu einem Quader gestutzten Buchsbaum, der beim besten Willen nicht aufrecht auf der Bühne stehen bleiben wollte.
    Nicholas und Richard kamen erst, als die Aufführung schon halb vorüber war, und Polly nahm ihr Auftauchen ebenso wenig wahr, wie sie auch ihr Fehlen bemerkt hatte. Das Publikum im Saal war wie immer nur eine gesichtslose Masse. Sie achtete zwar genau auf deren Stimmung, jedoch nur als Ganzes und ungeachtet der einzelnen Individuen, und sie wusste, dass die Zuschauer jede einzelne Sekunde der köstlichen und auf so teuflische Art herausfordernden Aufführung von Master Drydens Geheime Liebe genossen. Nicholas durchlebte noch einmal dieselben Empfindungen wie damals bei der ersten Aufführung von Floras Launen in Moorfields. Er wusste, dass er sich mit dem Wissen arrangieren musste, dass dieses hinreißende, magische Geschöpf sich seine eigene Welt geschaffen hatte, in die es jeden der lüsternen und begierigen Zuschauer einlud. Doch manchmal, so wie jetzt, versagte er kläglich dabei.
    Er warf De Winter einen Seitenblick zu, den dieser mit einem verständnisvollen Lächeln quittierte. »Fürwahr, Nick, wenn du sie von hier wegholst, machst du dich zum unbeliebtesten Mann von ganz London.« »Glaubst du, dass ich das könnte?«, fragte Nick und verzog dabei das Gesicht.
    »Wenn sie dabei weiterhin ein so fröhlicher Mensch bleiben soll, nicht«, pflichtete Richard ihm bei. »Bei Gott, hör dir nur einmal ihr Säuseln und Schnurren an. Ich fürchte, der arme Celadon kann sich ihr nicht mehr lange widersetzen.«
    »Und wird vor lauter Liebe noch die ganze Welt um sich herum vergessen«, fügte sein Freund leise hinzu. Schließlich erfuhr das Stück seine Auflösung: Nach einigen köstlichen Versteckspielen und Kabbeleien wurde Florimell als Melissa enttarnt, die Liebenden waren wieder vereint, und das Publikum erhob sich, wobei sich all jene, die dicht genug an der Rampe saßen, sogar auf der Bühne versammelten, um ihrem Vergnügen an der Aufführung lautstark Ausdruck zu verleihen.
    Nicholas trat über den Umweg der Kulisse ebenfalls auf die Bühne. »Komm mit.« Er nahm ihre Hand. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Wohin denn?«, protestierte Polly, während sie ihm widerstrebend folgte und dabei fast über ihre eigenen Füße stolperte. »Ich muss mich noch umziehen und -« »Nein, das

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