Lockruf Der Leidenschaft
Scheuerstein, trat wieder ins Haus und schloss die Tür mit einem kräftigen Fußtritt hinter sich.
»So schnell kannst du mit deiner Arbeit eigentlich nicht fertig sein.« Lady Margaret, angelockt von dem lauten Knall, mit dem die Haustür ins Schloss gefallen war, trat aus dem Salon. »Und wie kannst du es wagen, die Tür so zuzuschlagen!« Eine zornige Röte überzog ihre Wangen. »Fahr doch zur Hölle!«, murmelte Polly und stürmte durch die Halle.
» Was hast du da gerade gesagt?« Unfähig, ihren Ohren zu trauen, starrte die Puritanerin sie mit offenem Mund an. Polly fror erbärmlich, ihre Glieder waren steif vor Kälte, und sie hatte die Nase gestrichen voll von diesem Durcheinander. »Mir scheint, als hättet Ihr mehr Erfolg damit, den Teufel an seinem Werk zu hindern, wenn Ihr Euch einfach zu ihm gesellen würdet«, sagte Polly langsam.
»Du unverschämte kleine Hure!«, zischte Margaret, in deren Augen der Zorn der gekränkten Fanatikerin funkelte. Sie bebte am ganzen Körper, als sie mit erhobener Hand auf Polly zukam. Reflexartig schleuderte Polly den Eimer vor Lady Margarets Füße.
Nick betrat in dem Augenblick die Halle, als das Wasser mit einem lauten Platschen auf die Steinfliesen schwappte, sich über die Füße der Puritanerin ergoss und ihre Schuhe und die Säume ihres Unterrockes und ihres Kleides durchtränkte. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte die Szene wie erstarrt - Lady Margaret sah ungläubig und wie betäubt an sich hinunter, während Polly, deren haselnussbraune Augen vor Wut funkelten, ebenfalls wie versteinert dastand und nicht zu wissen schien, was sie als Nächstes tun sollte.
»Polly!«, rief Nick, der sich zu seiner Schande ein leises Lachen nicht verkneifen konnte.
»Sie wollte mich schlagen«, erklärte Polly grimmig.
»Ich frage mich, warum«, murmelte Nick und marschierte durch die Halle, während Lady Margaret mit einem empörten Aufschrei wieder zur Besinnung kam.
»Aus dem Haus!« Drohend trat sie noch einen Schritt auf Polly zu, ehe sie in einer der Pfützen ausrutschte. Nick ließ seinen Arm gerade noch rechtzeitig vorschnellen und riss die wütende Margaret an sich, die mit einem höchst uneleganten und würdelosen Sturz auf dem Fußboden zu landen drohte.
»Ist schon in Ordnung, Margaret«, sagte er beruhigend. »Warum gehst du nicht auf dein Zimmer und ziehst dich um? Währenddessen kann Susan das Durcheinander hier aufwischen.« Margaret starrte ihn wutentbrannt an. »Noch nie zuvor bin ich so, so -«
»Nein«, unterbrach Nicholas sie in noch immer beruhigendem Ton. »Natürlich nicht, und es soll auch nicht noch einmal vorkommen. Ich werde die Angelegenheit klären, jetzt gleich.«
»Die Mühe könnt Ihr Euch sparen, da gibt es nichts mehr zu klären!«, erklärte Polly energisch, obwohl ein leichtes Zittern in ihrer Stimme lag. »Ich gehe!« Damit marschierte sie Richtung Tür.
Mit seiner freien Hand packte Nick sie, womit er sich auf einmal in der grotesken Situation befand, zwischen den beiden Streithähnen zu stehen. Nur mit Mühe konnte er ein Lachen unterdrücken. »Ja, du wirst gehen, Polly«, sagte er. »Aber erst einmal gehst du in meinen Salon und wartest dort auf mich.«
»Warum? Es gibt keinen Grund, noch länger hier zu bleiben.« Polly reckte trotzig das Kinn, doch die haselnussbraunen Augen glitzerten verdächtig.
»Doch, den gibt es. Geh einfach, Liebes, bitte.« Er spürte, wie die Sturheit zu weichen begann, und ließ sie los. Polly starrte ihn noch einen Augenblick lang schweigend an, dann drehte sie sich um, ging in seinen Salon und schloss die Tür hinter sich.
»Sie muss ohne ein Zeugnis gehen«, sagte Margaret, noch immer zitternd vor Empörung und Fassungslosigkeit. »Und zwar auf der Stelle!«
»Geh auf dein Zimmer und zieh dir ein anderes Kleid an«, entgegnete Nick in gelassenem Ton. »Du brauchst dich nicht mehr länger mit ihr zu befassen. Soll ich Susan zu dir schicken, damit sie dir hilft, oder soll sie diese Schweinerei hier aufwischen?«
Die Notwendigkeit, eine Entscheidung in häuslichen Angelegenheiten zu treffen, und sei sie auch noch so unwichtig, schien Margaret zu helfen, sich ein wenig zu fangen. »Ich komme schon allein zurecht, danke, Schwager. Geh und schaffe mir diese ... diese Kreatur aus dem Haus.«
»Mit Vergnügen«, murmelte Nick ihr nach, ehe er sich mit leuchtenden Augen dem Salon und Polly zuwandte.
Hewlett-Packard
6.
»Wie kam es denn nur zu dieser unglaublichen Szene, Herrgott noch mal?«
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