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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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rieselte ihr über den Rücken, obwohl sie nicht sagen konnte, weshalb. Denn weder in den Worten des Fremden noch in seinem Verhalten hatte etwas Unheimliches oder Bedrohliches gelegen.
    »Ja?«, hakte Nick nach. »Eine merkwürdige Begegnung? Mit wem denn?«
    »Es war vor dem Schauspielhaus. Seine Kutsche hatte mich voll gespritzt!« Pollys Schilderung wurde durch die Erinnerung an ihren Zorn nur noch lebhafter. »Und ich war mitten in einer Auseinandersetzung mit seinem Kutscher ...«
    »Worin?«, unterbrach Nick entsetzt.
    »Nun ja, ich war gerade dabei, ihm zu sagen, was ich von ihm hielt«, erklärte Polly. »Und zwar in sehr klaren und deutlichen Worten, als dieser Gentleman aus der Kutsche stieg.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte Nick, während er sich die Szene ausmalte. »Ich wäre wohl ebenfalls neugierig geworden, wenn mein Kutscher sich in meinem Beisein auf eine verbale Schlacht mit einer Unflätigkeiten spuckenden Göre eingelassen hätte.«
    »Wäre er nur ein bisschen rücksichtsvoller gefahren, hätte er mich auch nicht mit Dreck bespritzt!«, entgegnete Polly scharf. »Besitzt man unter solchen Umständen etwa nicht das Recht, sich zur Wehr zu setzen?« »Es gibt sehr unterschiedliche Arten, um seiner Empörung Ausdruck zu verleihen«, antwortete Nick vorsichtig. »Und was hat der Gentleman gesagt, als er aus der Kutsche stieg und sich mit deinem Zorn konfrontiert sah?« Polly runzelte die Stirn. »Er hat sich in aller Form entschuldigt und wollte mich nach Hause fahren. Er erwies sich sogar als höchst hartnäckig.« Sie zuckte die Achseln. »An sich mag das ja nicht merkwürdig sein, aber da war so etwas an der Art, wie er mich angesehen hat.«
    Nicholas spürte, wie er sich innerlich anspannte. Er konnte sich durchaus vorstellen, wie der Unbekannte Polly angesehen haben mochte - voller ungezügelter Begierde. Diese Reaktion hatte er schon oft genug beobachtet. Andererseits war Polly aus ihrer Zeit in der Schenke bereits durchaus damit vertraut, und normalerweise hatte sie keine Schwierigkeiten, damit umzugehen. Was also hatte sie ausgerechnet an dieser Begegnung so verstört? »Du hast sein Angebot doch nicht etwa angenommen?«
    »Ich glaube, wäre ich weiter von zu Hause entfernt gewesen, wäre es mir schwer gefallen, sein Angebot abzulehnen«, erklärte Polly unumwunden, während ihr mit einem Mal klar wurde, was sie so irritiert hatte. Der Gentleman hatte den Eindruck eines Menschen erweckt, der sowohl die Macht als auch die Neigung besaß, sich einfach zu nehmen, was er wollte - auch wenn man es ihm nicht freiwillig gab. »Ich habe dir doch gesagt, dass du aufpassen sollst«, entgegnete Nicholas leise.
    »Aber er war keiner von denen, vor denen ich mich in Acht nehmen sollte«, erwiderte Polly »Die Türen seiner Kutsche trugen Wappen. Er war kein Straßenräuber oder Vagabund. Vor denen hätte ich keine Angst gehabt.« »Und seinen Namen konntest du nicht in Erfahrung bringen?«, fragte De Winter. »Doch ... er hatte sich mir höflichst vorgestellt. Aber ich habe diese Höflichkeit nicht erwidert, sondern bin einfach gegangen. Er muss gedacht haben, dass es mir schrecklich an Manieren fehlt.«
    »Wenn man dich anpöbelt, bist du meiner Meinung nach nicht auch noch verpflichtet, dich höflich zu benehmen«, versicherte Nick ihr.
    »Aber man könnte sagen, dass eigentlich ich diejenige war, die gepöbelt hat«, widersprach Polly mit schonungsloser Ehrlichkeit. Mit einem Mal schien die Sache mit den Manieren von außerordentlicher Bedeutung für sie zu sein.
    »Welchen Namen hat er dir also genannt?«, fragte De Winter noch einmal.
    »Ach so, ja ... Villiers«, antwortete Polly noch immer stirnrunzelnd. »George Villiers. Ich glaube, so hieß er.« »Buckingham!« Über den honigfarbenen Schopf hinweg tauschte Nick einen Blick mit De Winter, las die Warnung in den Augen seines Freundes und zwang sich, die Mischung aus Überraschung, Wut und Unbehagen zu beherrschen. »Nun, dann scheint es ja ganz so, als hättest du die Bekanntschaft Seiner Gnaden, des Herzogs von Buckingham, gemacht, Liebes.« Nicholas schob Polly von seinen Knien, erhob sich und schlenderte zum Tisch hinüber, um seinen Weinkelch nachzufüllen. »Ihn wirst du zweifellos wiedersehen, sobald du Mitglied der Theatertruppe des Königs wirst. Es kann sogar sein, dass du in einem seiner Stücke auftrittst. Man sagt, er sei ein talentierter Stückeschreiber.«
    »Er interessiert mich aber nicht«, erklärte Polly

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