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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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fahren wir über diese grüne Halbinsel, an gepflegten Häusern in allen Preisklassen vorbei, bis wir schließlich in eine Auffahrt einbiegen, die von altem Baumbestand und einer großen gepflegten Rasenflächen flankiert ist, auf der Krocket gespielt wird. Am Ende steht eine Mansion im georgianischen Stil, rote Klinker, weiße Fenster und grüne Fensterläden. Ein altes Herrenhaus. Mein Traum. Lilith klappt mir das Kinn wieder hoch und haut mir leicht auf den Arm, als Zeichen dafür, dass ich mich benehmen soll.
    Es sieht aus, als hätten wir einen Zeitsprung einhundert Jahre zurück gemacht. Die Männer tragen helle, schmale Anzüge, die Frauen die typischen geraden Kleider der 20er Jahre. Es ist ein sehr schönes Bild.
    Am Eingang werden wir von einer Bediensteten in Uniform empfangen und durch eine Eingangshalle hinauf in den zweiten Stock geführt. Auf der Terrasse wird Swing Musik gespielt und erfüllt das ganze Haus mit seinen Klängen einer anderen Zeit. Die geschwungene Treppe mit schwarz-goldenem Geländer erinnert mich ein wenig an die in dem Apartment über den Wolken , nur dass der Läufer hier rot und nicht blau ist. Die Bedienstete geht mit eiligen kleinen Schritten vor uns her und öffnet die Tür zu einer geräumigen Suite mit Himmelbett.
    »Wow. Was für ein Luxus.« Lilith schmeißt sich aufs Bett und streckt alle Viere von sich.
    Nachdem das Hausmädchen uns ein paar Handtücher aus einem Schrank geholt und sie ins Bad gelegt hat, sind wir wieder allein.
    Von unserem Zimmer aus haben wir einen Blick auf einen Teil des Gartens und ein größeres Nebengebäude, an das ein Hubschrauberlandeplatz grenzt. Und direkt vor uns glitzert das Meer in der Abendsonne, die sich langsam am Horizont verkriecht, um auf der anderen Seite des Globus in neuer Größe und voller Kraft zu erscheinen. Dieses Spektakel aus einem kräftigen Orange, das in ein dunkles Lila übergeht, taucht die gesamte Umgebung in eine eigentümlich gespenstische Atmosphäre. Ich hole meine Kamera heraus und mache erst ein paar Aufnahmen von dem Sonnenuntergang und dann von den Gästen in ihren Kostümen, die mit langen Stöcken die Bälle durch die kleinen Tore schießen. Auf den ersten Blick schätze ich kostet das Anwesen um die zwanzig Millionen Dollar. Peanuts für die Familie.
    Ein Hubschrauber landet. Als die Rotoren zum Stillstand kommen, geht die Tür auf und fünf Leute steigen aus. Unter ihnen erkenne ich Yven und Payton.
    Lilith ist vom Bett aufgesprungen und kommt ans Fenster gerannt. Sie wird ganz blass, als sie die beiden aufs Haus zugehen sieht. »Oh je.«
    »Entspann dich.«
    »Ich glaube ich bleibe auf dem Zimmer. Was soll ich ihm sagen? Wie soll ich mich benehmen? Soll ich ihn ignorieren, freundlich sein und so tun, als ob wir nicht im Bett waren?« Lilith plappert ohne Punkt und Komma. Ihr Gesicht ist leicht gerötet vor Aufregung.
    »Am besten du lässt es auf dich zukommen. Es kommt eh immer anders als man denkt.«
    Für den frühen Abend hat Lilith ein hellgraues Kleid mit Perlenstickereien gewählt und ich ein blass rosafarbenes. Diese geraden Schnitte sind zwar nicht unbedingt figurschmeichelnd, weil sie die Taille überdecken und man aussieht wie ein Kasten, dafür sind die Schuhe bequemer als unsere aktuellen Modelle, auf denen man nur auf den Zehenspitzen steht und sich nach zehn Minuten schon vor Schmerzen die Füße amputieren könnte. Noch einmal sehe ich mir den klobigen Absatz an. Er verspricht, dass ich den ganzen Abend darauf tanzen kann, sofern ich einen Tanzpartner finde.
    Ein letzter Blick in den Spiegel, dann verlassen wir unsere sicheren vier Wände und mischen uns unter die Leute. Auf der Terrasse werden die Gäste mit Getränken versorgt, darunter Champagner, Martini Cocktails und Gin-Sour. Die Prohibition soll trotz des Zeitsprungs wohl heute hier keine große Rolle spielen.
    Ich nehme ein langstieliges Champagnerglas in die Hand, weil es eleganter aussieht, Lilith einen Gin-Sour, weil er schneller knallt. Sie trinkt das halbe Glas in einem Zug aus. So nervös und aufgebracht kenne ich sie gar nicht. Und dann kommt der Moment, als Payton mit drei anderen jungen Männern als Gefolge auf die Terrasse tritt. Er sieht zugegebenermaßen unbeschreiblich gut aus, trägt einen hellgrauen Anzug und gibt in dem Outfit ein schönes Pendant zu Lilith ab. Selbst mir stockt der Atem für einen Moment.
    Payton lässt den Blick über die Gäste schweifen und als er uns sieht, kommt er ohne Umwege zu uns. Liliths

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