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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hand zittert so sehr, dass die Eiswürfel in ihrem Glas klirren. Ich höre noch ein leises ` Oh Gott ´ und dann begrüßt Payton sie mit einem formvollendeten Handkuss. Dabei blickt er ihr direkt in die Augen und lächelt charmant. Wenn ich nichts von Liliths Träumen wüsste, könnte ich denken, dass er ihr damit seine Wertschätzung zum Ausdruck bringt, aber daran will ich nicht so recht glauben. Payton ist für mich ein Spieler.
    »Hallo schöne Frau.«
    Lilith atmet erleichtert aus. »Hallo Payton.«
    Er begrüßt mich mit einer knappen Verbeugung, bevor er sich wieder Lilith zuwendet und ihr seinen Arm hinhält. «Darf ich Sie für einen Moment entführen?«
    Lilith hakt sich ein, wirft mir noch einen überraschten Blick über die Schulter zu und lässt sich von Payton zum Wasser geleiten. Eigentlich hatte ich mit ein wenig Widerstand, Protest oder wenigstens einer frechen Bemerkung gerechnet, stattdessen sehe ich meine Freundin, wie sie mit einem aufreizenden Augenaufschlag zu ihrem Albtraum hochsieht.
    Inzwischen ist es dunkel geworden. Der Großteil der Gäste zieht sich wohl für das Dinner um, denn ich kann kaum noch jemanden sehen, außer die drei Jungs, die auf der Terrasse in Stellung gegangen sind und das Paar im Auge behalten. Ist Payton in Gefahr, dass er Personenschutz braucht?
    Mir schwirren so einige Fragen im Kopf herum. Eine immer Wiederkehrende ist: Wird Mo hier auftauchen oder macht er sich rar wie das letzte Mal? Vielleicht sollte ich mich noch einmal in die Fluten stürzen, um ihn aus seinem Versteck zu locken. Yven hatte gesagt, sein Bruder geht nicht gerne auf Partys, aber dieses Event gehört zur Familientradition. Bei dem Gedanken, ihn endlich in natura zu sehen, wird mir ganz schwindelig. Aber dann kommt mir etwas anderes in den Sinn: Was ist, wenn ich mich tatsächlich geirrt habe? Wenn Mo nicht der Bruder von Yven ist, sondern ein ganz anderer Mann? Ich lösche das gleich wieder aus meinem Kopf. Irgendetwas lässt mich nach oben blicken. Hinter einem der oberen Fenster sehe ich eine schnelle Bewegung, als wäre jemand hastig zurückgetreten.
    »Leia!« Yven steht vor mir. Er gibt mir ebenfalls einen Handkuss, wie Payton Lilith. Vielleicht gehört diese altmodische Geste zu den 20er Jahren.
    »Yven.«
    »Ich sehe du bist versorgt.« Er macht eine Anspielung auf das Glas in meiner Hand.
    »Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?«
    »Ich hatte zu tun.« Das heißt so viel, wie: Darauf gebe ich dir keine Antwort. Ich frage also nicht weiter.
    »Bist du allein gekommen?«
    »Nein, mit Lilith.«
    Er lacht. »Ich meine in Begleitung?«
    Meint er die Frage ernst? Ich schüttel mit dem Kopf.
    »Gut, dann bist du heute Abend mein, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Ich lege keinen Widerspruch ein. Was auch immer das bedeuten mag, es heißt, dass ich nicht allein rumstehen muss, wenn Lilith mit Payton beschäftigt ist. Keiner der anderen Gäste war erpicht darauf ein Gespräch mit mir anzufangen, insofern bin ich ganz froh, dass Yven sich um mich kümmern will. Das einzige Problem wäre natürlich, wenn mein Mo hier ist. Aber ich beruhige meine flatternden Freunde in meinem Bauch gleich wieder. Für alles gibt es eine Lösung.
    Er reicht mir seinen Arm und ich hake mich unter. Der körperliche Kontakt zu ihm, gibt mir ein wenig Sicherheit.
    Wir gehen ins Haus, durch einen Salon, in dem ein paar Männer sitzen und Zigarren rauchen, durch einen weiteren Salon, in dem eine Frau Piano spielt, bis wir schließlich im Festsaal stehen, in dem für an die schätzungsweise hundert Leute gedeckt ist. Wir steuern auf einen der Tische in der Mitte zu, an dem bereits ein anderes Paar und die drei Bullterrier von Payton, Payton selbst und Lilith sitzen. Yven stellt mich kurz vor und zieht meinen Stuhl zurück, damit ich mich hinsetzen kann. Die Namen der anderen habe ich - wie immer - innerhalb einer Millisekunde bereits wieder vergessen. Wie gerne hätte ich meinen Fotoapparat dabei, um diese Kulisse und ihre Darsteller aufzunehmen, aber ich fand es etwas unpassend, wie ein japanischer Tourist hier zum Dinner zu erscheinen.
    Bis auf zwei Stühle ist unser Tisch vollständig besetzt. Für wen die Plätze wohl gedacht sind?
    Alles ist so gestellt, steif und förmlich. Richtig wohl fühle ich mich nicht. Auch das Paar neben uns bringt kein Wort über die Lippen oder versucht freundlich zu sein.
    Der Saal füllt sich allmählich und der Geräuschpegel erhöht sich, sodass ich mich auf jedes Wort von Yven

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