Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Ohr vor. »Du wirst. Sobald wir wissen, was genau ihnen angetan wurde, kannst du sie freigeben. Eve hat gesagt …«
»Vielleicht sagt sie das bloß, um mich zu beruhigen, damit ich nicht komplett ausraste …«
Er drehte mich zu sich herum. »Hört sich das nach Eve an?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Die Kinder sind nicht in Gefahr«, fuhr er fort. »Es ist unwahrscheinlich, dass sie von hier verschwinden, und wenn sie es doch tun sollten, dann werden wir sie wiederfinden können. Ebenso unwahrscheinlich ist es, dass sie begreifen, was hier vor sich geht, und wenn das doch der Fall sein sollte, dann werden sie darüber wegkommen, sobald sie frei sind – was du bewerkstelligen wirst, sobald du die Gelegenheit bekommst.« Seine Lippen streiften meine Stirn. »Und jetzt komm rein. Hope fragt sich inzwischen wahrscheinlich, warum wir noch nicht angerufen haben …«
»Ms. Vegas?« Ein Klopfen gegen die offene Tür. Es war einer der Wachmänner. »Sind Sie da drin?«
Ich rief ihn herein, und wir kehrten ins Zimmer zurück, als er eintrat.
»Kennen Sie eine May Donovan?«, fragte er. »Anwältin? Arbeitet für irgend so eine paranormale Gruppe?«
»Ja, natürlich – was ist mit ihr?«
»Sie war heute Morgen hier. Hat unbedingt mit Ihnen reden wollen. War anfangs ganz freundlich, aber als ich gesagt habe, dass Sie gerade nicht greifbar sind, ist sie ziemlich aufdringlich geworden – hat sich ins Haus gedrängt und nach Ihnen suchen wollen. Wir haben sie aufgehalten, bevor sie weit kommen konnte, aber dann ist sie hinten raus in den Garten und hat angefangen, die Polizisten zu löchern …«
Jeremy trat stirnrunzelnd neben mich. »Ist sie Ihnen aufgebracht vorgekommen?«
»Stocksauer. Als ob wir irgendwas vor ihr geheim hielten. Sie will, dass Sie sie anrufen. Dieser Typ – Simon – will das nicht, er hat nicht mal gewollt, dass ich’s Ihnen ausrichte, aber das wär mir auch nicht richtig vorgekommen.«
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38 Die Lektion der Nymphen
V erdammt noch mal«, sagte ich, während ich mich aufs Bett setzte. »Sie muss den Eindruck gekriegt haben, dass das hier so eine Art Schwindel ist. Ein Publicity-Gag.«
»Wenn sie keine Anschuldigungen ausgesprochen hat, will sie vielleicht einfach nur mit dir reden«, antwortete Jeremy. »Es könnte möglicherweise sogar von Nutzen sein, wenn du es tust.«
Ich sah zu ihm auf. »Wieso das?«
»Je länger wir dies in den Medien halten können, desto nervöser müsste die Gruppe eigentlich werden. Es wäre vielleicht nicht ratsam, wenn du behaupten würdest, weitere ›Botschaften‹ von den Opfern erhalten zu haben. Aber eine Zusammenarbeit mit May Donovans Leuten …?« Ein elegantes Achselzucken. »Wenn man die richtigen Aspekte auswählt, das spiritistische Element herunterspielt und dafür das Ritualistische der Morde betont, dann müsste sie eigentlich durchaus willens sein, uns zu helfen.«
»Bei der Aufdeckung des übelst denkbaren paranormalen Schwindels – dem mit wirklichen Leichen. Perfekt. Ich rufe sie jetzt gleich an, sage ihr, ich würde selbst gern mit ihr reden.«
Ich rief die Nummer an, die May mir gegeben hatte. Das Telefon klingelte viermal, dann schaltete die Voicemail sich ein. Ich hörte mir an, wie May mich aufforderte, auf die Eins zu drücken, wenn ich ihr eine Nachricht hinterlassen wollte, und zögerte, den Finger über der Taste in der Luft. Dann drückte ich stattdessen die Auflegetaste.
Ich legte mir das Handy in den Schoß und dachte nach. Dann dachte ich noch etwas länger nach. Und Jeremy stellte keine einzige Frage, sondern wartete einfach ab.
»May Donovan«, sagte ich schließlich. »Ihr Akzent. Sie klingt britisch, oder?«
»Ich bin nicht sehr gut beim Einordnen von Akzenten, fürchte ich. Meine Sprachkenntnisse stammen aus Büchern, nicht aus Unterhaltungen.«
»Aber es
könnte
britisches Englisch sein, oder nicht? Ich habe einfach gerade an das gedacht, was Eve erzählt hat – dass Rachel wahrscheinlich von einer Frau mit einem britischen Akzent ermordet wurde. Und ich weiß, das hört sich unvorstellbar weit hergeholt an, aber …« Ich holte tief Atem und gab mir große Mühe, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. »Zack Flynn hat gesagt, May hätte irgendwas Persönliches gegen Botnick gehabt. Stell dir vor, sie wäre selbst ein Mitglied dieser Gruppe und hätte gewusst, dass Botnick sie zu finden versucht. Es hätte doch keine bessere Methode gegeben, ein Auge auf ihn zu haben, als über die Ehrich Weiss
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