Lockruf Des Mondes
zu reuevoll.
»Nein, so war das nicht.« Emily konnte nicht glauben, dass Lachlan von ihrem Zusammensein sprach, als wäre es etwas Schmutziges. »Ich bin nicht Talorcs Frau. Ich bin nicht einmal mehr seine Verlobte! Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn nicht heiraten werde.«
»Und dein Wort ist noch weniger wert als dein Versprechen.«
»Mein Versprechen ist alles wert. Das müsstest du eigentlich wissen.«
»Du meinst, weil du es abgelehnt hast, dich mir hinzugeben? Vielleicht hätte ich dann ja herausgefunden, dass du keine Jungfrau mehr bist. Ich hielt deine Leidenschaft für Unbefangenheit, aber die Art und Weise, wie du deine Hände und deinen Mund benutzt hast, meine Teure, war ein bisschen zu erfahren, denke ich jetzt.«
Emily brachte keinen Ton über die Lippen. Ihr war, als wäre ihr ein Pfahl in die Brust getrieben worden.
Ulf lachte höhnisch.
Drustan sagte: »Lachlan ...«
»Warum plötzlich so schweigsam, Emily? Dir fehlen doch sonst nie die Worte. Wo bleibt dein Widerspruch? Dein sogenanntes Verlangen war nur als Unschuld getarnte Erfahrung, hab ich recht?« Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Antworte gefälligst, du verdammtes Frauenzimmer! Wo ist deine scharfe Zunge geblieben?«
Emily schüttelte nur den Kopf, weil der Schmerz in ihr zu groß für Worte war, und dann stieß sie ihn gegen die Brust. Es war nur ein schwacher Versuch, aber zu ihrer Erleichterung ließ er sie los. Sein Ausdruck war nicht zu deuten, sein Gesicht nahezu so blass wie das des toten Soldaten vor seinen Füßen.
Und dann war Cait da, die Hände in den Hüften, ihr Gesicht nur Zentimeter von Lachlans entfernt. »Sprich nicht so mit ihr, du Schuft!«
Drustan zog Cait zu sich herum. »Und sei du nicht so respektlos zu deinem Laird.« Die Worte waren hart, ihr Ton aber schon beinahe sanft. »Du wirst dich bei ihm entschuldigen, meine Liebe.«
Cait schüttelte seine Hand ab und trat zurück, weg von allen. »Ich bin nicht deine Liebe, und er ist nicht mein Laird. Unsere Ehegelübde hatten keine Bedeutung. Das hast du selbst gesagt.«
»Ich habe auch gesagt, du solltest dich zurückziehen, doch wie ich sehe, bist du noch hier. Nicht alle Worte, die im Zorn gesprochen werden, haben etwas zu bedeuten.«
Während Lachlan seinem Ärger Luft gemacht hatte, schien Drustans Zorn nachgelassen zu haben, aber offenbar bemerkte Cait das nicht. Oder wenn doch, schien es sie nicht zu interessieren.
Mit Tränen in den Augen funkelte sie ihren Ehemann wütend an. »Wie gedankenlos von mir zu bleiben, wo ich nicht erwünscht bin!«
Dann fuhr sie auf dem Absatz herum und rannte so schnell aus dem großen Saal, dass sie nur noch ein verschwommener Farbfleck war, bevor Drustan ihren Namen rufen konnte.
»Und wegen der da haben wir einen vielversprechenden Soldaten verloren«, sagte Ulf.
Drustan schlug ihm die Faust ins Gesicht, und Ulf flog in hohem Bogen zurück und landete ein paar Meter weiter. »Sprich nie wieder in diesem Ton von meiner Frau, oder ich bringe dich um.«
Benommen setzte Ulf sich auf und schüttelte den Kopf.
Und in dem Moment wurde Emily einiges klar - alles schmerzliche Erkenntnisse, die beunruhigendste von allen jedoch war ein Verdacht, von dem sie sicher war, dass niemand ihn beachten würde, falls sie ihn in Worte fasste. Schließlich war sie in Lachlans Augen die Verräterin.
Als sie dann aber seinen Bruder ansah, der so voller Rachsucht, Bosheit und Blutgier war, konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, ob Ulf nicht einen seiner eigenen Soldaten töten würde, um Lachlan zu etwas zu treiben, was zu tun er sich bisher immer geweigert hatte:
den Sinclairs den Krieg zu erklären.
19. Kapitel
W ohl wissend, dass es sinnlos wäre, ihren Verdacht zu äußern, blieb Emily nicht im Saal, um Lachlans Reaktion auf die Drohung seines Oberkommandierenden gegen seinen Bruder abzuwarten.
Stattdessen lief sie Cait nach und entfernte sich, so schnell sie konnte, von den Männern in der Halle. Sie konnte nicht glauben, was Lachlan ihr alles an den Kopf geworfen hatte. Eines Tages würde sie es ihm vielleicht verzeihen, aber vergessen würde sie nie, wie er sie vor seinen Soldaten gedemütigt hatte.
Und er hatte behauptet, sie für sich beanspruchen zu wollen. Ha!
Als sie die Tür zu Drustans Gemächern erreichte, war sie geschlossen, doch sie war sicher, dass Cait da war. Die Tür ließ sich jedoch nicht öffnen, als sie es versuchte, und so klopfte sie gegen die massive Tür.
»Ich bin's,
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