Lockvögel
bestätigte Holgate. »Wir haben überall eine prächtige Auswahl ausgezeichneter Grundstücke. Aber darüber hinaus bieten wir noch mehr, Lam; wir geben den Leuten eine günstige Chance, Geld zu verdienen. Wir haben dieses Gelände hier rechtmäßig erworben, und wir verkaufen es wieder nach einwandfreien Grundsätzen. Dabei teilen wir den Gewinn mit unseren Kunden. Ich geniere mich nicht, Ihnen zu sagen, daß ich verdammt schnell arbeite. Ich nehme mich einer Gegend an, erschließe sie und verschwinde wieder. Ich mag keine Grundstücksverhandlungen, die sich wochenlang hinziehen, bevor man zu einem Abschluß gelangt. Bei manchen Maklern dauert das einen Monat. Das mache ich nicht mit. Wenn ich die Rechte erworben habe, muß das Gelände in kürzester Zeit aufgeteilt und erschlossen sein. Mein Gott, da bin ich schon wieder beim Grundstücksgeschäft. Ich wollte ja mit Ihnen über den Unfall sprechen.«
»Deswegen bin ich hier«, antwortete ich.
»Würden Sie mir bitte erzählen, was Sie gesehen haben, Mr. Lam?«
Ich legte los: »Es war am 13. August nachmittags gegen halb vier Uhr.«
Holgate nickte Lorraine Robbins zu. Sie setzte sich in einen Sessel, nahm einen Notizblock vom Tisch und ließ den Bleistift nur so über das Papier fliegen.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Holgate, »wird meine Sekretärin einige Notizen machen, damit wir alles klarbekommen. Hier gibt es so viel zu tun, daß ich von allem Notizen machen lasse. Sonst vergesse ich die Hälfte. Mein Gedächtnis ist offenbar nicht mehr so gut wie früher. Wie steht es mit dem Ihren?«
»Absolut in Ordnung«, antwortete ich.
»Natürlich, Sie sind ja auch noch ein junger Mann. Da muß es auch so sein. Wo waren wir stehengeblieben?«
»Um halb vier Uhr am Nachmittag des 13. August«, sagte Lorraine.
»Ach ja. Würden Sie bitte weitererzählen, Mr. Lam?«
»Ich ging gerade auf der westlichen Seite der Hauptstraße und näherte mich der Kreuzung von Haupt- und Siebenter Straße. Auf der anderen Straßenseite fuhr eine Wagenkette in nördlicher Richtung. Es müssen vier oder fünf Wagen hintereinander gewesen sein, wahrscheinlich vier. Ich beobachtete die Kreuzung, weil ich dfe Absicht hatte, rechts abzubiegen und zur Ostseite der Hauptstraße hinüberzugehen. Ich überlegte gerade, ob ich noch das Grün erwischen würde, und beobachtete deshalb die Ampel. Das Licht wechselte von Grün auf Gelb. Der Wagen, der schon dicht vor der Kreuzung angelangt war, hätte noch durchfahren können. Aber der Fahrer trat hart auf die Bremse. Dadurch fuhr der hinter ihm fahrende Wagen beinahe auf ihn auf. Der dritte Wagen wurde von einer jungen Dam e gefahren — sie war sehr hübsch. Moment mal — ich denke, es wat der nächste Wagen. Zwischen ihr und der Kreuzung können auch drei Wagen gewesen sein; aber wie ich es jetzt vor mir sehe, waren es nur zwei.«
Ich schloß die Augen, als wollte ich mir die Szene ins Gedächtnis zurückrufen.
»Schon gut. Weiter?« sagte Holgate.
»Die junge Dame fuhr einen leichten Wagen. Ich kann nicht sagen, ob es ein ausländisches Fabrikat war. Es war jedenfalls ein Sportwagen, dessen Verdeck heruntergelassen war. Daran erinnere ich mich genau, weil ich das Mädchen sah, als es angefahren wurde. Ich konnte nämlich sehen, wie ihr Nacken, ich meine, ihr Kopf, zurückschnellte.«
»Ja, ja, erzählen Sie weiter«, drängte Holgate.
»Hinter ihr fuhr ein großer Wagen«, setzte ich meinen Bericht fort. »Das heißt, es war zwar nicht der allergrößte Typ, aber doch ein ziemlich großer. Ein Buick, wenn ich mich recht erinnere. Er fuhr zunächst auf der linken Fahrbahn, offensichtlich beim Versuch, die anderen zu überholen. Denn als ich ihn bemerkte, war er gerade dabei, wieder nach rechts einzuschwenken und sich in die Schlange einzuordnen, und...«
»Ja, ja«, drängte Holgate wieder. »Haben Sie den Fahrer auch deutlich genug gesehen, um ihn wiederzuerkennen?«
Ich schüttelte den Kopf. »In dem Augenblick noch nicht.«
Er runzelte leicht die Stirn.
»Aber später, nach dem Unfall, sah ich ihn aus dem Wagen steigen.«
»Haben Sie ihn dann erkannt?«
»Damals nicht, da ich ihn ja nicht persönlich kannte. Aber ich erkenne ihn jetzt. Sie waren der Mann.«
Jetzt wurde sein Gesicht von einem breiten Lächeln überstrahlt. »Und was meinen Sie, hatte schuld an dem Unfall?«
»Du lieber Himmel, das ist überhaupt keine Frage«, sagte ich mit dem Brustton der Überzeugung. »Es tut mir leid, das feststellen zu
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