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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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bedeuten.
    »Er ist auch nett«, antwortete sie schließlich.
    »Sie müssen wirklich eine ausgezeichnete Stellung haben«, schmeichelte ich ihr.
    »Ich bin sehr zufrieden.«
    »Ich glaube, Sie schätzen es sehr, wenn in Ihrem Beruf viel passiert und Sie immer aktiv sein können«, sagte ich bewundernd.
    »Aktivität ist Leben«, antwortete sie. »Inaktivität ist Tod. Alles, Was zur Routine wird, bringt Erstarrung. Ich brauche Abwechslung in der Arbeit. Ich freue mich immer wieder, wenn neue Situationen auftreten, mit denen ich fertig werden muß, wenn ich Initiative ergreifen und meinen Verstand gebrauchen kann.«
    »Ich glaube, da haben Sie die richtige Einstellung«, sagte ich.
    »Danke, Donald. Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, wie nett Sie sind?«
    »Holgate hat es mir gesagt«, antwortete ich grinsend. »Aber ich glaube, er wollte mir nur ein Grundstück verkaufen.«
    Sie lachte schallend.
    »Sie sagen immer alles so geradeheraus, Donald. Wie lange bleiben Sie in der Stadt?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Kennen Sie hier jemanden?«
    »O ja, ein paar Leute, wenn ich auch nicht gerade besonders eng mit ihnen befreundet bin.«
    »Herren oder Damen?«
    »Sowohl als auch.«
    »Hoffentlich fühlen Sie sich nicht einsam.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Dann bin ich ja beruhigt«, antwortete Lorraine mit einem schnellen Seitenblick. »Sollten Sie sich aber doch einmal einsam fühlen — nun, Sie können mich immer erreichen. Mein Name steht im Telefonbuch.«
    »Würden Sie dann auch versuchen, mir ein Grundstück zu verkaufen?«
    Sie mußte erneut lachen. »Wahrscheinlich«, sagte sie schelmisch.
    Etwa zwei bis drei Minuten saßen wir schweigend nebeneinander. Als wir vor dem Hotel vorfuhren, lächelte sie mich wieder an und sagte: »Vielleicht könnte ich Ihnen auch etwas schenken.«
    Mit einer schnellen, impulsiven Geste reichte sie mir die Hand, konzentrierte sich aber sofort wieder auf die Straße, während sie darauf wartete, daß ich die Tür zuwarf.

4

    Der Portier sagte mir, daß keine Anrufe für mich gekommen seien. Also erzählte ich ihm, ich würde mir noch ein wenig die Stadt ansehen, und wanderte ein paar Häuserblocks weiter zu einem Taxistand.
    Von dort ließ ich mich zum Supermarkt bringen, wo ich in den Wagen stieg, den ich auf dem Parkplatz gelassen hatte. Dann fuhr ich zurück zum Hotel.
    Es schien so, als ob niemand sich um mich kümmerte. Kein Aufpasser überwachte mein Kommen oder Gehen. Kurz bevor es dunkel wurde, versuchte ich, Doris Ashley telefonisch zu erreichen. Es meldete sich niemand.
    Von einer Zelle aus rief ich Elsie Brand in ihrer Wohnung an.
    »Guten Abend, Elsie«, sagte ich. »Wie geht’s?«
    »Donald!«
    »Was ist denn los, Kleines?«
    »Irgendein Mann hat angerufen. Seine Art zu sprechen schien mir _ wie soll ich sagen — schien mir gefährlich und drohend.«
    »Na, Elsie, am Telefon den starken Mann markieren und mit drohender Stimme sprechen, das kann schließlich jeder.«
    »Es ist wegen eines Unfalls, den Sie gesehen haben. Es scheint, daß er sich darüber sehr auf regt.«
    »So? Wie oft hat er denn angerufen?«
    »Während der letzten Stunde hat er dreimal angerufen. Ich wußte schon gar nicht mehr, was ich ihm sagen sollte.«
    »Schon gut. Ich komme ja gleich zu Ihnen. Warten Sie auf mich.«
    »Donald — ist das ein gefährlicher Fall?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Ich habe Angst.«
    »Das brauchen Sie nicht. Ich bin ja gleich da.«
    »Wann?«
    »Etwa in einer Stunde.«
    »Ach, Donald — Sie werden doch auf sich aufpassen?«
    »Seltsam«, antwortete ich, »gewöhnlich sagen Sie mir, ich soll brav sein. Jetzt aber heißt es auf einmal, ich soll vorsichtig sein.«
    Sie lachte zwar, aber es klang nervös.
    »Soll ich Ihnen Abendessen machen?«
    »Eine ausgezeichnete Idee«, antwortete ich. »Wir würden damit eine gemütliche und familiäre Atmosphäre schaffen.«
    »Was soll ich vorbereiten?«
    »Filet Mignon und dazu Sekt.«
    »Sie vergessen, daß ich eine arme, kleine Sekretärin bin.«
    »Das geht auf Spesenkonto.«
    »Also, dann ist alles klar: Filet Mignon und dazu eine Flasche Sekt. Wollen Sie das Filet dick?«
    »Dick und halb durchgebraten.«
    »Mit Kartoffeln?«
    »Mit Bratkartoffeln. Aber machen Sie sich nicht zu viele Umstände. Verschwenden Sie nicht noch Zeit damit, Salat oder Nachspeise zu Rachen. Ach, vielleicht könnten Sie ein paar grüne Erbsen dazu reifen. Die Steaks übernehme ich selbst, sobald ich bei Ihnen bin. Wenn dieser komische

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