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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hat und —«
    »Woher wissen wir, daß es ein Einbruch war? Die Bürotür stand offen. Es war ein jedermann zugänglicher Ort. Wahrscheinlich hat Holgate die betreffende Person sogar dorthin beordert.«
    »Ja, aber das Büro war doch verwüstet, Papiere waren gestohlen und —«
    »Woher wissen wir, daß Papiere gestohlen wurden?« fragte ich sie. »Jemand hat ziemlich sorglos und unordentlich in den Akten gesucht. Er hat eine Schublade nach der anderen aufgerissen und flüchtig hineingesehen. Und als dann alle Schubläden aufgezogen waren, stürzte das Regal um. Dabei wurden die Papiere über den Boden verstreut. Die unbekannte Person schob das Regal nur in seine senkrechte Stellung zurück und kümmerte sich nicht um das Aufsammeln der herumliegenden Schriftstücke. Das war alles. Woher sollen wir wissen, ob sie etwas entwendet hat?«
    Bertha überlegte sich diese Argumentation.
    »Anders ausgedrückt«, faßte ich zusammen, »wir wissen nicht, ob irgendein Verbrechen begangen wurde, können also auch keins melden.«
    »Du hast schon ein gerissenes Köpfchen, du kleiner Bastard«, sagte Bertha.
    »Mir liegt jetzt am meisten daran«, sagte ich nachdenklich, »zu erfahren, was Holgate zugestoßen ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat er gewartet, bis die Eindringlinge, wer sie auch immer waren, das Büro wieder verlassen hatten, oder...?«
    »Nenne die Leute doch nicht immer Eindringlinge«, unterbrach Bertha. »Nenne sie lieber Besucher. Mir gefällt deine Idee, daß es ein öffentliches Büro ist und daß Holgate sie vermutlich aufgefordert hat einzutreten und dann versucht hat, ihnen etwas anzudrehen.«
    »Also gut, bleiben wir bei dieser Version. Die Frage ist also: Ist Holgate hinter ihnen her oder —«
    »Natürlich ist er hinter ihnen her«, meinte Bertha. »Sein Wagen war doch nicht da. Du hast doch eben selbst gesagt, daß überhaupt kein Wagen vor dem Haus stand, als du vorfuhrst.«
    Ich nickte.
    »Er ist also nicht zu Fuß gegangen. Sein Wagen stand vor der Tür, und als die Besucher mit ihrem Auto davonfuhren, ist er ihnen mit seinem Wagen nachgefahren.«
    »Bevor er mich anrief? Oder hinterher?«
    »Wahrscheinlich vorher«, meinte Bertha.
    »Wir wollen hoffen, daß es so war«, antwortete ich.
    »Du glaubst es nicht?«
    »Ich weiß nicht so recht, Bertha. Seit man weiß, wer ich bin, hat die ganze Sache einen etwas komplizierten, ja raffinierten Anstrich bekommen. Ich meine, wir sollten Lamont Hawley anrufen. Hat er dir eine Telefonnummer gegeben, über die man ihn auch nachts erreichen kann?«
    »Himmel, nein. Er hat mir keine Nummer für nächtliche Anrufe hinterlassen. Das sollte doch ein ganz reputierlicher Fall werden. Natürlich hat er mir eine Privatnummer gegeben, aber ich nehme nicht an, daß — ach, Donald, ich weiß nicht, was mit dir eigentlich los ist. Jedesmal, wenn du einen Fall übernommen hast, erweist er sich plötzlich als Zeitbombe, und hier und da stößt man auf eine Leiche.«
    »Dann wollen wir hoffen, daß es diesmal nicht >hier<, sondern >da< ist.«
    »Das verstehe ich nicht. Was heißt >da    »Wenn wir jetzt nämlich hier, das heißt in diesem Augenblick, eine Leiche hätten, würde es übel für uns aussehen.«
    Bertha blinzelte mit den Augen.
    »Wovon, zum Teufel, sprichst du?«
    »Davon, was passieren würde, wenn wirklich eine Leiche ins Spiel kommen sollte.«
    »An wen denkst du dabei?«
    »An Holgate.«
    »Mach dich doch nicht zum Narren.«
    »Was wäre denn daran so töricht?«
    Wieder blinzelte Bertha. »Da soll doch einer Hackfleisch aus mir machen«, meinte sie schließlich verdutzt.
    Wir starrten einander eine Weile schweigend und nachdenklich an. Dann sagte Bertha: »Moment mal. Bisher haben wir immer nur davon gesprochen, daß jemand das Kennzeichen unseres Wagens gesehen haben könnte. Aber wie steht es mit den Fingerabdrücken? Du bist doch in aller Eile von dort getürmt. Du mußt doch —«
    »Natürlich habe ich haufenweise Fingerabdrücke hinterlassen«, gab ich zu. »Werde nur nicht nervös. Das bringe ich wieder in Ordnung.«
    »Wie willst du das anstellen? Du kannst doch nicht einfach zurückgehen und alle Fingerabdrücke verwischen. Du weißt ja gar nicht mehr, was du alles angefaßt hast.«
    »Natürlich nicht. Das mache ich ganz anders. Ich gehe zurück und hinterlasse noch viel mehr Abdrücke.«
    »Wie soll denn das vor sich gehen?«
    »Das ist doch einer der ältesten Tricks. Kann man seine Fingerabdrücke am Schauplatz des Verbrechens nicht mehr

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