Lockvögel
bestimmt einen Dienstwagen. Sieh zu, daß unser Klient ins Büro kommt. Ich brauche ihn dort. Ich muß dringend mit ihm sprechen.«
»Und ich möchte zuhören«, schaltete sich Sellers grinsend ein. »Die Sache läßt sich wirklich ausgezeichnet an.«
»Wann bist du hier?« fragte Bertha.
»Wir kommen gleich. Bereite alles vor.« Damit legte ich auf.
Sellers grinste immer noch. »Ich habe meinen Leuten genau vorausgesagt, was Sie tun würden«, triumphierte er.
»Was denn?«
»Uns mit einem Habeas-corpus-Verfahren zu drohen und uns dadurch dazu zu zwingen, Ihnen so viel Spielraum zu geben, wie Sie brauchen... womit Sie uns wieder zu allen den Leuten führen, die wir brauchen.«
9
Wir trafen uns alle in Berthas Büro: Frank Sellers, an einer neuen Zigarre kauend und mit seiner erwiesenen Schlauheit sichtlich zufrieden; Bertha Cool, mit wachsamen Augen, vorsichtig darauf bedacht, nicht den kleinsten Fehler zu machen, und schließlich Lamont Hawley, ruhig, reserviert, die personifizierte Würde, ganz offensichtlich darauf eingestellt, sich soweit wie möglich aus allem herauszuhalten.
»Da wären wir, Däumling«, sagte Inspektor Sellers genießerisch. »Das ist Ihre große Stunde. Sie haben sich die Suppe eingebrockt, und jetzt sehen Sie zu, wie Sie sie auslöffeln.«
Bei diesen Worten grinste er Bertha herausfordernd an.
Bertha Cool funkelte wütend zurück. »Das konnte doch nur Ihrem Hirn entspringen, Donald Lam einen Mord anzuhängen, Frank Sellers!« wetterte sie.
»Meckern Sie nicht mich an, sondern den dort«, wehrte Sellers ihren Angriff ungerührt ab. »Er hat sich die Sache angehängt, und je mehr er versucht, um den Brei herumzugehen, desto mehr versinkt er darin. Es wird nicht lange dauern, und alles schlägt über seinem Kopf zusammen.«
»Bleiben Sie mir doch mit solchen Redensarten vom Halse«, sagte Bertha giftig. »Die kenne ich schon zur Genüge. Du liebe Güte; wenn ich daran denke, wie oft Sie hier schon große Reden geführt haben. Und bevor sich noch der Rauch Ihrer Zigarre verzogen hatte, da stellte sich heraus, wie richtig Donald mit seiner Ansicht über den Fall lag. Und was taten Sie dann? Sie hängten sich an seine Rockschöße und schmückten sich mit fremden Federn. Was Sie bei solcher Gelegenheit für unverdientes Lob einkassiert haben, das geht auf keine Kuhhaut. Und noch eins: Ihre gottverdammte Zigarre stinkt entsetzlich. Werfen Sie sie endlich weg.«
»Mir schmeckt diese Sorte sehr gut, Bertha.«
»Aber ich kann den Gestank nicht ertragen.«
»Wenn Sie durchaus wollen, lege ich die Zigarre auch weg.«
»Bitte!« fuhr Bertha ihn an.
Nachdem Sellers das getan hatte, fuhr sie fort: »Sie setzen sich jetzt auf den Stuhl dort, und dann versuchen Sie mal, eine Minute lang zuzuhören, ohne hier den Superschlauen zu mimen. Und du, Donald, erzählst jetzt, was hier gespielt wird.«
Jetzt war ich an der Reihe. Ich wandte mich an Lamont Hawley und fragte ihn: »Sie haben die Detektei Herz-As nicht mit dem Fall beauftragt?«
»Nein, das habe ich Mrs. Cool schon alles erzählt.«
»Warum haben Sie mich mit dem Fall betraut?«
»Ich sehe keinen Grund, warum ich das noch einmal wiederholen sollte, Lam. Vor allem nicht in Gegenwart von Zeugen und angesichts der Möglichkeit, daß alles, was ich hier sage, in die Zeitungen kommt. Doch möchte ich hier mit aller Deutlichkeit feststellen — Ihnen beiden gegenüber —, daß meiner Gesellschaft die Publizität außerordentlich unangenehm ist, die sich aus der Tatsache ergibt, daß Sie mit der Untersuchung dieses Unfalls beauftragt wurden. Wenn Sie auch nur ein klein wenig nachdenken, sollten Sie ohne weiteres verstehen können, daß wir auf Publizität in derartigen Fällen durchaus nicht versessen sind und —«
»Versuchen Sie doch nicht, vom eigentlichen Thema abzulenken«, unterbrach ich ihn. »Uns interessiert jetzt folgendes: Warum haben Sie uns den Fall übergeben, statt das Nächstliegende zu tun und Ihre eigene Nachforschungsabteilung einzuspannen?«
»Das habe ich schon mindestens ein dutzendmal erklärt.«
»Dann versuchen Sie jetzt, es auch noch ein dreizehntes Mal zu tun. Ich könnte mir vorstellen, daß Sellers daran interessiert ist.«
Hawley seufzte resigniert. »Inspektor, ich weiß nicht, wie Sie dieses ganze Gerede beurteilen. Mir scheint jedoch, Mr. Lam ist nur auf Zeitgewinn aus.«
»Lassen Sie ihn nur«, antwortete Sellers, der die Zigarre schon wieder im Mund hatte, gemütlich. »Wir haben viel Zeit. Und
Weitere Kostenlose Bücher