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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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angenommen haben.«
    »Bin ich deswegen auch des Mordes schuldig?« fragte ich zurück.
    »Nein, das nicht. Aber es gibt andere Dinge, die Sie des Mordes schuldig machen könnten.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Daß man sich im Büro von Holgate aufhält, aus dem Fenster springt, zum Wagen läuft, in dessen Kofferraum bereits die Leiche von Holgate liegt, und dann entflieht.«
    »Wer sagt das?«
    »Ihre Fingerabdrücke.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich?«
    »Von den Fingerabdrücken, die Sie im Büro von Holgate zurückgelassen haben«, sagte Sellers. »Diese Lorraine Robbins hat zwar ihr möglichstes getan, um Sie herauszuhalten. Sie sagte aus, sie sei mit Ihnen hinausgefahren, und erst dann hätten Sie entdeckt, was geschehen war. Ihre Fingerabdrücke bezeugen aber, daß Sie gelogen haben.«
    »Was soll das heißen, meine Fingerabdrücke bezeugen?«
    »Das ist doch eine alte Masche, Lam«, fuhr Sellers grinsend fort. »Sie sind zum zweitenmal hinausgefahren und haben so getan, als entdeckten Sie erst dann, was geschehen war. Sie haben Lorraine sehr viel, zuviel Hilfestellung geleistet. Dabei haben Sie absichtlich so viele Fingerabdrücke hinterlassen, daß die beim erstenmal zurückgelassenen bedeutungslos wurden. Sie haben aber eines übersehen.«
    »Was denn?«
    »Den Frauenschuh.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Als das Pappmodell im Büro vom Tisch stürzte, begrub es den Schuh teilweise unter sich. Man kann auf dem Leder die Markierung erkennen, wo der Schuh bis zur Hälfte unter dem Modell gelegen hat.«
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, sagte ich.
    »Mir brauchen Sie doch nichts vorzumachen«, sagte Sellers. »Sie haben das Pappmodell angehoben, um den Schuh hervorzuziehen und ihn anzusehen.«
    Ich schüttelte schweigend den Kopf.
    »Als Sie das taten«, fügte Sellers grinsend hinzu, »da ließen Sie den Abdruck Ihres Mittelfingers, der vorher Puder von der zerbrochenen Puderdose aufgenommen hatte, an der Unterseite des Pappmodells. Das kam bei einer Untersuchung zutage, die heute früh um neun Uhr im Büro begann.«
    Sellers schwieg und sog an dem kalten Zigarrenstummel, den er zwischen den Zähnen hin und her schob.
    »Und jetzt wollen wir doch mal sehen, wie Sie sich aus der Geschichte herausreden wollen, Däumling.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Nun, nichts zu erzählen?« fragte Sellers.
    »Mit Ihrer Geschichte laufen Sie ziemlich auf Krücken, Inspektor«, sagte ich. »Mein Fingerabdruck unter dem Pappmodell kann wer weiß wann entstanden sein.«
    »Das kann er eben nicht«, erwiderte Sellers. »Nachdem jemand
    diesen Schuh ausgezogen hatte und das Pappmodell darauf gefallen war, gab es überhaupt keine Möglichkeit, einen Finger darunterzuschieben und es gar anzuheben, sofern man dazu nicht einen Schraubenzieher oder einen Meißel oder sonst ein flaches Instrument benutzt hätte. Wir jedenfalls konnten es nicht, und Sie ebensowenig.«
    »Ich muß zugeben, es sieht fast so aus, als ob ich schuldig wäre, stimmt’s?«
    »Von Schuld oder Unschuld sprechen wir in diesem Stadium noch nicht. Wir sind noch bei der Untersuchung des Falles.«
    »Sie sind mir vielleicht ein Untersuchungsbeamter«, sagte ich. »Sie finden meinen Fingerabdruck an der Unterseite eines Pappmodells, das einen guten Zentner wiegt. Daraus folgern Sie sofort, ich hätte in Holgates Büro eingebrochen, Holgate bewußtlos geschlagen, ihn aus dem Fenster über den Rasen gezerrt, in dem Kofferraum meines Wagens verstaut, und dann sei ich nochmals aus irgendeinem unerfindlichen Grund ins Büro zurückgegangen. Weshalb sollte ich, um Himmels willen, nochmals zurückgegangen sein? Etwa um noch eine Leiche abzuholen?«
    »Vielleicht wollten Sie die eidesstattliche Erklärung zurückhaben, die Sie unterzeichnet hatten. Schließlich hatten Sie ja inzwischen herausgefunden, daß etwas an der Sache stank.«
    »Und wie stellen Sie sich das vor? Das Pappmodell von etwa einem Zentner Gewicht konnte ich nicht anheben, wie Sie eben selbst sagten. Aber den zwei Zentner schweren Holgate konnte ich hochheben, damit aus dem Fenster hüpfen, ihn bis zum Wagen tragen und dann noch im Kofferraum verstauen?«
    »Wir behaupten noch nichts, wir wissen noch nichts«, fuhr Sellers fort. »Wir sind bei der Untersuchung, das sagte ich schon.«
    »Es lohnte sich aber, das herauszufinden«, warf ich ein. »Wenn ich imstande gewesen sein soll, einen Mann, der gut zwei Zentner wiegt, aus dem Fenster zu tragen und in meinem Wagen zu verstecken, dann sollte ich doch

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