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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Weise die auf der rechten Seite vor ihm fahrenden Autos zu überholen. Er fuhr ziemlich schnell. Als er dicht hinter mir nach links einbog, wechselte das Verkehrssignal, und er fuhr auf mich auf.«
    »Wieviel Wagen standen vor Ihnen, als Sie an die Kreuzung kamen?« fragte der Beamte.
    »Überhaupt keiner«, antwortete sie. »Meiner war der einzige Wagen auf der linken Spur. Rechts von mir waren fünf bis sechs Wagen. Deshalb hat ja Mr. Holgate auch so schnell versucht, noch links Vorbeizukommen. Er muß ziemlich Gas gegeben haben, kurz bevor er auf mich auffuhr. Das sah ich noch im Rückspiegel.«
    »Die Sache scheint klar, Lam. Sie haben den Unfall überhaupt nicht gesehen. Warum behaupten Sie eigentlich, Sie hätten ihn gesehen?«
    Jetzt meldete sich Doris Ashley zu Wort. »Ich kann Ihnen sagen, ^arum«, sagte sie. »Weil Dudley Bedford ihn gezwungen hat, diese Aussage zu machen.«
    »Was wollen Sie damit sagen, er hätte ihn gezwungen?«
    Doris machte ein abweisendes Gesicht. »Man könnte mich umbringen, wenn ich Ihnen das verrate.«
    »Niemand wird Sie umbringen, wenn Sie uns etwas sagen«, erwiderte der Beamte. »Also raus mit der Sprache. Was ist geschehen?«
    Jetzt sprudelten ihre Worte nur so hervor. »Donald ist ein lieber Kerl. Er war im Gefängnis von San Quentin. Als er entlassen wurde, versuchte er, wieder richtige Arbeit zu bekommen. Aus besonderen Gründen zwang Dudley Bedford ihn, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, daß er den Unfall gesehen hätte.«
    Der Beamte sah Doris nachdenklich an. »Jetzt werde ich Ihnen mal etwas erzählen. Donald Lam ist Privatdetektiv und Teilhaber der Detektei Cool & Lam. Er hat Sie alle an der Nase herumgeführt. Er ist auch niemals in San Quentin gewesen — noch nicht. Er hat einfach versucht, sich Ihre Sympathien zunutze zu machen, Miss Ashley. Ich weiß zwar nicht, was er mit Ihnen vorhatte, Miss Deshler, aber...«
    Die Tür öffnete sich, und Frank Sellers kam mit energischen Schritten ins Büro marschiert.
    »Guten Tag, Frank«, sagte ich.
    »Guten Tag, Däumling«, begrüßte er mich. »Was, zum Teufel, haben Sie diesmal angestellt?«
    »Ich versuche nur, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Dann sollten Sie dabei aber Mord aus dem Spiel lassen.«
    Er wandte sich den Beamten zu.
    »Was gibt es hier?«
    Der Beamte erklärte: »Wir haben ihn gerade bei einer Lüge erwischt.«
    »Das bedeutet noch gar nichts«, antwortete Sellers. »Den kann man bei einem Dutzend Lügen ertappen, und dann wird sich dieses Bürschlein im Handumdrehen herauswinden. Und wenn Sie nicht gut aufpassen, werden Sie noch dastehen und ihm den Sack aufhalten, aus dem er entschlüpft.«
    »Bisher war es immer noch so«, antwortete ich, »daß in dem Sack, den Sie in der Hand hielten, etwas drin war, was Sie draußen suchten.«
    »Das wollen wir jetzt nicht erörtern«, entzog sich Sellers dieser ihm unangenehmen Entwicklung der Debatte. Er nickte den Beamten zu.
    »Schaffen wir erst mal die Damen aus dem Zimmer, und Sie erklären mir, worum es sich handelt. Dann werde ich zurückkommen und diesen Burschen hier vernehmen.«
    Alle verließen das Zimmer.
    Es dauerte gute zwanzig Minuten, bis Sellers allein zurückkam.
    Er sog am Stummel einer kalten Zigarre und sah mich nachdenklich an.
    »Sie machen aber auch die verrücktesten Sachen, Lam.«
    »Möchte eher sagen, mir stoßen die verrücktesten Sachen zu«, konterte ich.
    »Haben Sie den Unfall gesehen?«
    »Nein.«
    »Warum haben Sie dann behauptet, Sie hätten ihn gesehen?«
    »Weil dieser Kerl Bedford mich gezwungen hat, eine solche Erklärung abzugeben.«
    »Wie konnte er Sie dazu zwingen?«
    »Zunächst einmal hat er mich zusammengeschlagen.«
    »Und was dann?«
    »Dann glaubte er, ich sei in San Quentin gewesen, und ich ließ ihn in diesem Glauben.«
    »Warum?«
    »Ich wollte sehen, was er in dieser Sache für Interessen hatte.«
    »Schön. Da gibt es aber noch einen anderen Mann namens Chris Maxton. Er ist der Partner von Carter Holgate. Sie haben ihm erklärt, den Unfall gesehen zu haben, und dafür zweihundertfünfzig Dollar kassiert.«
    »Das stimmt.«
    »Und warum haben Sie das getan?«
    »Ich wollte feststellen, wer zweihundertfünfzig Dollar für einen Zeugen bot und wer das Geld zahlte.«
    Sellers schüttelte den Kopf.
    »Ich muß mich doch sehr wundern, daß ein so ausgekochter Kerl wie Sie zweihundertfünfzig Dollar annimmt. Das bedeutet doch juristisch, daß Sie Geld unter Vorspiegelung falscher Tatsachen

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