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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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antwortete Sellers ungerührt. »Wir sind dabei, einen Mordfall aufzuklären.«
    Sie zierte sich etwas und sagte: »Wenn so charmante Männer zu Besuch kommen, möchte man natürlich nett aussehen, aber...« Schließlich öffnete sie die Tür.
    Wir betraten das Zimmer. Sellers machte mit seinem kalten Zigarrenstummel eine Bewegung in Richtung auf einen Stuhl und sagte zu ihr: »Setzen Sie sich. Es dauert nicht lange.«
    Sie nahm Platz, wobei ihr Morgenrock zur Seite glitt und ein langes, nacktes Bein enthüllte. Sie machte eine leicht verschämte Geste, griff nach dem Rock und zog ihn wieder über das Bein.
    »Wissen Sie jetzt, was ich meinte?« fragte sie.
    »Was soll ich wissen?« fragte Sellers zurück.
    »Daß ich nicht angezogen bin.«
    »Ich verstehe Sie nicht«, antwortete Sellers unbeeindruckt.
    »Aber Donald ist es nicht entgangen«, sagte sie und lächelte.
    »Kommen wir zur Sache«, unterbrach Sellers das Geplänkel. »Ich will jetzt endlich wissen, was es mit dem Autounfall auf sich hat.«
    »Das habe ich doch schon ein dutzendmal erzählt.«
    Sellers ließ sich nicht ablenken. »Um welche Uhrzeit war es?«
    »Über die Zeit kann ich nichts Genaues sagen«, antwortete sie, wobei sie die Augen gesenkt hielt und mit ihren Fingern spielte. »Es war irgendwann am Nachmittag, und es mag vielleicht... ach, ich weiß es einfach nicht mehr. Immer wieder habe ich versucht, mir die Geschehnisse dieses Tages ins Gedächtnis zurückzurufen, aber ich kann mich an die genaue Zeit einfach nicht erinnern. Sie müssen wissen, Inspektor, daß ich ziemlich durcheinander war. Damals wußte ich noch nicht, daß ich ernstlich verletzt worden war. Ich machte mich nach dem Unfall auf den Weg zu meiner Wohnung und muß unterwegs ohnmächtig geworden sein. Ich weiß dann nur noch, daß ich irgendwie in meine Wohnung gelangt bin, und von da an läßt mich mein Gedächtnis ganz im Stich. Natürlich wußte ich, daß ich einen kräftigen Stoß erhalten hatte und verletzt worden war. Ich glaubte, ich sei nur aufgeregt und... Ich habe allerlei über Ohnmachtsanfälle gelesen und was alles aus einem Schock entstehen kann. Mir scheint, es ist genau das, was mir zugestoßen ist.«
    Sellers ging gar nicht auf ihr Gerede ein. »Also gut«, sagte er, »ich werde jetzt mit Ihnen ganz behutsam sprechen. Hat es einen Autounfall gegeben?«
    »Hat es einen Autounfall gegeben?« wiederholte sie seine Frage. »Was, in aller Welt, wollen Sie damit sagen? Natürlich hat es einen Unfall gegeben.«
    »Ich will nur eins wissen: Ist Holgate von hinten auf Ihren Wagen aufgefahren, oder war das Ganze nur ein Scheinmanöver?«
    »Was meinen Sie mit >Scheinmanöver    »Es liegen Beweise dafür vor, daß Holgate in einen Unfall mit Fahrerflucht verwickelt war, wobei sein Kühler beschädigt wurde. Sie und Holgate haben daraufhin einen Handel abgeschlossen, durch den er ein Alibi für seinen beschädigten Kühler erhielt, während Sie für Ihre Hilfestellung einen Schadensanspruch gegenüber der Versicherung anmelden konnten.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich? Der Unfall ist genau so passiert, wie ich ihn beschrieben habe. Ich würde niemals versuchen, eine Versicherungsgesellschaft zu betrügen, und ich habe Mr. Holgate nie gesehen, bis er von hinten auf meinen Wagen auffuhr und wir die Namen und Adressen austauschten.«
    Sellers sah mich nachdenklich an. »Wollen Sie Fragen stellen, Lam?«
    Ich fragte: »Wer hat eigentlich den Schadensanspruch formuliert, den Sie bei der Versicherung eingereicht haben, Miss Deshler?«
    Sie musterte mich mit einem schnellen Blick von Kopf bis Fuß und änderte jäh ihre Haltung. »Das hat nichts mit dem Unfall zu tun. Mit einem Wort: Das geht Sie einen Dreck an.«
    »Dann werde ich Ihnen eine andere Frage stellen«, fuhr ich fort. »Sind Sie vorher schon in Autounfälle verwickelt gewesen?«
    Sie blickte Frank Sellers an und fragte ihn: »Muß ich hier sitzen und mich auf solche Weise ausfragen lassen? Ich denke, Sie versuchen, einen Mordfall aufzuklären. Was macht es da für einen Unterschied, °b ich in einen oder in tausend Unfälle verwickelt gewesen bin?«
    »Er hat ja nur gefragt«, meinte Sellers.
    »Und ich antworte nur«, gab sie schnippisch zurück. »Das geht ihn überhaupt nichts an. Und nun, meine Herren, wollen Sie sich wohl empfehlen. Ich gedenke nicht, den ganzen Nachmittag im Négligé herumzusitzen und mit Ihnen dummes Zeug zu schwatzen. Ich habe zu tun.«
    Sellers gab sich noch nicht zufrieden. »Wir

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