Lodernde Begierde
nicht die anvisierte Sofia, würde sich mit ihrem Urteil zurückhalten, vielen Dank. In der Vergangenheit hatte nie jemand gezögert, über sie herzuziehen. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass ihre bevorstehende Verwandlung derart dramatisch ausfallen würde.
Fortescue empfing sie in der Empfangshalle und sah für so einen Ausbund an Würde und Gefasstheit seltsam erhitzt aus. Ihr unangekündigter Besuch musste ihn mehr aus dem Konzept gebracht haben, als sie vermutet hatte.
Hinter ihm erblickte Sophie Deirdres Zofe, Patricia. Sie blinzelte überrascht. »Ist ihre Ladyschaft bereits wieder zu Hause?«
Patricia lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, Miss. Ich bin hiergeblieben, um mich um Lady …«
»Sophiiiieeee!«
Sophie hatte sich glücklicherweise auf den Ansturm vorbereitet, denn Lady Margaret rannte so schnell, dass der glatte Marmorboden der Empfangshalle keine Bremsung mehr zuließ.
Nachdem Sophie wieder Luft bekam und sich von spitzen Ellenbogen und Knien befreit hatte, stellte sie Meggie auf die Füße und schaute sie mit gespieltem Ernst an. »Schatz, hast du denn noch nie vom Impulserhaltungssatz gehört?«
Meggie grinste zu ihr hoch. »Doch, klar. In Strümpfen kann ich von der hinteren Treppe bis zur Haustür schlittern, wenn Graham hier ist, um mir einen Impuls zu geben.«
Grahams Namen ausgesprochen zu hören, nahm Sophie ein klein wenig die Freude daran, ihre kleine Cousine zu sehen, aber sie hob das Kinn, um den Butler gefasst anzusehen, einen der wenigen Männer, in deren Anwesenheit sie sich wohlfühlte.
»Ich habe vor zu bleiben, Fortescue.«
Fortescue schien sich auch erholt zu haben. »Gerne, Miss Sophie, Ihr seid herzlich willkommen. Wie lange gedenkt Ihr zu bleiben?«
So lange, wie ich brauche. Sie lächelte unverbindlich. »Das kann ich nicht sagen. Mir war einfach nach Abwechslung. «
Bitteres Mitgefühl flammte in Fortescues Blick auf. »Wie geht es Lady Tessa?«
Sophie schüttelte trübselig den Kopf. »Nun, sie wird überrascht sein, nehme ich an, wenn sie sich je die Mühe machen sollte zu bemerken, dass ich ihr entkommen bin.«
Fortescue antwortete nichts darauf, doch seine knappen Befehle an die Lakaien hinsichtlich ihres Gepäcks machten klar, dass sie ihm willkommen war. Als er sich entfernte, lächelte Sophie Patricia an. »Ich bin sehr froh, dass du hier bist. Wenn es dir nichts ausmacht, hätte ich gerne deine Hilfe.«
Patricia legte den Kopf schief. »Gerne, Miss, aber ich durfte Euch doch nie frisieren.«
Sophie schaute hinab auf ihre behandschuhten Finger. »Die Zeiten ändern sich.«
Patricia atmete schwer aus. »In der Tat, Miss.«
Sophie schaute auf und bemerkte, dass der Blick der hübschen Zofe den männlichen Bediensteten die Treppe hinauf folgte. War Patricia in einen der attraktiven jungen Lakaien verliebt? Wenn sie es war, dann würde sich Deirdre ihr wahrscheinlich nicht in den Weg stellen, wie es so viele Dienstherrinnen tun würden.
Glückskind – eine Romanze ohne Hindernisse.
Doch Neid bekam niemandem. Sophie war hierhergekommen, um etwas zu erreichen, sie hatte keine Zeit, um sie mit Gedanken darüber, was hätte sein können, zu verschwenden.
Meggie zerrte an ihrer Hand. »Sophie, Papa und Dee sind unterwegs und besuchen Großonkel Brookmoor. Ich konnte nicht mit. Ich bin kein beruhigender Besuch für einen älteren Herrn«, teilte sie sachlich mit.
Sophie kniete sich rasch hin, was sie auf Augenhöhe mit dem Kind brachte. »Weißt du, Schatz, ich glaube, das bin ich auch nicht.«
Meggie grinste. »Wollen wir nach dem Abendessen Karten spielen?«
Sophie kniff ihr behutsam in die kleine Stupsnase. »Du schummelst, du kleines Biest.«
Meggies Grinsen wurde breiter. »Du auch. Aber ich kann es besser.«
Sophie lachte und richtete sich auf. »Abgemacht, Biestchen.« Dann wandte sie sich an Patricia. »Lementeur wird in Kürze hier eintreffen. Ich …«
Patricia blinzelte schockiert. »Maria, Jesus und Josef! «, keuchte sie. »Hier?«
»Ja.« Sophie wusste, dass die Londoner Damen Lementeurs Kreationen bewunderten, aber offenbar war sie sich seiner wahren Bedeutung nicht bewusst gewesen. »Er hilft mir … meinen Stil zu verbessern.«
Patricia fiel die Kinnlade herunter. Dann schloss sie den Mund. Dann breitete sich langsam ein strahlendes Lächeln über ihr Gesicht aus. »Oh, Miss. Ihr werdet aussehen wie eine Prinzessin!«
Sophie zog eine Grimasse. »Das arme Königreich.« Sie streckte den Arm aus und nahm Meggies Hand in
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