Lodernde Begierde
Lippen. »Sei still, Gray. Es war herrlich. Du warst herrlich.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch herrlich war.«
Er lachte und zog sie in seine Arme. »Du warst in der Tat herrlich. Du warst am herrlichsten.«
Sie seufzte glücklich. »Das hatte ich mir gedacht.« Sie kuschelte sich in seine Arme und legte den Kopf auf seine Brust. »Jetzt gehörst du mir«, flüsterte sie schläfrig.
Kurz bevor sie in einen erschöpften Schlaf fiel, meinte sie, seine gemurmelte Antwort zu hören.
»Für immer.«
Sechsundzwanzigstes Kapitel
S ophie erwachte langsam. Nach und nach wurde sie sich der Schmerzen in ihrem Körper bewusst. Ihres Körpers, der weit geritten, weit gelaufen und zutiefst geliebt worden war. Sie streckte sich unter der Decke aus, während sie die Hände über ihren nackten Körper gleiten ließ und ihre Glieder überprüfte. Nichts schien bleibende Schäden erlitten zu haben. Sie schlug die Augen auf.
Im Zimmer war es bis auf das Feuer dunkel. Die vergammelte Schäbigkeit des Raums wurde von den Schatten verborgen, die nur die großzügigen Proportionen und schmückenden Details dem Auge offenbarten. Mit ein bisschen Liebe und Arbeit konnte dieses Zimmer ein Kunstwerk werden – ein Zimmer, das eines Herzogs würdig war.
Dieses Herzogs. Ihres Herzogs. Den sie mehr als alles andere gewollt hatte.
Er war wach und stand am Fenster, von dem aus er das mondbeschienene Anwesen betrachtete.
Er war nackt und schön. Kein Bildhauer der Renaissance hätte eine edlere Statue schaffen können.
»Gray?«
Er drehte sich lächelnd zu ihr um, doch die Verzweiflung in seinen Augen bestürzte sie.
»Was ist los?«, fragte sie, obschon sie meinte, es zu wissen.
Er schüttelte immer noch lächelnd den Kopf. »Nichts.«
»Unsinn!«, erklärte sie bestimmt. Sie erhob sich auf die Knie und ließ sich auf den Fersen nieder, wobei sie das Betttuch gedankenverloren an ihre Brust drückte. Sein Blick erwärmte sich mit Verlangen, und sie freute sich darüber – würde es immer tun! –, aber sie hob abwehrend die Hand, als er sich ihr näherte.
»Gray, vertraust du mir?«
Seine Augenbrauen hoben sich verwegen. »Uneingeschränkt. Willst du mich wieder fesseln?« Sein Lächeln wurde zu einem komödiantischen Lechzen. »Wirst du dieses Mal dein Korsett anbehalten?«
Sie war so sehr von einer Welle lüsterner Neugierde ergriffen, dass sie ihn beinahe das Thema wechseln ließ. Gerade noch rechtzeitig befreite sie sich von dieser Ablenkung. »Warte.« Sie krabbelte zurück, weg von seinen ausgestreckten Händen. »Ich will es wissen. Vertraust du mir?«
Er hielt inne. »Ich vertraue dir, Sophie. Ich habe dir immer vertraut. Du bist die aufrichtigste Person, die mir je begegnet ist.«
Oh. Na ja … vielleicht sollte sie nicht unbedingt ins Detail gehen, zumindest jetzt noch nicht. Ich werde dir bald die Wahrheit sagen, mein Liebster, das verspreche ich dir. Graham hielt sich für einen schrecklichen Schurken, aber in Wahrheit war er der einzige Mann in seiner Familie, der einen Begriff von Ehre und Verantwortung hatte. Würde er das Geld überhaupt annehmen, wenn er erführe, dass sie es durch Betrug erworben hatte?
Kleine Gesichter, eingefallen und traurig …
Genau. Wenn es auch falsch war, dann diente es doch einem guten Zweck. Sie atmete tief ein. »Ich möchte, dass du an mich glaubst, Gray. Ich … wir können Edencourt retten. Ich weiß, dass es jetzt hoffnungslos scheint, aber du wirst schon sehen. Wir werden alles haben, was wir brauchen.«
Sein Lächeln nahm einen neugierigen Zug an, und er legte den Kopf schräg, während er sie ansah. »Sophie, ich weiß, dass du außergewöhnlich klug bist …«
Sie nahm seine Hand, legte sie auf ihr Herz und hielt sie dort fest. »Ich verspreche es dir, Gray.« Sie versuchte, ihre Worte mit ihren Augen zu unterstreichen. »Alles wird absolut gut.«
Trotz seines Lächelns runzelte er leicht die Stirn. »Alles wird absolut gut? Wie kannst du so etwas versprechen? Das Leben ist nie absolut gut.«
Sie drückte die Hand, die sie hielt. »Vertraue darauf. Wenn du schon kein Vertrauen in die Zukunft hast, dann vielleicht doch in mich?«
Als er sie anschaute, glättete sich seine Stirn, und seine Augen leuchteten zum ersten Mal. »Ich vertraue selten jemandem«, sagte er langsam. Er hob ihre Hände, die noch immer seine hielten, an seine Lippen. Dann lächelte er sie so unverhohlen an, dass es ihr den Atem raubte.
»Aber ich
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