Lodernde Träume
zu entreißen, was ihr auch gelang, da er mit ihrer Reaktion nicht gerechnet hatte. Doch durch ihre heftige Bewegung und das Gewicht des Sattels verlor sie das Gleichgewicht und fiel, wild mit den Händen fuchtelnd, rückwärts in einen Heuhaufen.
Sie stieß einen wütenden Schrei aus und schlug ihm trotzig auf die Hand, als er ihr hochhelfen wollte. Mein Gott, schon wieder hatte sie sich vor diesem Mann schrecklich lächerlich gemacht. Wie oft musste ihr das denn noch passieren?
»Ich wollte Ihnen doch nur helfen«, sagte er, »Timmy konnte es ja nicht tun, nachdem ich ihn weggeschickt habe.«
Sie vermied es nach wie vor, ihn anzusehen. Doch obwohl sie nicht den geringsten Anflug von Belustigung in seiner Stimme gehört hatte, stellte sie sich vor, wie er von einem Ohr zum andern grinste. Ob das jetzt wohl der richtige Moment war, ihm ihre Drohung mitzuteilen?
Sie stand auf und streifte das Stroh von ihrem Reitkleid, dann griff sie nach dem Sattel. Während sie Sir Ambrose zum Ausritt fertig machte, stand Devlin stumm neben ihr und sagte kein einziges Wort. Sie war nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch da war. Doch sie würde sich lieber auf die Zunge beißen als...
»Miss Penworthy«, unterbrach er ihre Gedanken, »seit ich hier stehe, haben sie mich nicht ein einziges Mal angesehen.« Sein Tonfall hatte sich geändert und zeigte einen Anflug von Verärgerung. »Sind mir plötzlich Hörner gewachsen?«
»Die hatten Sie wohl immer schon«, platzte sie heraus. Sie konnte einfach den Mund nicht halten.
»Sehen Sie mich gefälligst an, wenn Sie mich beleidigen!«
Sie tat ihm diesen Gefallen nicht, gab ihm jedoch einen kleinen Tip: »Mr. Jefferys, ich habe nicht die Absicht, Sie durch meine Art, Sie anzusehen, ein weiteres Mal zu provozieren.«
»Das tun Sie aber gerade«, keuchte er und konnte nur mit Mühe seine Erregung beherrschen. »Man kann jemanden auf sehr verschiedene Art anschauen, das wissen Sie ganz genau. Außerdem habe ich das nur so aus meinem Ärger heraus gesagt. Wahrscheinlich wird beim nächsten Mal, wenn Sie mich wieder so anstarren, überhaupt nichts passieren. Wollen Sie's nicht mal versuchen?«
»Nein!«
»Macht auch nichts. Übrigens, der verfluchte Teich war ganz schön kalt.«
Jetzt konnte sie es sich doch nicht verkneifen, ihn anzuschauen, doch ihr Blick war kühl und abweisend: »Dieser >verfluchte< Teich, wie Sie sich auszudrücken belieben, ist zufällig mein Teich. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich in Zukunft davon fernhielten.«
»Dann bringen Sie gefälligst nicht mein Blut derartig in Wallung, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als mich auf diese Weise abzukühlen. Sonst schnappe ich Sie mir das nächste Mal und trage Sie höchstpersönlich in mein Bett.«
Megan schoss das Blut in die Wangen. Dann sagte sie mit ge presste r Stimme: »Wenn das so ist, dann dürfen Sie sich ab jetzt in meinem Teich abkühlen, wenn Sie es nötig haben!«
»Genau die Antwort hatte ich erwartet!«
Megan drehte sich um und führte betont gelassen ihr Pferd aus dem Stall hinüber zum Sattelplatz, doch innerlich kochte sie vor Wut über den selbstgefälligen Ton in seiner Stimme.
»Eigensinnige Göre«, hörte sie ihn hinter sich murmeln, eindeutig nicht für ihre Ohren bestimmt, denn er fügte laut hinzu: »Kommen Sie, ich helfe Ihnen in den Sattel.«
»Danke, nicht nötig. Ich kümmere mich um mein Pferd selber und kann auch allein in den Sattel steigen.« »Ist das Ihr Pferd?«
Ihre Augen wurden schmaler bei dieser Frage. »Finden Sie irgend etwas daran ungewöhnlich?«
»Ich frage mich nur, wie Sie an so einen Vollblüter gekommen sind.«
»Sir Ambrose war ein Geschenk zu meinem zwölften Geburtstag.«
»Das ist Sir Ambrose?« prustete er los.
Megan biss sich die Zähne zusammen. »Was zum Teufel finden Sie daran so lustig?«
»Ich bin ungern derjenige, Miss Penworthy, der Sie darauf hinweist, aber dieses Pferd ist eine Stute.«
»Das ist mir bekannt. Und?«
Er schaute verblüfft. »Warum haben Sie sie dann >Sir Ambrose< genannt?«
»Nach ihrem vorherigen Besitzer, Ambrose St. James.«
»Warum denn das?« fragte er und sah sie plötzlich argwöhnisch an. »Haben Sie ihn kennengelernt? Sah er vielleicht aus wie ein Pferd?«
Megan wunderte sich, dass er auf einmal so angespannt wirkte. »Nein, ich habe ihn noch nicht kennengelernt, noch weiß ich, wie er aussieht. Aber was macht das schon. Und im übrigen, was geht es eigentlich Sie an, wie ich mein Pferd
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