Lodernde Träume
es war noch viel unanständiger von ihm, sie zu fragen, ob er sich für sie ausziehen sollte. Er hatte einfach kein Recht, sich so eine Dreistigkeit zu erlauben. Und er hatte auch kein Recht, dauernd diese Schlüpfrigkeiten von sich zu geben, kaum, dass er den Mund aufmachte. Und er hatte vor allem kein Recht, sie so anzugehen, wie er es getan hatte! Es gab wirklich nicht den geringsten Grund, dass sie da die Schuld bei sich suchen müsste . Oder doch?
Hatte er ihr nicht gesagt, dass ihre Art, ihn so anzustarren, für ihn war, als ob sie ihn mit den Händen streichelte? Nein! Sie weigerte sich, zu glauben, dass sie ihn zu seinem ungeheuerlichen Benehmen provoziert hätte. Und sie weigerte sich ebenso, seine Drohung ernst zu nehmen, dass er sie wieder küssen würde, wenn sie ihn noch einmal so anstarren würde. Das würde er niemals wagen! Oder etwa doch? Ein gemeiner, roher Bursche, wie er einer war? Warum denn nicht? Sie hätte sich auch nicht im Traum vorgestellt, dass er die Frechheit besäße, sie einfach zu küssen, und trotzdem hatte er es getan. Und warum, zum Teufel, musste sie eigentlich die ganze Zeit daran denken?
Wenn er sie doch bloß nur dieses zweite Mal geküsst hätte. Das war doch ganz anders, hundertmal schöner gewesen als das erste Mal. Ihr waren die Sinne geschwunden, eine Welle von Gefühlen war ihr durch den Bauch gewogt. Sie musste zu ihrer Schande gestehen, dass sie enttäuscht war, als er aufgehört hatte. Dabei war es ja kein Wunder. Er hatte ihr offen ins Gesicht gesagt, dass sie nicht küssen konnte.
Megan runzelte die Stirn, als sie daran dachte. Es stimmte, sie hatte auf diesem Gebiet nicht die geringsten Erfahrungen. Den einzigen Kuss , an den sie sich erinnern konnte, hatte ihr einmal ein früherer Verehrer gestohlen. Doch das war nur eine flüchtige Berührung der Lippen gewesen, so kurz, dass sie gar keine Zeit hatte, sich zu überlegen, ob es ihr gefallen hatte oder nicht.
Aber sie würde bald heiraten. Sollte sie nicht die eine oder andere Erfahrung sammeln, bevor sie ihren Herzog küsste ? Sie wollte nicht, dass er sie genauso als unerfahrenes Ding belächeln würde, wie es Devlin getan hatte. Doch jetzt, wo sie wusste , wen sie heiraten würde, war es ja auch unfair, irgendeinen Verehrer sie küssen zu lassen und somit falsche Hoffnungen in ihm zu erwecken. Sie hatte also keine Gelegenheit mehr, das Küssen zu lernen. Und als Devlin sie geküsst hatte, war sie von diesen ganz neuen Gefühlen derartig überwältigt gewesen, dass sie gar nicht darauf geachtet hatte, was er da eigentlich mit ihr machte, dass sie diese wunderbaren Gefühle bekam. Natürlich würde sie es ihm nie wieder gestatten, sie noch einmal zu küssen. Ein Pferdezüchter! Dass er es überhaupt gewagt hatte...
Sie stand immer noch am Fenster, als er kurz darauf zurückkam. Sein Haar war nass und sein Hemd klebte am Rücken. Hatte er irgendwo gebadet? Doch nicht etwa in ihrem Teich! Bei dem bloßen Gedanken, dass er sich in ihrem ganz privaten Badeparadies getummelt hatte, geriet sie in Rage. Es war schon schlimm genug, dass er in ihrem Stall hauste.
Während sie sich immer noch über diese seine neueste Frechheit ärgerte, bemerkte sie, dass er sie gesehen hatte.
Er hielt den Hengst direkt unter ihrem Fenster an und schaute zu ihr empor. Trotz seiner Warnung schaute sie zurück, absichtlich. Sie wusste , dass sie in ihrem Zimmer vor ihm und seinen Drohungen sicher war, und umso herausfordernder schaute sie zu ihm hinunter. Es bereitete ihr ein diebisches Vergnügen.
Aber auch er schaute sie unentwegt an. Sogar als er abstieg und sich direkt vor seinem Pferd aufstellte, ließ er sie nicht aus den Augen. War das ein Wettkampf, wer den Blick des anderen am längsten aushielt? Doch plötzlich langte er an seinen Hosenbund und zog sich mit einer einzigen schnellen Bewegung das Hemd über den Kopf.
Megan erstarrte und riss hastig die Gardinen zu. Sie hörte ihn unten heiser lachen. Es klang ihr schlimmer in den Ohren als sein selbstgefälliges Pfeifen gestern. Er hatte also auch diese Runde für sich entschieden! Es war einfach nicht zum Aushalten. Er war einfach nicht zum Aushalten. Sie musste mit ihrem Vater sprechen. Dieser Mann musste in seine Schranken verwiesen werden!
Hewlett-Packard
8
Megan wollte später beim Frühstück mit ihrem Vater darüber reden. Sie legte sich genau zurecht, was sie sagen wollte. Sie würde natürlich nicht die ganze Wahrheit erzählen, doch sie
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